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Immer mehr Menschen greifen auf Online-Angebote zurück. Die traditionellen Geschäfte sehen sich durch diesen Wandel bedroht.

© AFP

Digitale Einkäufe: Das merkwürdige Verhalten shoppender Großstädter

Günstige Preise von Amazon und Uber lassen traditionelle Geschäfte erzittern. Gibt es noch einen Ausweg für Taxifahrer und Co.? Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Ursula Weidenfeld

Der Taxifahrer in Berlin Mitte klagt wütend, dass ihn die Anwesenheit von Uber in der vergangenen Woche mehr als 500 Euro gekostet habe. Die Kosmetikerin murrt „Mischkalkulation“, wenn sie eine Creme für 45 Euro einpacken will, die im Internet für zwölf Euro zu haben ist. Und der Buchhändler schwindelt etwas von „Preisbindung“, wenn er einen Fotokalender für 35 Euro verkauft, der im Online-Shop 26 Euro kostet.

Preistransparenz ist gut. Doch dem stationären Handel und den Dienstleistern schadet sie. Denn Waren im Internet zu erwerben, ist fast immer billiger, als sie im Laden zu kaufen, haben Düsseldorfer und Kölner Wissenschaftler in einer Studie über Preisdifferenzierung im Handel herausgefunden.

Je mehr Kunden sich das klarmachen, desto eher erledigen sie ihre Einkäufe online. Die traditionellen Dienstleister merken das. Einige begnügen sich damit, an den Anstand der Kunden zu appellieren. Sie müssten doch bitte weiter bei ihnen kaufen, wenn sie Wert auf lebendige Innenstädte legen. Man solle sich gefälligst klarmachen, dass die Standards, Mindestlöhne und Steuerverpflichtungen von traditionellen Händlern eingehalten würden, während das die neuen Wettbewerber nicht täten. Kurz: Die Traditionsbetriebe nutzen dem Gemeinwesen, während die anderen es zerstören.

Gute Laune lässt Kunden bleiben

Doch die Kunden empfinden die Preisdifferenzierung als unfair, Verschleierungstaktiken nehmen sie übel. Einem normal verdienenden Kunden ist nicht mehr zu erklären, dass er mit den überhöhten Preisen den Laden in der Innenstadt subventionieren soll. Deshalb sind Dienstleister wie Taxifahrer schlecht beraten, missmutig an die Loyalität der Kunden zu appellieren, Wege zu blockieren oder zu streiken. Solche Aktionen werden das Ungemach vielleicht noch etwas hinauszögern, aber nicht verhindern.

Für Händler wie für Taxifahrer gilt dasselbe: Wer überleben und wachsen will, muss einen viel besseren Service anbieten. Ein attraktiveres Einkaufserlebnis. Einen eigenen Online-Shop. Zuverlässige Beförderung. Und vor allem: gute Laune.

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