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Mit der Reform reagiert die Deutsche Börse auf den Wirecard-Skandal.

© dpa

Der Dax wird vergrößert: Ein Gewinn für den deutschen Finanzplatz

Der deutsche Aktienindex wächst von 30 auf 40 Titel. Das bildet die Wirtschaft besser ab und hilft Anlegern. Doch ein Punkt fehlt bei der Reform. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Der Dax wächst. Statt 30 werden künftig 40 Unternehmen im wichtigsten deutschen Aktienindex vertreten sein, das hat die Deutsche Börse jetzt verkündet.

Es ist eine Entscheidung, von der Anleger profitieren werden. Und die den deutschen Finanzplatz stärkt. Als Leitindex soll der Dax die hiesige Wirtschaft abbilden. Mit 40 Werten kann er das sehr viel besser als mit 30.

Zumal zuletzt im Dax noch immer die Industriekonzerne und damit die Old Economy den Ton angegeben hat, während innovative Unternehmen außen vor blieben. Durch die Dax-Ausweitung können nun auch Firmen wie der Onlinehändler Zalando, der Duft- und Aromenhersteller Symrise und der Online-Marktplatzbetreiber Scout24 auf einen Aufstieg in den Leitindex hoffen. Sie werden dann in einer Reihe stehen mit BMW, Daimler, BASF oder Bayer. Das ist nur folgerichtig, spiegelt es doch den Wandel der Wirtschaft wider.

Anleger können ihr Risiko breiter streuen

Auch für Anleger ist die Dax-Ausweitung ein Vorteil. Setzen sie auf einen Fonds, der den Leitindex nachbildet, investieren sie automatisch in mehr Firmen und streuen ihr Risiko also stärker. Aufgenommen werden sollen künftig zudem nur Unternehmen, die zwei Jahre hintereinander Gewinn gemacht haben. Das macht den Dax stabiler. Schon schräg, dass erst der Wirecard-Skandal passieren musste, um diese Reform anzustoßen.

Schaut man auf die Leitindizes anderer Länder, ist Deutschland mit seinem kleinen Dax schon länger negativ aufgefallen. Auch im französischen Leitindex Cac sind 40 Unternehmen vertreten, im britischen FTSE sogar 100. Da war es wenig verständlich, warum ausgerechnet eine starke Wirtschaftsnation wie Deutschland den Fokus nur auf 30 Firmen lenken sollte.

In einem anderen Punkt haben die Börsenbetreiber allerdings mit der Reform eine Chance vertan. Ursprünglich sollten auch Unternehmen außen vorbleiben, die Geschäfte mit geächteten Waffen machen. Ein ethisches Kriterium, das nun aber nicht einfließt – mutmaßlich aus Rücksicht auf Airbus. Der Konzern, der im M-Dax notiert ist, wartet über eine Tochterfirma Trägerraketen für französische Nuklearwaffen. Wäre die Regelung drin geblieben, hätte Airbus den M-Dax verlassen müssen, was wohl zu Verstimmungen zwischen Deutschland und Frankreich geführt hätte. Deshalb aber auf eine stärker ethische Ausrichtung des Aktienmarkts zu verzichten, ist ein Armutszeugnis.

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