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Das Uber-Logo im Hauptquartier in San Francisco

© Josh Edelson/AFP

Update

Berührungen, Küsse, Vergewaltigungen: 2018 gab es 3000 sexuelle Übergriffe in Uber-Autos in den USA

Die Zahl der Klagen über sexuelle Gewalt beim Nutzen des Fahrdienstvermittlers nimmt zu. In Deutschland seien aber keine vergleichbaren Fälle bekannt.

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Es geschah nach einem Cocktailabend in San Diego: Berauscht steigt die junge Frau in den Uber-Wagen ein, muss sich bei einem Stopp übergeben, wird schließlich ohnmächtig. Als sie wieder bei Bewusstsein ist, liegt der Uber-Fahrer auf ihr. Nur einen Block von ihrem Haus entfernt wird sie von ihm vergewaltigt. So berichtete es der Fernsehsender CNN im vergangenen Jahr.

Diese Vergewaltigung, so zeigt jetzt ein von dem Fahrdienstleister veröffentlichter Sicherheitsbericht, war nur eine von insgesamt 464 in den vergangenen zwei Jahren in dem Unternehmen in den USA. 2018 wurden demnach 3045 Fälle von sexueller Belästigung gemeldet, etwas mehr als im Jahr zuvor (2936). Darin enthalten waren auch fast 600 versuchte Vergewaltigungen. Bei den anderen Übergriffen handelte es sich unter anderem um unerlaubte Berührungen oder Küsse.

„Für Deutschland gibt es bisher keinen entsprechenden Report“, sagte ein Uber-Sprecher dem Tagesspiegel auf Anfrage. Die Erkenntnisse aus den Ereignissen in den USA würden nun in Ubers Überlegungen für andere Märkte einfließen. Hierzulande seien keine vergleichbaren Fälle bekannt, erklärte der Sprecher. Uber verwies zudem darauf, dass die Fahrer in Deutschland – anders als etwa in den USA – für ihre Arbeit einen Personenbeförderungsschein vorweisen müssten. Dafür sei unter anderem auch ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Vorstrafen nötig. Zudem seien die Fahrer bei Mietwagenunternehmen beschäftigt.

In London wurden zuletzt Fälle bekannt, in denen Kunden von nicht-autorisierten Fahrern befördert worden sind. Das sei in mindestens 14.000 Fällen geschehen, erklärte die zuständige Verkehrsbehörde „Transport for London“ (TfL). Nicht geprüfte Fahrer konnten demnach ihre Fotos auf Konten von offiziellen Fahrern hochladen – und so den Passagieren vermitteln, dass sie die gebuchten Fahrer wären. Vor wenigen Wochen hat die TfL dem Fahrtenvermittler wegen Sicherheitsbedenken die Lizenz entzogen. Es sei ein „Muster des Versagens“ festzustellen, erklärte die Verkehrsbehörde. Uber hat Einspruch gegen die Entscheidung eingelegt.

Nur zur Hälfte waren Fahrer die Beschuldigten

Vergleichszahlen aus dem Taxigewerbe gibt es hierzulande nicht. „Übergriffe auf Fahrgäste sind in Taxis kein strukturelles Phänomen“, erklärt ein Sprecher des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen. Im Jahr 2019 ist dem Verband bislang ein Vergewaltigungsfall bekannt – bei ungefähr einer Million Beförderungen am Tag. Dass das Risiko eines Übergriffs im Taxi geringer sei, erklärt der Verband mit der strengen Regulierung seines Gewerbes. Jedes Fahrzeug habe eine eigene Ordnungsnummer, die Fahrer seien identifizierbar – und damit auch Täter ermittelbar.

Die hohe Zahl der sexuellen Übergriffe bei Uber-Fahrten in den USA ist jedoch auch vor dem Hintergrund der Fahrten insgesamt zu sehen. Nach eigenen Angaben hat Uber in den USA 99,9 Prozent der 2,3 Milliarden seiner Fahrten in den Jahren 2017 und 2018 ohne Sicherheitsvorfälle beendet. Hinzu kommt: Die Fahrer machten nur etwas mehr als die Hälfte der Beschuldigten bei sexuellen Übergriffen aus. In 46 Prozent seien das die Fahrgäste gewesen. Doch selbst ein einzelner gemeldeter Fall sei „ein Fall zu viel“, teilte Uber mit.

Sexuelle Übergriffe und andere Bedrohungen sind ein großes Problem für die schnell wachsende Fahrdienstleistungsbranche. Auch Uber-Konkurrent Lyft steht bei dem Thema zunehmend unter Druck. Erst kürzlich hatten 20 Frauen in San Francisco Klage gegen Lyft eingereicht, weil sie in von Lyft vermittelten Fahrzeugen vergewaltigt oder sexuell attackiert worden seien.

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