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Aus Solidarität zur Ukraine oder aus purem Eigennutz - in jedem Fall hat Deutschland weniger Gas verbraucht.

© IMAGO/CHROMORANGE

Einsparungen zeigen Wirkung: Deutschland hat im Juni fast ein Viertel weniger Gas verbraucht

Laut dem Energieverband BDEW hat die Reduzierung des Gasverbrauchs viele Gründe. Einer davon dürfte der hohe Preis sein.

Der Gaspreis bereitet vielen Haushalten Sorge. Wie aktuelle Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vom Dienstag nahelegen, wirkt sich das auf den Verbrauch aus. Demnach wurde im Juni 2022 fast ein Viertel weniger Gas verbraucht als im Vorjahresmonat. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2022 mit 497 Milliarden Kilowattstunden (kWh) 14,7 Prozent weniger Erdgas verbraucht als im Vorjahreszeitraum.

Als Hauptgrund nennt der Verband die deutlich mildere Witterung als im Frühjahr 2021, da Gas vor allem zum Heizen eingesetzt wird. Aber auch bereinigt um Temperatureinflüsse habe der Erdgasverbrauch im ersten Halbjahr um rund acht Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahres 2021 gelegen.

„Vor allem das hohe Preisniveau senkte die Nachfrage“, folgert auch der BDEW. Die wirtschaftliche Eintrübung oder persönlich motivierte Einspareffekte könnten ebenfalls dazu beigetragen haben. Besonders deutlich war der Rückgang im Monat Juni.

Weniger Strom aus Gas

Die Stromerzeugung aus Gas ist nach BDEW-Angaben bereits seit Mitte des Jahres 2021 rückläufig. Im ersten Halbjahr 2022 sei in Gaskraftwerken rund zwölf Prozent weniger Strom erzeugt worden als im Vorjahreszeitraum.

„In fast jedem Haushalt und bei öffentlichen Gebäuden gibt es weitere Möglichkeiten, Energie zu sparen – zum Beispiel kürzer Duschen oder ein professioneller Heizungscheck“, rät Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Jede eingesparte Kilowattstunde schont auch den eigenen Geldbeutel.“

Was würde eine Übergewinnsteuer bringen?

Von den hohen Preisen wiederum könnte laut einer Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung der Staat noch mehr als bisher profitieren. Die Stiftung, die der Partei „Die Linke“ nahesteht, hatte eine Untersuchung zur „Übergewinnsteuer“ in Auftrag gegeben. Demnach seien „Einnahmen in Höhe von 30 bis 100 Milliarden Euro pro Jahr möglich“, heißt es dort.

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Die Autoren analysierten die Gewinne von sechs großen Mineralölkonzernen im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sowie die Preisanstiege bei Öl, Gas und Strom seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Diese Daten setzten sie jeweils in Bezug zum deutschen Verbrauch. Demnach ergibt sich aufs Jahr gerechnet ein krisenbedingter Übergewinn von 38 Milliarden Euro im Bereich Öl, von 25 Milliarden Euro im Bereich Gas und von 50 Milliarden Euro im Bereich Strom aus Atomkraft und erneuerbaren Energien.

Rechtliche Bedenken, wie sie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) geltend macht, wiesen die Autoren zurück: Eine Übergewinnsteuer sei verfassungsrechtlich möglich und praktisch umsetzbar, wie mehrere Beispiele aus Europa zeigten. (mit dpa)

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