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Trauer in Sri Lanka. Inzwischen weiß man mehr über jene Attentäter, die mehr als 300 Menschen töteten.

© AFP

Sri Lanka: Die Täter: wohlhabend und gebildet

Mehr als 350 Tote gehen auf ihr Konto: Was ist bisher bekannt über die Attentäter von Sri Lanka?

Das Video einer Überwachungskamera an der St. Sebastianskirche in Negombo zeigt den Selbstmordbomber, wie er mit seinem Rucksack forschen Schrittes auf das Gebäude zueilt. Auf dem Vorplatz kreuzt sich sein Weg mit dem eines Mädchens in einem weißen Kleid. In einer vertrauten Geste streicht der Bomber dem Kind über den Kopf, dann setzt er seine Mordmission fort. Nur Sekunden später zündet seinen Sprengsatz.

Auch die Bomber, die die Luxus-Hotels in Colombo angriffen, waren gefasst und selbstsicher. Einer reihte sich in aller Ruhe mit einem Teller am Frühstücksbuffet ein, bevor er seine Bombe detonieren ließ.

Zahran Hashim alias Abu Ubaida, soll einer der Attentäter gewesen sein, der sich im schicken Restaurant des Shangri-La-Hotels mit Militärsprengstoff in die Luft jagte. Sein Bruder soll den Anschlag im Cinnamon-Grand-Hotel verübt haben. Die Geschwister stammen aus einer reichen Familie von Gewürzhändlern.

Laut Polizeiangaben waren die neun Selbstmordattentäter allesamt Bürger von Sri Lanka, acht Männer und eine Frau, die mit einem der Attentäter verheiratet war. „Die Selbstmordattentäter sind fast alle gut gebildet und kommen aus der Mittel- oder gehobenen Mittelschicht. Sie sind finanziell recht unabhängig und ihre Familien leben in stabilen Einkommensverhältnissen“, erklärte Sri Lankas Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene. „Das ist ein besorgniserregender Faktor hier“.

Manche der Täter haben Studienabschlüsse als Juristen

Manche von ihnen haben offenbar im Ausland studiert und haben Abschlüsse, etwa als Juristen. Ein Attentäter soll in Großbritannien und später Australien studiert haben.

Offenbar hatten die Behörden in Sri Lanka Hinweise über einen geplanten Anschlag nicht ernst genommen. Die Regierung nahm dies am Mittwoch zum Anlass, die Führungsriege bei der Polizei, Armee und den Geheimdiensten auszutauschen. Präsident Maithripala Sirisena kündigte zudem Umstrukturierungen an.

Dies könnte der Beginn einer neuen Welle von Nationalismus sein – zu Lasten religiöser und ethnischer Minderheiten.
Sri Lankas Muslime fürchten sich nun vor Repressalien. Radikal-buddhistische Mönche haben in den letzten Jahren Menschen aufgehetzt und antimuslimische Unruhen angezettelt.

Muslimische Führer hatten Polizei und Nachrichtendienste schon länger vor Hass-Predigern in Sri Lanka gewarnt, die zum Dschihad aufgerufen haben, darunter auch Zahran Hashim, der die Anschläge geplant haben soll. „Diese Leute haben Gehirnwäsche betrieben“, sagt Reyyaz Salley von der Shaikh Usman Waliyullah-Moschee. „Wenn die Behörden unserem Rat gefolgt wären, hätte dies alles verhindert werden können.“

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