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VW-Produktionsstraße in Wolfsburg: Nicht nur die Autobranche ärgert sich Lieferengpässen herum.

© PICTURE ALLIANCE / DPA

Konjunkturexperten korrigieren Prognosen: Die Erholung verzögert sich – doch dann soll der Riesen-Aufschwung kommen

Globale Lieferprobleme machen der deutschen Wirtschaft länger zu schaffen als gedacht. Doch im nächsten Jahr soll das Wachstum umso größer ausfallen.

Die neue Bundesregierung kann in ihrem ersten Jahr mit dem stärksten Aufschwung seit der Wiedervereinigung rechnen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und das RWI Leibniz-Institut schraubten am Donnerstag ihre Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) 2022 auf jeweils 4,9 Prozent nach oben, von zuvor 4,3 beziehungsweise 4,7 Prozent. Es wäre das größte Plus seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik. „Die deutsche Wirtschaft startet erst ab kommendem Jahr richtig durch“, so das DIW.

Denn die globalen Lieferengpässe bei wichtigen Vorleistungsgütern wie Mikrochips würden die heimische Produktion immer noch hart treffen. Deswegen senkte das DIW seine Prognose für das laufende Jahr von 3,2 auf 2,1 Prozent. „Es kann nicht produziert werden, obwohl die Nachfrage da ist“, sagte DIW-Konjunkturexperte Simon Junker.

Ende 2022 wieder auf Vorkrisenniveau

Schon am Dienstag hatte das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr fast halbiert: von 3,9 auf 2,1 Prozent. Auch die Aussichten für 2021 korrigierte es nach unten, von 4,0 auf 3,6 Prozent.

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Gegen Ende 2022 könnte die Wirtschaft dann wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht haben. Sie war 2020 wegen der Coronakrise um 4,6 Prozent eingebrochen. Auch der Arbeitsmarkt dürfte anziehen und die Zahl der Erwerbstätigen laut DIW ab dem kommenden Frühjahr nachhaltig steigen.

Höchste Inflation seit 1993: „Effekte entfallen im kommenden Jahr“

Das RWI nahm seine Prognose für das laufende Jahr ebenfalls zurück, ist aber mit 3,5 Prozent deutlich optimistischer. „Lieferengpässe haben einige Branchen hart getroffen und dämpfen die wirtschaftliche Erholung“, sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt und verwies auf nach wie vor große Risiken je nach weiterem Verlauf der Pandemie. „Ein weiterer Lockdown ist unbedingt zu vermeiden“, sagte er.

Wegen höherer Ölpreise und der Rückkehr zur normalen Mehrwertsteuer rechnet das DIW für dieses Jahr mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 3,0 Prozent – es wäre die höchste seit 1993. „Diese Effekte entfallen im kommenden Jahr“, hieß es. Dennoch dürfte die Teuerung mit rund 2,0 Prozent etwas erhöht bleiben, „da die Unternehmen die aufgrund der knappen Vorleistungen steigenden Produktionskosten teilweise weiterreichen“. Das RWI erwartet für 2022 einen etwas höheren Preisauftrieb von 2,4 Prozent. (rtr/dpa)

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