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Einige Zweigstellen werden zu reinen Selbstbedienungsstandorten umgebaut.

© Thilo Rückeis

Exklusiv

115 Stellen fallen weg: Die Berliner Volksbank halbiert ihr Filialnetz

Allein in den letzten zwei Jahren hat die Berliner Volksbank 40 Filialen geschlossen. Selbst aus der Innenstadt zieht sich die Bank zurück. An manchen Standorten sollen die Kunden nun per Video statt persönlich beraten werden.

Von Carla Neuhaus

Wer in Lichtenberg wohnt und Kunde der Berliner Volksbank ist, hat Pech gehabt. Dort hat das Geldinstitut keine einzige Filiale mehr. Und auch in den beiden angrenzenden Bezirken Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf hat die Volksbank zuletzt Zweigstellen dichtgemacht.

Insgesamt hat das Institut zwischen Januar 2016 und April 2018 in Berlin und Brandenburg 40 Filialen geschlossen und das Netz damit fast halbiert, zeigt eine Tagesspiegel-Recherche. In Berlin ist die Zahl der Filialen demnach von 52 auf 28 zurückgegangen, in Brandenburg von 34 auf 18.

Die Volksbank selbst beruft sich darauf, dass einige dieser Filialen zu Selbstbedienungsstandorten umgebaut worden seien. Dort können Kunden weiter am Automaten Geld abheben und überweisen, treffen aber keinen Berater mehr an.

In diesem Jahr sollen nach Angaben des Instituts weitere 14 Geschäftsstellen in ihrer jetzigen Form aufgelöst werden. An sechs dieser Standorten werde es aber weiter eine Beratung per Videobildschirm geben. Das heißt, es ist dann kein Banker mehr vor Ort, aber man kann in einem separaten Raum mit einem Berater per Videochat sprechen.

Die Kunden kommen zu selten in die Filiale

Diesen Umbau begründet die Volksbank mit dem geänderten Kundenverhalten. Die Berliner und Brandenburger würden ihre Bankgeschäfte zunehmend online, per Telefon oder App tätigen. „Filialen werden immer weniger frequentiert“, schreibt das Institut am Dienstag in einer Mitteilung anlässlich des Geschäftsergebnisses.

Dabei fallen die Zahlen gar nicht so schlecht aus. Zwar verdient die Bank angesichts der Niedrigzinsen kaum noch an Sparprodukten (der Zinsüberschuss geht zurück), dafür kassiert das Institut aber mehr Provisionen etwa für den Verkauf von Fonds. Ihren Jahresüberschuss konnte die Volksbank so um 2,6 Millionen auf 19,6 Millionen Euro steigern.

Umso mehr verwundert, warum das Institut sein Filialnetz so radikal zusammenschrumpft. Dabei zieht sich die Berliner Volksbank nicht nur aus Orten auf dem Land oder Berliner Randbezirken zurück. Stark reduziert hat sie die Zahl ihrer Filialen etwa auch in Mitte. Hatte sie dort Anfang 2016 noch sieben Zweigstellen, sind es nun nur noch zwei.

115 Stellen fallen bis Ende 2018 weg

In Tempelhof-Schöneberg sind drei von fünf Filialen weggefallen. In Spandau hat die Bank zwei von drei Zweigstellen geschlossen, in Neukölln zwei von vier. In Brandenburg waren besonders viele Filialen im Landkreis Oberhavel betroffen. Eine Sprecherin sagt, die Volksbank werde aber ab dem Sommer an fünf Tagen die Woche einen neuen Bank-Bus in die Landkreise schicken.

Folgen hat all das nicht nur für die Kunden sondern auch für die Mitarbeiter. Denn mit den Filialschließungen werden Arbeitsplätze abgebaut. Im vergangenen Jahr sind bereits 83 Jobs bei der Berliner Volksbank weggefallen, bis zum Jahresende sollen 115 Stellen gestrichen werden. Dafür ist mit dem Betriebsrat ein Sozialplan ausgehandelt worden.

Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2020 ausgeschlossen, so dass die Stellen über Frühverrentung, Altersteilzeit und Abfindungsangebote abgebaut werden. 22,2 Millionen Euro hat die Volksbank dafür zur Seite gelegt. Zuletzt beschäftigte sie noch 1793 Mitarbeiter.

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