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Sarin

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Vodafone: Das Geschäft läuft, der Chef geht

Vodafone steigert seinen Umsatz und Gewinn stärker als erwartet. Der Vorstandsvorsitzende Arun Sarin tritt allerdings zurück.

Die Zahlen sind besser als erwartet. Der Mobilfunkkonzern Vodafone hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Gewinn um 5,7 Prozent auf 10,1 Milliarden Pfund (12,7 Milliarden Euro) gesteigert. Daher kam die Nachricht überraschend: Vorstandschef Arun Sarin tritt auf der Hauptversammlung am 29. Juli zurück. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. „Ich habe erreicht, was ich erreichen wollte“, sagte Sarin in einer Telefonkonferenz. Es sei der richtige Zeitpunkt zu gehen. Nachfolger des 53-jährigen Sarin soll Vittorio Colao (46) werden. Der Italiener war bisher Vize- und Europachef.

Immer wieder hatte es Rücktrittsgerüchte um Sarin gegeben, der seit Juli 2003 an der Spitze von Vodafone stand. Am stärksten unter Beschuss stand er vor gut zwei Jahren. Damals forderten Aktionärsgruppen seinen Rückzug: Sarin sei entscheidungsschwach und habe keine Strategie, wie er dem lahmenden europäischen Markt begegnen soll. Doch dann stellte Sarin die Weichen neu und investierte in stark wachsenden Schwellenländern. Aus dem reinen Mobilfunkanbieter sollte nun ein integrierter Kommunikationsanbieter werden. Am besten zeigte sich das auf dem deutschen Markt: Der Festnetzanbieter Arcor, den Vodafone im Zuge der Mannesmann-Übernahme erworben hatte, wurde von der Verkaufsliste genommen. Inzwischen hat Vodafone alle Anteile gekauft. Sarin trennte sich zudem vom schwierigen Japan-Geschäft und übernahm die Mehrheit bei Hutchison Essar, dem viertgrößten Mobilfunkkonzern in Indien.

Im vergangenen Geschäftsjahr wuchs Vodafone stärker als vom Markt erwartet. Die Erlöse stiegen um 14,1 Prozent auf 35,5 Milliarden Pfund (44,6 Milliarden Euro). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte in dem am 31. März beendeten Geschäftsjahr um 10,2 Prozent auf 13,2 Milliarden Pfund zu und lag ebenfalls über den Schätzungen. Gemessen am Umsatz ist Vodafone noch immer der größte Mobilfunkanbieter der Welt. Nach der Kundenzahl hat China Mobile (399 Millionen Kunden) die Briten (260 Millionen) aber längst überholt.

In Deutschland allerdings musste Vodafone Einbußen bei Umsatz und Gewinn hinnehmen. Zwar stieg die Kundenzahl um 3,6 Millionen auf 34,4 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt Vodafone hinter T-Mobile mit 37,1 Millionen Kunden auf Platz zwei. Doch der Umsatz sank um 4,7 Prozent auf 7,65 Milliarden Euro. Vodafone-Deutschlandchef Friedrich Joussen machte dafür die Politik verantwortlich. Die hatte Preissenkungen für Handygespräche im Ausland und Terminierungsentgelte angeordnet. Letztere müssen andere Telefongesellschaften an die Mobilfunkfirmen bezahlen, wenn sie Gespräche in deren Netze weiterleiten. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verringerte sich sogar um 7,4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Das führte auch dazu, dass die Marge um 1,2 Prozentpunkte auf nun – immer noch – 43,4 Prozent schrumpfte. Als wichtige Wachstumstreiber sieht Joussen die Festnetzprodukte sowie die mobilen Datendienste. Ende März nutzten 201 000 Kunden die schnellen Internetanschlüsse Vodafone DSL. Gemeinsam mit Arcor hat Vodafone 2,6 Millionen DSL-Kunden. Und der Anteil der Datendienste am Service-Umsatz von Vodafone hat im vergangenen Jahr bereits bei 11,4 Prozent gelegen.

„Die heute vorgestellten Bilanzzahlen der Vodafone Group zeigen, dass Arun den Konzern in bester Verfassung übergibt“, sagte Joussen zum Rücktritt von Sarin. Mit seinem Nachfolger Colao verbinde ihn eine sehr lange und intensive Zusammenarbeit. „Als Europachef kennt er den deutschen Markt sehr genau und hat gemeinsam mit uns hier viele Projekte angeschoben.“

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