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Das Abheben an Automaten fremder Institute wird teurer.

© picture-alliance/ dpa

Bloß nicht fremdgehen: Das Geldabheben wird für Fremdkunden teurer

Banken verlangen höhere Gebühren von Fremdkunden für das Geldabheben. Was Kunden an welchen Automaten zahlen.

Wer Geld am Automaten fremder Geldinstitute abhebt, muss künftig noch genauer aufpassen. Zum einen, weil einige private Banken die Gebühren für fremde Kunden soeben erhöht haben – zum anderen, weil der Konkurrenz- und Preiskrieg unter Deutschlands Finanzinstituten inzwischen zu einem Dschungel unterschiedlicher Konditionen und Gebühren geführt hat. Die gute Nachricht: An vielen Stellen können Kunden ihr leeres Portemonnaie weiterhin gratis auffüllen.

Seit 2010 galt bei den privaten Banken die Regel: Auch fremde Kunden werden nur mit 1,95 Euro Gebühr zur Kasse gebeten, wenn sie mit der Girokarte Geld abheben. Seit diesem Sommer steigen aber immer mehr Banken aus dieser Vereinbarung aus: Im Juli bereits ist die Essener National-Bank ausgeschert und verlangt nun 4,50 Euro von Fremdkunden. Zum 1. September zogen die Deutsche Bank und ihre Konzerntöchter Postbank und Berliner Bank mit 3,95 Euro nach. Seit diesem Donnerstag nun knöpft auch die Commerzbank Kunden anderer Institutsverbände 3,90 Euro ab. Man könne die Bargeldversorgung für Fremdkunden nicht mehr unter dem Marktpreis anbieten, heißt es bei der zweitgrößten Privatbank Deutschlands. Die Hypovereinsbank sowie gut 200 weitere Privatbanken wollen vorerst beim Satz von 1,95 Euro bleiben. Allerdings beobachte man die Entwicklung und werde notfalls reagieren, hieß es.

Hintergrund ist ein Streit zwischen den Banken

Hintergrund des Preiskriegs ist eine seit Jahren schwelende Auseinandersetzung zwischen den Privatbanken auf der einen und den Sparkassen beziehungsweise Genossenschaftsbanken auf der anderen Seite. Während die Sparkassen bundesweit über etwa 25 700 Automaten und die genossenschaftlichen Institute über weitere 19 600 verfügen, sind es bei den privaten Banken nur etwa 9000 Automaten. Um zu verhindern, dass Kunden der Konkurrenz vom eigenen dichten Netz profitieren, haben Sparkassen und Genossenschaftsbanken die Hürden fürs Fremdgehen sehr hoch gelegt: Einmal abheben kostet für fremde Kunden meist zwischen vier und fünf Euro. So verlangt die Berliner Sparkasse an ihren 800 Bargeld-Terminals 4,95 Euro von einem Kunden, der ohne SparkassenCard Geld ziehen will. Die genossenschaftliche Sparda-Bank Berlin, die bei Fremdkunden soeben noch 2,90 Euro fürs Geldabheben kassierte, erhöht ihren Preis an diesem Donnerstag auf 4,90 Euro, wie eine Sprecherin dem Tagesspiegel bestätigte. Zusätzlich verlangt die Genossenschaftsbank selbst von eigenen Kunden, die „in fremden Zahlungssystemen“ wie Maestro, Cirrus oder VPay Geld am Automaten abheben, eine Strafgebühr von 7,50 Euro. Damit gehört das Institut mit seinen gut 80 Filialen in Berlin und den neuen Bundesländern neben den meisten Sparkassen zu den teuersten überhaupt.

Die Volksbank Berlin wiederum schreckt Kunden von Sparkassen und Privatbanken mit Gebühren von 3,95 Euro ab. Volksbank-Sprecherin Nancy Mönch rechtfertigt die Summe mit den „Kosten von 50 000 bis 60 000 Euro, die ein einziger Geldautomat pro Jahr verursacht“ – etwa für Werttransporte, Wartung und Versicherung. Mönch räumt jedoch ein, dass vor allem Automaten an touristisch interessanten Standorten profitabel seien und „wir mit den Automaten unter dem Strich Geld verdienen“.

Wo Kunden günstig abheben können

Allerdings: Es geht auch gratis. So haben sich die Commerzbank, die Hypovereinsbank, die Postbank, die Deutsche Bank, die Berliner Bank und die Norisbank zur „Cashgroup“ zusammengeschlossen und ermöglichen Kunden gegenseitig das kostenlose Abheben von Bargeld. Kleinere private Banken wie die National Bank, die Netbank, Wüstenrot, die Targobank und einige andere bilden mit 3000 Automaten den „Cashpool“, dem auch die Sparda-Banken angehören. Letztere wiederum sind auch Teil des genossenschaftlichen Verbunds „Service Netz“, dem zudem die Volks- und Raiffeisenbanken und die PSD-Banken angehören. Allerdings gilt hier nicht für alle Kunden gegenseitig ein kostenloses Abheben. So können Kunden der Sparda-Bank Berlin zwar bei den Cashpool-Partnern kostenlos abheben, bei den Partnern von Service Netz zahlen sie jedoch pro Abhebung 2,05 Euro. Auch für die PSD-Banken gelten komplizierte Regeln: Kostenlos sind außerhalb der Hausbank nur 15 Abhebungen pro Karte und Quartal – danach fallen 1,02 Euro an.

Verbraucherschützer halten die Gebührenerhöhungen einzelner Privatbanken für unnötig. Wer bisher mit 1,95 Euro ausgekommen sei, könne dies auch in Zukunft, glaubt Dorothea Mohn, Bankenexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Allerdings funktioniere der Wettbewerb nicht, denn die öffentlichen Institute zockten Kunden unverändert mit noch höheren Gebühren von vier bis fünf Euro ab. Verbraucherschützer raten Kunden deshalb, konsequent kostenlose Cash-Möglichkeiten zu nutzen. Wer an einem fremden Automaten steht, erfährt nach Eingabe der Daten konkret, wie hoch die Kosten sind – und kann den Vorgang dann immer noch abbrechen.

Wenn man im Supermarkt Geld zieht

Völlig kostenfrei – aber nicht bedingungslos – können alle Girocard-Kunden, unabhängig von ihrer Hausbank, auch bei einigen Supermärkten abheben. Die Rewe-Kette etwa bietet dies in allen Märkten, auch bei der Discount-Tochter Penny, sowie in den 360 Läden der Baumarkt-Tochter Toom Cash gegen einen Einkauf von mindestens 20 Euro. Ohne jede Kosten abgehoben werden können maximal 200 Euro, allerdings auch mehrfach. In den 350 Berliner und norddeutschen Filialen der Discounter-Kette Netto, einer Tochter eines großen dänischen Supermarkt-Konzerns, gelten die gleichen Konditionen. Meist ohne Einkaufszwang Geld abheben kann man auch in einigen Märkten der genossenschaftlichen Edeka-Kette und in den 53 Berliner Reichelt-Filialen, die seit 1995 zur Edeka-Gruppe gehören. Bei Reichelt gelten wiederum die gleichen Konditionen wie bei Rewe: 20 Euro Mindesteinkauf, maximal 200 Euro abheben. Auch kleinere Geschäfte bieten den Bargeld-Service inzwischen an. Nicht immer ist er jedoch für Kunden kostenlos.

Auch einige Tankstellen sind in die Bargeld-Versorgung eingestiegen. So können Kunden von Cash-Group-Banken etwa bei 1300 Shell-Tankstellen kostenlos Bargeld abheben. Kunden anderer Institute zahlen dafür 3,95 Euro.

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