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Sicherheitstechnik: „Deutsche stehen leider auf Vollkasko“ Urban Brauer, Leiter des Branchenverbandes BHE

Herr Brauer, inwiefern schlagen sich Terroranschläge in Absatzzahlen der Sicherheitsfirmen hierzulande nieder?Wir sehen keine unmittelbaren Auswirkungen, also spontane Umsatzsprünge oder dergleichen.

Herr Brauer, inwiefern schlagen sich Terroranschläge in Absatzzahlen der Sicherheitsfirmen hierzulande nieder?

Wir sehen keine unmittelbaren Auswirkungen, also spontane Umsatzsprünge oder dergleichen. Auf extreme Ereignisse wie 9/11 ließe sich ja auch schwer mit Sicherheitstechnik reagieren. Allerdings überarbeiten Firmen und Behörden infolge solcher Anschläge ihre Konzepte. Das kann dann schon zu erhöhter Nachfrage in einigen Segmenten führen. Auch jetzt, nach den Anschlägen in Boston, diskutieren wir ja wieder stärker über Videotechnik oder elektronische Zutrittsberechtigungssysteme.

Welche Segmente wachsen stark?

In den letzten Jahren war vor allem Brandmeldetechnik zunehmend gefragt, während die Nachfrage von Einbruchmeldetechnik stagnierte. Wir rechnen aber mit einem Schub für Alarmanlagen, da die Einbruchzahlen wieder steigen.

Funktioniert es nach dem Prinzip?

Nicht immer. Der deutsche Markt für Sicherheitstechnik folgt eigenen Gesetzen. Wir haben hier leider eine Vollkaskomentalität. Die Bürger sind immer der Meinung, der Staat möge bitte schön für meine Sicherheit sorgen. Ich selbst muss dafür nichts machen. Das heißt, es wird nur dort investiert, wo die Versicherungswirtschaft oder Behörden auf den Einbau bestimmter Schutzsysteme drängen – so lässt sich auch das starke Wachstum bei der Brandmeldetechnik erklären.

Wo sehen Sie noch Probleme?

In der Branche haben wir einen systematischen Mangel an Markttransparenz. Beim Autokauf können Kunden ja ganz leicht Leistungsdaten vergleichen. Komponenten für Sicherheitssysteme aber lassen sich nicht gut vergleichen – auch nicht im Internet. So machen Kunden den Fehler und gehen nur nach dem Preis. Für guten Schutz aber sollte ein zertifizierter Fachplaner am Objekt vor Ort eine individuelle Lösung erarbeiten. Auf unserer Homepage kann man Fachplaner nach Postleitzahlen suchen.

Welche Auswirkungen hat die anhaltende Euro-Krise auf Ihre Branche?

Bisher keine spürbare. Für die Zukunft gibt es zwei Szenarien: Wenn auch in Deutschland ein Abschwung stattfindet, wird die Nachfrage nach Sicherheitstechnik sinken. Die gegenläufige Tendenz muss man aber als Option berücksichtigen: Wenn die Entwicklung mittelfristig so ist, dass es ein zunehmendes Wohlstandsgefälle in Europa gibt, dann werden wir auch eine steigende Kriminalität in Deutschland erfahren. Und damit steigt dann wieder die Nachfrage nach Sicherungstechnik.

Der Diplom-Kaufmann Urban Brauer (55) leitet seit 25 Jahren den Bundesverband der Hersteller- und Errichterfirmen von Sicherheitssystemen (BHE). Das Interview führte Kevin P. Hoffmann.

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