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Skandale, sinkender Absatz: Die Brauer hatten es zuletzt nicht leicht.

© p-a/dpa

Holger Eichele macht Politik: Bierbrauer kämpfen um ihr Image

Verunreinigungen, Preisabsprachen und Alkohol in alkoholfreiem Bier: Nach Imageschäden will die Bierbranche gegensteuern.

Saft, Wasser, Kaffee – im Konferenzraum des Deutschen Brauerbundes steht vormittags kein Bier auf dem Tisch. Dafür hängt es an der Wand: Großformatige Werbeplakate zeugen von einer Zeit, in der sich das flüssige Gold noch wesentlich besser verkaufte als heute. Holger Eichele, Geschäftsführer des Verbands, kann gute Nachrichten gebrauchen. In den fast 15 Monaten, die er im Amt ist, kam eher wenig Wirtshausromantik auf: Angebliche Mikroplastikfasern im Bier, argwöhnische Blicke auf das geplante Freihandelsabkommen TTIP, Diskussionen um den Alkoholgehalt in alkoholfreien Bieren und eine Strafe des Bundeskartellamtes gegen fünf große Privatbrauereien wegen Preisabsprachen. „Dieser Fall hat uns aber nie betroffen, deshalb kommentiere ich das nicht“, sagt Eichele.

Über Fracking, die umstrittene Förderung von Gas aus tiefliegenden Gesteinsschichten, redet er dafür umso lieber. Für den Verband geht es dabei um einiges: Sollten Ausnahmeregelungen erlassen werden, stehe möglicherweise die Qualität des Brauwassers in einigen Regionen auf dem Spiel. Eichele ist oft in Brüssel, um für die Belange der deutschen Brauer einzutreten. „Es ist schon erstaunlich, wie massiv manche Wirtschaftsverbände, die deutlich stärker sind als wir, dort ihre Interessen durchdrücken.“

EHEC, Pferdefleisch, Dioxin: Eichele ist krisenerprobt

Der Brauer-Bund ist einer der kleineren Verbände – „sehr traditionell geprägt und transparent“. Weil nicht internationale Player, sondern Familienbetriebe den Verband dominieren, wird er von der Politik weniger wahrgenommen. Holger Eichele will das ändern. „Nicht einfach nur Positionspapiere verschicken und Standpunkte klarmachen“, sagt er. Er geht gerne offensiv vor. Vom Denken her, sagt er, sei er wohl immer noch Journalist.

20 Jahre lang stellte er als Hauptstadtkorrespondent Fragen, dann wurde er selbst zum Befragten. Die damalige Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) holte ihn als Sprecher ins Ministerium. Während dieser Zeit erlebte Eichele so gut wie alle denkbaren Lebensmittelskandale: „EHEC, Pferdefleisch, Dioxin – sicher kann ich von den Krisenbewältigungserfahrungen profitieren“, sagt er.

0,5 Prozent Alkohol in alkoholfreiem Bier

Eichele hat reagiert, als die Verbraucherzentralen darauf hinwiesen, dass die meisten Menschen bei alkoholfreiem Bier einen Alkoholgehalt von 0,0 Prozent erwarten – tatsächlich haben die Biere noch bis zu 0,5 Volumenprozent. Ab Januar gibt es einen Hinweis auf den Bierflaschen – freiwillig, ohne Zwang für die Mitglieder des Brauerbundes.

Alkoholfreies Bier ist für die meisten Unternehmen ein gut laufendes Geschäft. „Dieses Jahr kommen wir wahrscheinlich über die Grenze von fünf Millionen Hektolitern“, schätzt Eichele und wirbt für den Geschmack, der mittlerweile „nah an das Original“ heranreiche. Auch er selbst trinke gern promillefrei. Und wenn mit Alkohol, dann ein Pils oder Helles – Eicheles Heimat ist Starnberg in Oberbayern.

Der 41-Jährige fühlt sich angekommen beim Brauerbund. Der ist einer der ältesten deutschen Verbände: 1871 gegründet, hat sich in seinen Schwerpunkten nach Eicheles Ansicht seitdem nicht viel verändert. „Nun ja, Fracking gab es damals zum Glück noch nicht.“

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