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Viel Geduld brauchen Passagiere – wie hier an der Sicherheitskontrolle am Flughafen Köln-Bonn.

© Thomas Banneyer/dpa

Chaos wegen Personalmangel: Regierung kündigt Einsatz ausländischer Helfer an Flughäfen an

Schon zu Beginn der Ferienzeit herrscht an den Flughäfen Chaos. Um die Probleme zu lindern, will die Regierung ausländische Kräfte holen – aus der Türkei.

Die Bundesregierung will die angespannte Personalsituation an deutschen Flughäfen mit der Möglichkeit zur befristeten Anstellung ausländischer Hilfskräfte lindern. Dies sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) der „Bild am Sonntag“ („BamS“). Ziel sei es, eine vierstellige Zahl an Fachkräften aus der Türkei nach Deutschland zu holen, die im besten Fall schon ab Juli für einige Monate eingesetzt werden könnten, berichtet das Blatt.

Die Bundesregierung plane, „die Einreise von dringend benötigtem Personal aus dem Ausland für eine vorübergehende Tätigkeit in Deutschland zu ermöglichen“, sagte Heil. „Dabei wollen wir jede Form von Sozialdumping und Ausbeutung ausschließen. Die Arbeitgeber müssen Tariflohn zahlen und für die befristete Zeit anständige Unterkünfte bereitstellen.“

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Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach in der Zeitung von einer mit Heil und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) abgestimmten Aktion, mit der man die Personalengpässe an deutschen Flughäfen „abstellen und eine temporäre Lösung präsentieren“ wolle. Faeser ergänzte: „Wir werden ermöglichen, dass Hilfskräfte aus dem Ausland zum Beispiel bei der Gepäckabfertigung eingesetzt werden.“ Dabei gelte: „Bei der Sicherheit gibt es keine Abstriche.“

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Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge fehlen derzeit an deutschen Flughäfen rund 7200 Fachkräfte. Wegen der Corona-Pandemie wurde viel Personal abgebaut, zahlreiche Beschäftigte haben sich inzwischen umorientiert.

Kurz vor Beginn der Haupturlaubszeit hatte etwa die Lufthansa angekündigt, insgesamt knapp 3000 Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München zu streichen, weil sich vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmelden. Grund ist insbesondere fehlendes Personal nicht nur bei der Airline selbst, sondern auch bei den Flughäfen etwa bei der Sicherheitskontrolle.

Mallorca-Reisende erwartet ein zusätzliches Problem: Das Kabinenpersonal von gleich drei Billigfluglinien befindet sich im Arbeitskampf – mitten in der Urlaubssaison. Auch die Putzkräfte auf Mallorcas Flughafen wollen die Arbeit niederlegen.

Wissing wies die Verantwortung für die chaotischen Zustände an den Flughäfen den Unternehmen zu. „Für die Personalpolitik der Flughafengesellschaften und Airlines ist die Bundesregierung nicht zuständig und nicht verantwortlich“, sagte er. In der Verantwortung des Bundesverkehrsministeriums lägen die Flugsicherung und die Koordination des Flugbetriebs. „Und da läuft alles reibungslos.“

Zahlreiche Koffer stapeln sich in Hamburg im Gepäckausgabe-Bereich.
Zahlreiche Koffer stapeln sich in Hamburg im Gepäckausgabe-Bereich.

© Jonas Walzberg/dpa

Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) verlangte von den Fluggesellschaften einen fairen Umgang mit ihren Kunden und die aktive Information über Ansprüche etwa auf Entschädigung. „Ich erwarte, dass die Fluggesellschaften ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen und die berechtigen Ansprüche der Fluggäste schnell und unbürokratisch erfüllen“, sagte sie der „BamS“ weiter.

In NRW hatten am Freitag die Sommerferien im ersten Bundesland begonnen und damit das Reisechaos am Düsseldorfer Flughafen. Hunderte Meter lang waren am Samstag Schlangen bei der Gepäckaufgabe und bei den Sicherheitskontrollen. Besonders vor den Schaltern von Eurowings war der Andrang riesig. Mehrere Flüge sind bereits annulliert oder haben deutliche Verspätung. Ein Defekt der Gepäckförderanlage verschlimmerte die Situation noch.

In Hamburg sind die Lager für gestrandetes Gepäck voll. „Wir haben es derzeit mit einer hohen dreistelligen Zahl an Koffern zu tun“, sagte Qualitätsmanager Florian Schweyer vom Flughafen-Dienstleister AHS. Das verspätet angekommene, sogenannte Rush-Gepäck wird deshalb auch im ehemaligen Terminal 1, heute Terminal Tango, gelagert. Seit drei Wochen etwa gibt es das Zusatzlager, wie t-online berichtet. (dpa, AFP, Tsp)

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