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Das Tauziehen um die Franzosen hat begonnen.

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Übernahmekampf zwischen Siemens und GE: Das Tauziehen um Alstom hat begonnen

Siemens kontert mit Unterstützung von Mitsubishi das Übernahmeangebot des Rivalen General Electric für den französischen Alstom-Konzern – doch für eine große Lösung hat der Mut nicht gereicht.

Die Idee stammte ursprünglich von François Hollande. Einen „deutsch-französischen Airbus auf dem Gebiet der Energie" solle man schmieden, hatte Frankreichs Staatspräsident im Januar angeregt. Also eine Zusammenarbeit wie bei dem Flugzeugbauer, der mittlerweile zur Weltspitze gehört. Hollandes Modell hätte die Blaupause für eine Zusammenarbeit von Siemens und Alstom werden können. Doch Joe Kaeser, der Chef des Münchener Elektrokonzerns, bevorzugt offenbar kleinere Lösungen. Das zeigt das Angebot, das sein Unternehmen am Montag für die Zukunft von Alstom präsentierte. Nun muss sich zeigen, ob er damit den US-Konkurrenten General Electric aussticht, der ebenfalls an dem Konzern interessiert ist.

Eine direkte Beteiligung von Siemens an Alstom soll es demnach nicht geben. Vielmehr ist ein komplexes Geflecht von Allianzen und Beteiligungen vorgesehen, das „Alstom in seiner gegenwärtigen Form in fast allen seinen Geschäftsfeldern erhalten und als Industrieunternehmen nachhaltiger aufstellen würde“, erklärten beide Unternehmen. Der japanischen Partner Mitsubishi Heavy Industries (MHI) soll eine wichtige Rolle spielen und sich mit zehn Prozent beteiligen. Dafür will MHI gut drei Milliarden Euro zahlen. Siemens hatte die Japaner ins Boot geholt. Der deutsche Konzern will nur noch das Gasturbinen-Geschäft übernehmen – für vier Milliarden Euro.

Die Bahn-Sparte soll erst in einem zweiten Schritt in ein Gemeinschaftsunternehmen mit den Franzosen eingebracht werden, an dem Siemens dann eine Minderheit halten wird. Einen „europäischen Champion“, wolle man bilden, sagte Kaeser – wie und mit welchen Geschäften, behielt er für sich.

Siemens will nun Mitsubishi den Vortritt lassen

Das Angebot hatten am Nachmittag Kaeser und MHI-Chef Shunichi Miyanaga dem Sondergremium des Alstom-Verwaltungsrates präsentiert. An diesem Dienstag werden sie gemeinsam Präsident Hollande treffen, Kaeser wird zudem zu einer Anhörung vor der Nationalversammlung erwartet. Paris hatte sich erst vor einigen Wochen per Dekret ein Vetorecht bei Übernahmen gesichert.

Das Angebot zeigt, dass Siemens nun Mitsubishi den Vortritt lassen will. Ein größeres Engagement bei Alstom stufen die Münchener offenbar als zu riskant ein. Mitsubishi ist vor allem am Dampfturbinen-Geschäft von Alstom interessiert, diese Sparte versuchen die Japaner seit einiger Zeit zu stärken. Am Sonntagabend hatte der Siemens-Aufsichtsrat über die Offerte beraten, die Arbeitnehmervertreter hatten Bedenken gegen ein teures und aufwändiges Engagement geäußert.

Jetzt kommt es auf die Reaktion von GE an

Über die Gründe für das gesunkene Interesse von Siemens wurde am Montag in Paris viel spekuliert. Nach Informationen der Zeitung „Le Monde", die sich auf namentlich nicht genannte Insider beruft, soll Siemens es nicht als „opportun“ einschätzen, mit marktbeherrschenden Positionen im Energie- oder Transportbereich die Wettbewerbshüter auf den Plan zu rufen. Eine Rolle sollen auch die juristischen Probleme spielen, die Alstom wegen Korruptionsvorwürfen in den USA hat.

Der nächste wichtige Schritt in dem Übernahmekampf ist die Reaktion von GE. Die Amerikaner bieten 12,35 Milliarden Euro für die Alstom-Energietechnik, an der Bahn-Sparte sind sie nicht interessiert. Das Unternehmen hatte bereits zugesagt, 1000 neue Stellen in Frankreich zu schaffen – Siemens garantiert bislang nur die Alstom-Jobs für drei Jahre. Mitsubishi gab eine solche Zusage für die Sparten, an denen es interessiert ist, nicht ab.

Auf Drängen der Pariser Regierung, die eine Übernahme durch GE verhindern wollte, hatte sich Siemens Anfang April in den Bieterstreit eingeschaltet und damals ein Angebot von rund neun Milliarden Euro in die Debatte geworfen. Der Alstom-Verwaltungsrat hatte sich für die GE-Offerte stark gemacht.

Wer sich am Ende durchsetzt, ist derzeit offen. Für GE spricht, dass es ein Konstrukt mit klarer Lösung ist. Die Siemens-MHI-Variante ist weitaus komplexer, was eine Sanierung von Alstom womöglich erschwert.

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