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Mehr Windenergie für den Süden: Suedlink soll künftig Strom aus dem Norden liefern.

© dpa/Patrick Pleul

Baubeginn für Suedlink: Was kann die Trasse, was soll sie kosten, wann ist sie fertig?

Das deutsche Stromnetz bekommt eine Nord-Süd-Verbindung: Für das Großprojekt haben die Bauarbeiten begonnen. Bis Strom fließt, wird es allerdings dauern.

Nach jahrelangen Verzögerungen haben für die Gleichstrom-Trasse Suedlink die Bauarbeiten bei Wewelsfleth in Schleswig-Holstein begonnen. „Mit dem Suedlink wird der Süden Deutschlands zukünftig von den großen Windstrommengen aus dem Norden profitieren können“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag. Die Trasse soll ab 2028 Strom aus Schleswig-Holstein nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren.

Bei Wewelsfleth werden die Kabel unter der Elbe verlegt. Geplant ist ein mehr als fünf Kilometer langer begehbarer Tunnel mit einem Innendurchmesser von etwa vier Metern. Die Elbquerung ist nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Habeck der technisch wohl herausfordernste Abschnitt der geplanten Stromtrasse. Zuständig für den Bau ist der Netzbetreiber Tennet.

Suedlink soll den Strom auf einer Strecke von insgesamt 700 Kilometern nach Süden transportieren. Die Trasse ist auf eine Kapazität von vier Gigawatt ausgelegt. Das entspricht etwa zehn Prozent des Strombedarfs in Deutschland oder der Leistung der drei im April vom Netz gegangenen Atomkraftwerke. „Damit stärken wir die Versorgungssicherheit in Deutschland und auch die unserer Nachbarländer“, erklärte Habeck.


Wo soll die Stromtrasse verlaufen?

Suedlink soll den Strom aus Windparks in Schleswig-Holstein auf einer Länge von 700 Kilometern über Niedersachsen, Hessen und Thüringen nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Für den Abschnitt aus dem Norden bis nach Hildesheim im Süden Niedersachsens ist der Betreiber Tennet zuständig, für den südlichen Teil der Betreiber Transnet BW.

Auf einem Großteil der Strecke sollen zwei Stromleitungen parallel verlegt werden. Eine verläuft von Brunsbüttel an der Elbmündung nach Großgartach in Baden-Württemberg, die andere von Wilster nördlich der Elbe nach Bergrheinfeld im Norden Bayerns. Die Kabel sollen auf der gesamten Strecke unter der Erde liegen.


Wie viel Strom kann sie transportieren?

Die Stromtrasse ist auf eine Kapazität von vier Gigawatt ausgelegt. Das entspricht etwa zehn Prozent des Strombedarfs in Deutschland oder der Leistung der drei letzten deutschen Atomkraftwerke, die im April vom Netz gegangen waren. Damit leistet Suedlink nur einen kleinen Beitrag zum Netzausbau, bis 2037 rechnen die Betreiber mit einem Strom-Transportbedarf von mehr als 80 Gigawatt.

Die Verbindungen nutzen Gleichstrom, der sich im Gegensatz zum Wechselstrom aus der Steckdose über hunderte Kilometer transportieren lässt. Am Anfang und am Ende einer Leitung stehen Konverter, die den Strom umwandeln und ins Netz einspeisen. Auf der Länge der Strecke ist Suedlink nicht mit dem übrigen Stromnetz verbunden.


Wofür braucht es die neuen Leitungen?

Bis 2045 soll der gesamte Strom in Deutschland aus erneuerbaren Energien kommen, der größte Anteil daran aus Offshore-Windparks in der Nordsee. Im vergangenen Jahr waren nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie Anlagen mit einer Leistung von insgesamt gut acht Gigawatt in Betrieb, bis 2045 sollen die Kapazitäten auf 70 Gigawatt ausgebaut werden.

Schon jetzt reicht das bestehende Netz nicht aus, um den Strom in ganz Deutschland zu verteilen. Das sorgt für hohe Kosten: Kann der Strom nicht eingespeist werden, müssen Windräder abgestellt und die Betreiber entschädigt werden. In Süddeutschland müssen stattdessen fossile Kraftwerke hochfahren.


Wie ist der Stand der Bauarbeiten?

Bislang haben die Behörden zwei der 15 Teilstrecken für den Bau freigegeben: die Leitung unter der Elbe bei Wewelsfleth und einen 17 Kilometer langen Abschnitt im Kreis Heilbronn. Weitere Genehmigungen sollen nach Angaben der Bundesnetzagentur in diesem und im nächsten Jahr folgen. Die Bundesregierung hat Suedlink einen „vordringlichen Bedarf“ eingeräumt, mit dem Netzausbaubeschleunigungsgesetz fällt zudem eine Genehmigungsstufe weg.

Ursprünglich sollte Suedlink bereits 2022 in Betrieb genommen werden. Die Trasse war zunächst als Überlandleitung geplant gewesen, dagegen gab es vor allem in Bayern Widerstand aus der Bevölkerung und der Politik. Die jetzt geplante unterirdische Leitung ist mit einer Investitionssumme von rund zehn Milliarden Euro deutlich teurer. (AFP)

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