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Senkrechtstarter. Das Elektro-Flugtaxi des Herstellers Lilium beim morgendlichen Flug über Inseln.

© picture alliance/dpa

Börsengänge von Lilium und Vitesco: Noch nicht richtig abgehoben

Zwei prominente Börsengänge aus Deutschland verliefen in dieser Woche äußerst verhalten. Dennoch stehen sie gleich für mehrere Trends.

Dass der Aktienmarkt gut läuft, merkt man verlässlich immer auch daran, dass die Zahl der Börsengänge steigt. So ist die Zahl der Initial Public Offerings, der sogenannten IPOs schon im Vorjahr kräftig angestiegen. Im laufenden Jahr deutet sich ein neuer Rekord an. Zwei deutsche Firmen sind allein in dieser Woche aufs Parkett gegangen. Wie zuletzt häufig als Spac oder als Abspaltung, womit sie gleich für mehrere Trends stehen. Allerdings erlebten sie einen durchwachsenen Start.

Am Donnerstag feierte eine Abspaltung des Autozulieferers Continental sein Debut. Das Papier des Antriebstechnik-Herstellers Vitesco verlor allerdings direkt zum Handelsstart leicht an Wert. Bis zum Mittag arbeitete sie sich zwar bis auf 66,88 Euro nach oben, bevor es anschließend aber wieder auf Talfahrt ging. Für die Aktionäre von Continental war es allerdings kein ertragreicher Tag.

Vitesco wurde zum ersten Kurs von 59,80 Euro mit 2,4 Milliarden Euro bewertet. Continental verlor aber entsprechend und kommt nun auf einen Börsenwert von knapp 20 Milliarden. Die Aktie des Hannoveraner Autozulieferers und Reifenherstellers startete mit 99,63 Euro zwölf Prozent unter dem Schlusskurs vom Mittwoch.

Vitesco hat mit dem Wandel in der Autoindustrie zu kämpfen und muss die Produktion von Getrieben für Diesel- und Benzinmotoren möglichst schnell auf Bauteile für Elektroautos umstellen. Rund die Hälfte des Umsatzes von acht Milliarden Euro gehört künftig nicht mehr zum Kerngeschäft. Vitesco-Chef Andreas Wolf zeigte sich auf dem Frankfurter Börsenparkett optimistisch, dass der tiefgreifende Umbau gelingen werde. Der Markt wachse sehr dynamisch, getrieben auch vom Druck von Politik und Regulierung. Bis 2024 soll das Geschäft mit Elektroantrieben nach Wolfs Vorstellungen profitabel sein. Was der Strukturwandel für die knapp 40.000 Mitarbeiter bedeutet, hat Vitesco offengelassen.

Lilium wählt den Weg über einen US-Spac

Bereits am Mittwoch war das Flugtaxi-Start-up Lilium an die Börse gegangen. Das Unternehmen hatte allerdings über einen Umweg den Weg an die US-Technologiebörse Nasdaq gewählt. Die Firma aus Oberpfaffenhofen war in den leeren Börsenmantel – einen sogenannten Spac – Qell Acquisition geschlüpft und hat so durch die Hintertür den Weg an die US-Börse gefunden.

Am Mittwoch wurden sie an der Wall Street allerdings mit Kursverlusten empfangen. Die Aktien gaben in den ersten Handelsminuten um bis zu 4,2 Prozent nach und notierten bei 9,02 Dollar. Lilium sprach auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von einem Meilenstein, der das Unternehmen auf dem Weg zur Betriebsaufnahme 2024 voranbringe. Am Donnerstag und Freitagvormittag stieg der Kurs allerdings wieder leicht an.

Das Unternehmen plant, im Jahr 2025 in mehreren Regionen in Betrieb zu sein und will Passagiere mit einem siebensitzigen Senkrechtstarter befördern. Angestrebt ist eine Reichweite von mehr als 250 Kilometern. Bislang gibt es diese Maschine aber nur auf dem Papier, eine Zulassung ist wohl noch in weiter Ferne. Insgesamt arbeiten 400 Ingenieure seit sechs Jahren an dem hubschrauberähnlichen Senkrechtstarter, der über einen Elektroantrieb verfügt. Vor dem Börsengang hat das Unternehmen seinen Verwaltungsrat ausgebaut, der vom ehemaligen Airbus-Chef Tom Enders geleitet wird.

Auch Call-Center streben an die Börse

Firmen rund um den Globus liefern sich derzeit ein Rennen um das erste Flugtaxi-Angebot. Den beiden deutschen Entwicklern Lilium und Volocopter werden gute Chancen nachgesagt. Ziel ist es, in wenigen Jahren vollelektrische Verbindungen zwischen Städten anzubieten – laut Lilium auf dem Preisniveau von herkömmlichen Verkehrsmitteln.

Für einen weiteren Börsengang wurden am Donnerstag die Preise festgelegt. Der Gütersloher Medienriese Bertelsmann und sein marokkanischer Partner Saham wollen den Call-Center-Betreiber Majorel auf’s Parkett bringen und damit zusammen bis zu knapp 900 Millionen Euro einnehmen. Majorel nannte am Donnerstag am Firmensitz in Luxemburg eine indikative Preisspanne von 32 bis 39 Euro pro Aktie. Damit werde das 2019 gegründete Unternehmen mit 3,2 bis 3,9 Milliarden Euro bewertet. (mit dpa)

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