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Commerzbank-Chef Martin Blessing (links) sowie sein Ziehvater, der heutige Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller, sollten endlich den Weg für einen personellen Neuanfang an der Konzernspitze freimachen, meint ein Redner auf der Hauptversammlung.

© dpa

Hauptversammlung: Commerzbank vertröstet die Aktionäre

Seit sechs Jahren keine Dividende, die Aktie meilenweit entfernt vom Höchststand - viele Commerzbank-Aktionäre haben den Glauben an die Bank an ihrer Seite verloren. Doch ihre Kritik fällt milder aus als in den vergangenen Jahren.

Das hat es seit Jahren nicht gegeben: Martin Blessing lobt sich selbst. Die Commerzbank sei „sehr gut vorangekommen“, das Privatkundengeschäft „auf einem sehr guten Weg“, die Mittelstandsbank „eine Erfolgsgeschichte“, die Investmentbank ein Vorbild für Wettbewerber beim Umbau ihres Kapitalmarktgeschäfts. Also alles wieder gut bei Deutschlands zweitgrößter Bank? In der Tat bleibt bei der Hauptversammlung die sonst übliche Generalabrechnung aus. Doch viele Commerzbank-Aktionäre haben die Magerkur satt.

Blessing verzichtet auf Boni

„Aus Aktionärssicht dauert die Durststrecke an“, klagt Kleinaktionärsvertreter Wolfgang Aleff. „Die Aktionäre haben seit 2007 unfreiwillig auf Dividende verzichtet.“ Dass Blessing für das Geschäftsjahr 2013 erneut auf Boni verzichtete, sei nicht mehr als ein symbolischer Akt: „Es bleibt eine nette Geste vom Koch, Diät zu machen, solange die Gäste vor leeren Tellern sitzen. Schmeißen Sie den Herd an, Herr Blessing!“, fordert Aleff.

Die Aktie hat sich zwar zuletzt deutlich erholt, doch auf lange Sicht ist die Commerzbank für ihre Eigentümer ein Verlustgeschäft: Seit dem Höchststand der Aktie im Mai 2007 hat das Papier fast 94 Prozent eingebüßt. Das trifft auch den Bund als Großaktionär, der das Institut 2008/2009 mit Steuermilliarden gerettet hatte. Ob es irgendwann zumindest wieder eine Dividende gibt, bleibt offen.

Ein Kleinaktionär kritisiert den Kursverfall

Er würde „eine gute Flasche Rotwein“ darauf verwetten, dass es bis zum Ende von Blessings Amtszeit im Herbst 2016 keine Ausschüttung an die Anteilseigner geben werde, sagt Anlegeranwalt Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Ein Kleinaktionär schimpft über den „gnadenlosen Kursverfall“ und die „grottenschlechte Entwicklung“ des Instituts. Es müsse endlich Schluss sein mit den „endlosen Durchhalteparolen“ des Managements. Blessing sowie sein Ziehvater, der heutige Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller, sollten endlich den Weg für einen personellen Neuanfang an der Konzernspitze freimachen, meint der Anteilseigner.

Zweifel am Geschäftsmodell bleiben

Auch wenn solche Forderungen - anders als in den Vorjahren - eine Ausnahme bleiben: Zweifel am Geschäftsmodell der drastisch geschrumpften Commerzbank halten sich. Auch wenn es bergauf gehe: „Wir müssen immer noch Fragezeichen an Ihre Erfolgsmeldungen machen“, sagt DSW-Vertreter Nieding. „Sie haben in den letzten Jahren immerhin bewiesen, dass unser Schiff auch im stärksten Sturm nicht unbedingt untergehen muss. Aber vom rettenden Hafen sind wir noch einige Seemeilen entfernt.“

Immerhin: Das Jahr 2013 brachte einen Minigewinn und lief besser als erwartet. Im ersten Quartal 2014 wies die Bank erstmals seit eineinhalb Jahren wieder einen dreistelligen Millionengewinn aus. Und das soll erst der Anfang sein: Das Management werde sich auf diesen Erfolgen nicht ausruhen, verspricht Blessing.

Keine konkrete Aussage zur Dividende

Den sehnlichen Wunsch der Aktionäre nach einer Dividende indes mag er noch nicht erfüllen. Blessing vertröstet die Eigentümer erneut. Eine konkrete Aussage zum Thema Ausschüttung sei erst möglich, wenn sein Institut den Stresstest der europäischen Bankenaufseher bestanden habe. Die Commerzbank-Aktionäre brauchen also weiterhin Geduld - mindestens bis in diesem Herbst. Dann sollen die Ergebnisse der Bankenchecks veröffentlicht werden. dpa

Jörn Bender, Erik Nebel

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