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Ein Mann fegt auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) 2016 in Schönefeld, vor einem Eurofighter das Ausstellungsgelände.

© Wolfgang Kumm/dpa

ILA Berlin 2018: Die Luftschau kommt früher und wird größer

Berlins Messe passt ihr Konzept für die Luftfahrtschau ILA 2018 an. Sie beginnt früher, zudem soll die Bundeswehr zahlen. Berlin und Brandenburg sind sich uneins über die Zukunft nach einer (möglichen) Eröffnung des BER

Wenn terminlich alles klappt, wird Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron am 25. April nächsten Jahres die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung eröffnen. Wie der Tagesspiegel erfuhr, wird Frankreich das Partnerland der ILA 2018, die wieder am Rande des künftigen Flughafens BER in Schönefeld stattfindet. Der Schulterschluss der beiden großen Nationen des europäischen Flugzeugbaus wertet die Messe deutlich auf, die gegenüber der Konkurrenzveranstaltung im britischen Farnborough zudem vom Brexit profitiert. Indessen werden die in Kürze beginnenden Verhandlungen über die Zukunft der ILA in Berlin-Brandenburg getrübt vom drohenden Verkauf des Ausstellungsgeländes.

Um sich deutlicher von den Briten abzusetzen, hat man den Termin der im zweijährigen Turnus stattfindenden ILA deutlich vorverlegt (25. bis 29. April) deutlich vorverlegt. Und wirbt weltweit mit dem Brexit für die „Berlin Air Show“. „Wer Geschäfte in der EU machen will, muss nach Berlin kommen“, so Volker Thum, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI). Ein Argument, das erste Früchte zu tragen scheint. Bereits jetzt sind gut 2600 Quadratmeter mehr Ausstellungsfläche verkauft als 2016, ein Rekordergebnis. Firmen wie IAI und Elbit (Israel), Kawasaki (Japan) und Kongsberg (Norwegen) sind erstmals dabei.

Die US-Branchengiganten Boeing und Lockheed-Martin werden die ILA nutzen, um für ihre Modelle im Rahmen der Suche der Bundeswehr nach einem neuen, schweren Transporthubschrauber zu werben. Die Ausschreibung für bis zu etwa 60 Maschinen soll im kommenden Jahr starten. Offen ist noch, ob Bombardier aus Kanada einen Passagierjet seiner neuen CSeries zeigen und ein Prototyp des neuen russischen Verkehrsflugzeugs MS-21 seine Messepremiere geben wird. Die ILA sei in erster Linie aber „keine Verkaufsmesse, sondern eine Plattform für Innovationen und Zukunftstechnologien“, wie Thum betont. So wird es bereits am Vortag im Marshall-Haus auf dem Messegelände am Funkturm das Future Aviation Summit geben, zu dem unter anderen Airbus-Chef Tom Enders und der Generaldirektor des Airline-Weltverbandes IATA, Alexandre de Juniac, erwartet werden. Auch unbemannte Fluggeräte werden wieder breiten Raum einnehmen. „Von der ILA Berlin 2018 wird ein Schub für die globale Branche ausgehen“, ist der Geschäftsführer überzeugt.

Für die Messe Berlin ist die Show ein Zuschussgeschäft

Von der Messe Berlin als Mitveranstalter der ILA wird indessen seit langem kritisiert, dass man nach den bisherigen Verträgen die erheblichen Verluste der ILA allein tragen muss. Um diese zu verringern, werden erstmals keine Flächen mehr rabattiert oder kostenlos vergeben. So mussten nach Tagesspiegel-Informationen bisher für die Raumfahrthalle und den Bundeswehr-Pavillon keine Gebühren gezahlt werden. Allein aus deren Fläche dürften sich Mehreinnahmen in Höhe von rund einer Million Euro ergeben.

Dennoch wird die Traditionsveranstaltung, die 1992 nach Berlin-Brandenburg zurückkehrte, ein Zuschussgeschäft bleiben. Es gelte, die Kostenstrukturen weiter zu verändern, fordert der Sprecher der landeseigenen Messegesellschaft, Emanuel Höger. Auftrag des Unternehmens sei es, Gewinne zu erwirtschaften. „Wir erwarten von der Industrie, dass sie ihren zugesagten Beitrag zur Wirtschaftlichkeit leistet“, so auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Messe Berlin. Vor diesem Hintergrund ist auch der drohende Verkauf des Ausstellungsgeländes im Schönefelder Ortsteil Selchow am Rande des künftigen Flughafens BER zu sehen. Das Berlin ExpoCenter Airport mit seinen drei großen Hallen ist 2012 für 45 Millionen Euro auf einer Gesamtfläche von 250 000 Quadratmetern gebaut worden. Es gehört zu gleichen Teilen der Messe Berlin und der Zukunftsagentur Brandenburg und sollte ein ganzjährig genutztes Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum mit direktem Flughafenanschluss werden. Doch das erwartete Interesse blieb angesichts der bis heute nicht erfolgten Eröffnung des BER aus.

Die Messe will das Gelände an den Flughafen verkaufen

Auf Drängen der Messegesellschaft soll das Gelände jetzt an die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) verkauft werden. Beim BDLI befürchtet man, dass die Flughafengesellschaft, von der die ILA eher als Störfaktor empfunden wird, die Veranstaltung ungeachtet möglicher Vertragsklauseln durch eine Umnutzung des Areals verdrängen könnte. Man werde deshalb die politische Seite auf die strategische Bedeutung für die Durchführung dieser globalen Branchenmesse in Berlin/Brandenburg besonders hinweisen, sagte Volker Thum. „Mit der ILA Berlin hat Deutschland die Innovationsmesse schlechthin, die ein weltweites Ausrufezeichen für Hochtechnologie made in Germany setzt und Anziehungspunkt für Aussteller und Besucher aus der ganzen Welt ist.“

Noch mehr als die verzögerte BER-Eröffnung habe sich die mangelhafte öffentliche Verkehrsanbindung als Vermarktungsproblem erwiesen, so Messe-Sprecher Emanuel Höger. Man prüfe deshalb, was ein Verkauf bringen würde und stehe mit der Flughafengesellschaft in „guten Gesprächen“. Die Frage der Zukunft der ILA sei unabhängig von den Besitzverhältnissen des Geländes. Grundsätzlich könne sie nach der BER-Eröffnung dort nur weiterhin stattfinden, wenn die Flughafengesellschaft mitspiele. Deren Sprecher Hannes Hönemann betont, dass man sich nach dem BER-Masterplan auch eine andere Nutzung des Areals vorstellen könne. Über die Zukunft der ILA entscheide aber nicht die FBB.

Zukunft ab 2020: BDLI und Brandenburg wollen die ILA halten

Bis 2020 ist die ILA am Standort vertraglich gesichert. Wie es danach weiter geht, darüber wird ab Anfang nächsten Jahres debattiert. Daran, dass der BER auch nach voller Betriebsaufnahme eine ILA mit abgespecktem Flugprogramm verkraften kann, hat BDLI-Hauptgeschäftsführer Thum keinen Zweifel. Er verweist unter anderem auf die Singapore Air Show am dortigen Changi-Airport. Auf Berliner Seite äußert sich Senatorin Pop zurückhaltend: „Über die Zukunft der ILA werden Gespräche geführt. Die Verhandlungen im nächsten Jahr bleiben abzuwarten." Klarer bekennt man sich in Brandenburg zu der Großveranstaltung. Die Sprecherin des Potsdamer Wirtschaftsministeriums, Andrea Beyerlein, betont, auch bei einem Besitzerwechsel müsse gewährleistet sein, dass die ILA weiterhin auf dem Gelände stattfinden kann.

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