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Ganz langsam läuft der Wandel bei den Antriebsarten. Doch im nächsten Jahrzehnt kommt Schwung in den E-Auto-Markt.

© picture alliance / dpa

Elektromobilität: Kagermann für mehr Fördergeld

Future Mobility Summit des Tagesspiegels: Die Hürden für die Anschaffung eines Stromautos werden kleiner.

Henning Kagermann, Vorsitzender der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), hat sich für eine Verlängerung und Aufstockung der staatlichen Förderung ausgesprochen. „Die Förderung wirkt, es wäre wünschenswert, wenn sie länger zur Verfügung stünde“, sagte Kagermann am Montag beim zweitägigen Future Mobility Summit des Tagesspiegels in Berlin. Der Kongress mit 1700 Teilnehmern setzt den seit sieben Jahren stattfindenden eMobility Summit in erweiterter Form fort. Kagermann plädierte dafür, den Umweltbonus von 4000 Euro für die Anschaffung von Elektrofahrzeugen, den Bund und Industrie je zur Hälfte finanzieren, nicht wie geplant 2019 auslaufen zu lassen, sondern bis mindestens 2020 zu zahlen. Bislang wurden nur knapp 100 Millionen Euro aus dem Fördertopf von 600 Millionen Euro abgerufen. Nachlegen sollte der Bund bei der Förderung der Infrastruktur. Die 300 Millionen Euro, mit denen der Bund den Aufbau von Ladesäulen gefördert hat, seien ausgeschöpft. „Das sollte ergänzt werden“, sagte der NPE-Vorsitzende. Insgesamt zeigte sich Kagermann mit der Arbeit der 2010 eingesetzten NPE zufrieden. „Elektromobilität ist im Alltag angekommen.“ Die immer noch sehr niedrigen Anteile elektrifizierter Autos am Gesamtbestand sei nicht beunruhigend. „In fünf Jahren werden die Hürden für die Anschaffung eines Elektroautos verschwunden sein: Preis, Reichweite und Ladeinfrastruktur“, sagte Kagermann. 

BASF für Zellproduktion 

Handlungsbedarf beim Aufbau einer europäischen Batteriezellenproduktion sieht Martin Brudermüller, stellvertretender BASF-Chef. „Nur zu wollen und zu reden, geht nicht“, sagte Brudermüller. „Jetzt kommt die Zeit, um Rahmenbedingungen zu schaffen.“ Europa brauche eine lückenlose Wertschöpfungskette, um bei der Elektromobilität global wettbewerbsfähig zu sein. Diese Kette müsse nicht notwendigerweise von europäischen Unternehmen geschlossen werden. Gefordert sei jetzt die Politik, erste Anläufe gebe es auf EU-Ebene. „Das kostet Geld“, gab der BASF-Vizechef zu bedenken. Die Zellenproduktion sei „sehr, sehr kapitalintensiv“. Denkbar seien im Rahmen der europäischen Industriepolitik neben der Forschungsförderung auch konkrete Investitionshilfen oder Ansiedlungsprogramme. Ein „konzertierter Einstieg“ in die Zellenfertigung sei notwendig. „Wir müssen in viel größerem Maßstab investieren“, sagte Brudermüller. Im Jahr 2020 werde es Prognosen zufolge in Europa eine Produktionskapazität für Batteriezellen von 20 bis 25 Gigawattstunden geben. Dies seien nicht einmal zehn Prozent der dann in Asien vorhandenen Kapazität.

Ramona Pop kritisiert Autoindustrie 

Ramona Pop, Wirtschaftssenatorin in Berlin, kritisierte die deutsche Automobilindustrie, die trotz vielfacher Ankündigungen immer noch nicht in der Lage sei, Elektrobusse zur Verfügung zu stellen. „Wir werden von Jahr zu Jahr vertröstet“, sagte Pop. Auch für ihren eigenen Dienstgebrauch finde sie kein geeignetes E-Fahrzeug. Dabei seien angesichts drohender Fahrverbote elektrifizierte ÖPNV-Fahrzeuge dringend gefragt. „Es kann nicht sein, dass wir die Infrastruktur aufbauen und die Industrie liefert dann nicht.“ Sie reise in diesen Tagen nach China, um mit dortigen E-Bus-Herstellern zu sprechen. „Die deutschen Hersteller verpassen buchstäblich den Elektrobus“, sagte Pop. Die Berliner Verkehrsbetriebe wollen in den kommenden Jahren 120 E-Busse anschaffen, aktuell sind vier batteriebetriebene Fahrzeuge in Berlin im Linienbetrieb unterwegs. 

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