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Am Ende der Talfahrt. „Der Aufschwung hat Fuß gefasst“, sagte EU-Kommissar Siim Kallas, der während des Europawahlkampfs EU-Währungskommissar Olli Rehn vertritt, am Montag in Brüssel.

© REUTERS

Euro-Krise: Die Südländer erholen sich

Die EU sagt einen kleinen Aufschwung für den Euro-Raum voraus – Griechen und Portugiesen profitieren. Italien und Frankreich bleiben zurück.

Aus dem Gröbsten ist die Wirtschaft im Euro-Raum heraus – doch von einem richtigen Aufschwung kann noch keine Rede sein. Die EU-Kommission zeichnete in ihrer am Montag in Brüssel veröffentlichten Frühjahrs-Konjunkturprognose ein ambivalentes Gesamtbild der 18 Euro-Länder. Nach zwei Rezessionsjahren in Folge werde der Wirtschaftsraum wieder wachsen. „Der Aufschwung hat Fuß gefasst“, sagte EU-Kommissar Siim Kallas, der während des Europawahlkampfs EU-Währungskommissar Olli Rehn vertritt. Doch verband Kallas dies mit einer Ermahnung an die südeuropäischen Krisenländer, die weitere Reformen umsetzen müssten.

Im laufenden Jahr erwartet die EU- Kommission weiter ein schwaches Wachstum für die Euroländer von 1,2 Prozent. Die Krise in der Ukraine stelle die größte Gefahr für den Aufschwung dar, warnte EU-Kommissar Kallas. Für das kommende Jahr werde nur noch 1,7 Prozent Wachstum erwartet – eine leichte Korrektur nach unten. Die Arbeitslosigkeit bleibe hoch, auch wenn sie etwas rascher sinke als bislang erwartet.

Insbesondere für den Süden des Währungsraumes fallen die Prognosen der EU-Kommission unterschiedlich aus:

GRIECHENLAND

Das am schwersten von der Schuldenkrise betroffene Land steht vor einem Comeback: Das Bruttoinlandsprodukt soll 2014 erstmals seit sechs Jahren wieder wachsen - um 0,6 Prozent. „Die Erholung in der Euro-Zone dürfte für eine Belebung der Warenexporte sorgen“, erwartet die Kommission. 2015 soll das Bruttoinlandsprodukt sogar um 2,9 Prozent zulegen. „Sowohl die Investitionen als auch der private Konsum sollten dazu deutlich beitragen.“ Die Arbeitslosigkeit dürfte nur langsam zurückgehen: Von 27,3 Prozent im Vorjahr auf 24 Prozent im kommenden Jahr. Die Verschuldung bleibt ebenfalls problematisch: Zwar soll die Neuverschuldung kräftig sinken – von 12,7 Prozent 2013 auf 1,0 Prozent 2015. Doch der Schuldenberg dürfte dann immer noch 172,4 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen. Die EU-Verträge schreiben eigentlich eine Obergrenze von 60 Prozent vor.

SPANIEN

Die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone soll 2014 nach zwei Rezessionsjahren in Folge wieder wachsen – und zwar um 1,1 Prozent, 2015 um 2,1 Prozent. „Der private Konsum dürfte zunehmend an Schwung gewinnen, unterstützt von einer positiven Entwicklung der Beschäftigung, wachsenden Realeinkommen sowie einer sehr niedrigen Inflation“, erklärte die Kommission. Dennoch bleibt die Arbeitslosenquote mit rund 25 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Euro-Zone. Beim Schuldenabbau kommt Spanien nicht voran. Das Haushaltsdefizit soll zwar in diesem Jahr von 7,1 auf 5,6 Prozent sinken, 2015 aber wieder auf 6,1 Prozent steigen. Brüssel erwartet bis 2015 auch einen Anstieg des Schuldenbergs im Verhältnis zur Wirtschaftskraft auf fast 104 Prozent.

FRANKREICH

Frankreichs Wachstum soll 2014 mit 1,0 Prozent und 2015 mit 1,5 Prozent unter dem Durchschnitt der Euro-Zone bleiben. Trotz wachsender Auslandsnachfrage dürfte unter dem Strich ein Handelsdefizit stehen. Die Arbeitslosenquote soll in diesem Jahr von 10,3 auf 10,4 Prozent steigen, für 2015 sind 10,2 Prozent veranschlagt. Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone kommt beim Abbau der Neuverschuldung kaum voran. Das Defizit im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt soll 2014 auf 3,9 Prozent und 2015 auf 3,4 Prozent sinken. Erlaubt sind drei Prozent. Der Schuldenberg soll bis 2015 auf 96,6 Prozent der Wirtschaftsleistung anschwellen.

ITALIEN

„Italiens Wirtschaft erholt sich langsam, unterstützt vom Export“, prophezeit die Brüsseler Behörde. Nach zwei Rezessionsjahren soll es 2014 um 0,6 Prozent nach oben gehen, 2015 dann um 1,2 Prozent. Damit hinkt Italien aber dem Tempo der Euro-Zone hinterher. Die Arbeitslosenquote soll im kommenden Jahr mit 12,5 Prozent über dem Niveau von 2013 verharren. Der Schuldenstand bleibt hartnäckig hoch: 2015 soll er mit 133,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts über dem Niveau von 2013 liegen. Höher ist die Quote nur in Griechenland. Immerhin: Italiens Neuverschuldung dürfte in beiden Prognosejahren unter der Drei-Prozent-Grenze bleiben.

ZYPERN

Hier sind noch keine großen Fortschritte in Sicht. Das Bruttoinlandsprodukt soll in diesem Jahr mit 4,8 Prozent fast so stark einbrechen wie 2013. „Weitere Lohnsenkungen belasten die private Nachfrage“, so die Kommission. Zudem muss der Staat sparen. Erst 2015 soll es für ein Plus von 0,9 Prozent reichen. Die Arbeitslosenquote soll in diesem Jahr auf den Rekordwert von 19,2 Prozent nach oben schnellen, 2015 soll sie auf 18,4 Prozent sinken. Das Staatsdefizit soll erst auf 5,8 Prozent und im kommenden Jahr sogar auf 6,1 Prozent steigen. Der Schuldenberg dürfte dann den Rekordwert von 126,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erreichen.

PORTUGAL

Der dreijährige Abschwung endet in diesem Jahr, prophezeit Brüssel. Dann soll ein Wachstum von 1,2 Prozent herausspringen, das sich 2015 auf 1,5 Prozent erhöhen soll. „Die Erholung scheint an Schwung zu gewinnen, ausgewogener und stärker von der Binnennachfrage getrieben zu werden“, erklärte die Kommission. Bis 2015 soll die Arbeitslosenquote auf 14,8 Prozent sinken, 2013 waren es 16,5 Prozent. Dann könnte sich die Neuverschuldung mit 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung wieder im erlaubten EU-Rahmen bewegen. Der Schuldenstand dürfte nach dem Rekordwert von 129,0 Prozent im vorigen Jahr bis 2015 auf 124,8 Prozent schrumpfen. mit rtr

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