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Tarifkonflikt: Bombardier-Belegschaft will am Erfolg teilhaben

Der Betriebsrat fordert die Rückkehr zum Flächentarifvertrag: Es darf nicht nur um die Rendite des Unternehmens gehen. Nachdem sie durch Zugeständnisse dem Werk geholfen haben, möchten die Beschäftigten jetzt am Erfolg beteiligt werden.

Die Belegschaft des Bahnherstellers Bombardier Transportation will am Erfolg des Unternehmens stärker beteiligt werden. "Wir haben in den vergangenen Jahren eine Reihe von Zugeständnissen gemacht, um die Zukunft von Bombardier zu sichern. Jetzt fordern wir eine Rückkehr zum Standard des Flächentarifvertrags", sagte Michael Wobst, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der acht deutschen Werke, dem Tagesspiegel. "Die Auftragsbücher sind voll - es darf jetzt nicht nur darum gehen, die Rendite zu steigern", fügte er hinzu.

Der Vorstandschef von Bombardiers Bahnsparte, André Navarri, hatte kürzlich im Tagesspiegel-Interview gesagt, die Bestellungen lasteten das Unternehmen für die kommenden Jahre aus. Zudem solle die Umsatzrendite von derzeit 4,8 auf 6,0 Prozent gesteigert werden. Bombardier war ab 2002 durch eine schwierige Phase gegangen und musste in Deutschland mehr als 2000 Stellen abbauen, davon in Hennigsdorf bei Berlin mehr als 1000. Zudem wurden europaweit Werke geschlossen, darunter Halle und Nürnberg. Derzeit beschäftigt Bombardier hierzulande 8000 Menschen. An diesem Mittwoch tagt der Aufsichtsrat der deutschen Bombardier-Sparte.

Beschäftigte wollen ein Gegenleistung für ihre Zugeständnisse

"Wir haben Sozialpläne vereinbart und die Arbeitszeit verlängert, um die Standorte zu sichern und eine Schlüsseltechnologie in Deutschland zu halten", sagte Wobst. "Nun wollen wir eine Gegenleistung." Die Beschäftigten hätten einen großen Anteil daran, dass es Bombardier in der heutigen Form überhaupt noch gebe. Zur Sicherung der Standorte hatten die Belegschaften der deutschen Werke mit der Unternehmensführung in Ergänzungstarifverträgen Zugeständnisse vereinbart. Sie waren je nach Standort unterschiedlich. Der letzte dieser Verträge läuft 2012 für das Werk Aachen aus, in Hennigsdorf ist er bis 2009 befristet. Auch im Ausland gebe es entsprechende Vereinbarungen. Im Kern sei das Lohnniveau um durchschnittlich zehn Prozent gesunken, sagte Wobst weiter. "Bevor ein Unternehmen ein bestimmtes Renditeziel anpeilt, muss es erst einmal die Mindeststandards bei der Bezahlung einhalten", verlangte er. Es gehe nicht, dass die Zugeständnisse der Beschäftigten zur Dauereinrichtung gemacht würden. Eine konkurrenzfähige Bezahlung sei auch wichtig im Wettbewerb um knappe Fachkräfte wie etwa Ingenieure. Um Standortkonkurrenz zu vermeiden, wollen sich die Arbeitnehmervertreter in den verschiedenen Werken in Zukunft besser abstimmen. "Wir können nur etwas erreichen, wenn wir eine gemeinsame Strategie fahren", sagte Wobst.

Unzufrieden zeigte er sich auch mit der Informationspolitik von Bombardier. "Wir sind eine andere Umgehensweise mit den Betriebsräten gewohnt", sagte er. Über Umstrukturierungen, Strategien und Planungen würden die Arbeitnehmervertreter oft zu spät oder gar nicht informiert. "Da gibt es große Defizite." Man habe gemeinsam schwere Jahre überstanden. Wobst: "Die Zusammenarbeit muss besser werden, auf allen Ebenen des Unternehmens bis hin zum Aufsichtsrat. Es geht um die Wertschätzung der Belegschaft."

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