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Klinikdienstleister: Ermittlungen gegen Vanguard-Gründer

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat gegen Robert Schrödel, den ehemaligen Chef des Berliner Medizintechnikdienstleisters Vanguard, Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation aufgenommen.

Das sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Freitag auf Anfrage. Gut zwei Monate nach der überraschenden Entlassung des einst gefeierten Vanguard-Gründers hatte die neue Unternehmensleitung mitgeteilt, dass sie Strafanzeige gegen Schrödel gestellt habe.

Das Unternehmen befinde sich derzeit in einer „schwierigen Phase“, teilte Finanzvorstand Jörg Menten am Rande einer nichtöffentlichen und außerordentlichen Hauptversammlung im Hilton-Hotel am Gendarmenmarkt mit. Vanguard müsse nun hohe Sonderabschreibungen und außerordentliche Aufwendungen vornehmen. „Das führt in der Bilanz zu einem mindestens hälftigen Verzehr des Grundkapitals“, sagte Menten.

Die Liquidität sei gleichwohl durch eine Brückenfinanzierung sichergestellt. Die Finanzinvestoren Baigo Capital und Santo Holding hätten Vanguard seit Mai dieses Jahres Darlehen in Höhe von insgesamt 12,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Mittel stellten ausreichend Liquidität bis zur geplanten Kapitalerhöhung sicher, erklärte Menten. Baigo Capital und Santo halten gemeinsam 32 Prozent der Vanguard-Anteile.

Robert Schrödel erschien am Freitag persönlich auf der Hauptversammlung mit etwa 60 Teilnehmern. Dort wies er die Vorwürfe zurück und kritisierte Aufsichtsrat und Vorstand, dass sie ihn bisher nicht detailliert über alle Vorwürfe in Kenntnis gesetzt hätten. „Ich werde jeden einzelnen Vorwurf widerlegen“, sagte Schrödel dem Tagesspiegel. Zudem teilte er mit, dass er gegen zwei Personen des Unternehmens Strafanzeige wegen Datendiebstahls gestellt habe. Auch fordere er auf dem Rechtsweg mehrere Darlehen in Gesamthöhe von 9,6 Millionen Euro, die er dem Unternehmen aus seinem Privatvermögen zur Verfügung gestellt habe, zurück. Ferner habe er eine Schadenersatzklage angestrengt, wegen der Probleme, die ihm durch seine Abberufung entstanden seien. „Auf Wiedereinstellung aber klage ich nicht. Das Tischtuch ist zerschnitten“, sagte Schrödel.

Bereits am Vortag hatte der Manager in einer Mittelung seine Entlassung als Inszenierung bezeichnet, um die angekündigte Kapitalerhöhung zu rechtfertigen. „Dies würde den Großaktionären Baigo (gehört anteilig zu Sal. Oppenheim) und der Santo Holding GmbH (ist den Hexal Gründern Thomas und Andreas Strüngmann zuzuordnen) helfen, die Mehrheit zu erlangen“, schrieb er.

Die Vanguard AG war 1998 von Schrödel gegründet worden und versorgt heute nach eigenen Angaben rund 1500 Kliniken – etwa mit sterilisiertem OP-Besteck. Zudem bietet die Firma, die ein Werk in Berlin-Marzahn betreibt, auch IT-Lösungen zur Optimierung von Abläufen in Kliniken an. Kevin P. Hoffmann

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