zum Hauptinhalt
Eine gute Geldanlage? Die Aktienkurse im Banksektor sind seit Jahresbeginn gefallen.

© picture alliance / dpa

Geldanlage: Bankaktien bieten Chancen für Mutige

Bank-Aktien haben massiv verloren – bei einigen Instituten könnte sich jetzt der Einstieg lohnen.

Von Andreas Oswald

Es liegt etwas in der Luft. Ende des Jahres mussten in Italien vier und in Portugal ein mittelgroßes Institut vor dem Bankrott gerettet werden. Das mag mit der Rückständigkeit dieser Länder bei der Sanierung ihrer Banken nach der Finanzkrise zusammenhängen. Aber schlechte Nachrichten gibt es auch anderswo. 6,7 Milliarden Euro Verlust verbuchte die Deutsche Bank für das vergangene Jahr. Am Mittwoch sank die Aktie, die sich auf einem langen Weg nach unten bewegt, erneut – auf unter 15 Euro. Das ist fast ein Drittel weniger als vor vier Wochen. Auf dem Kurs-Höhepunkt 2007 stand sie bei 102 Euro. Dann kam die Finanzkrise und die Märkte änderten ihre Ansicht über das größte deutsche Kreditinstitut.

Die Kurse im Bankensektor sind seit Jahresbeginn gefallen

Die Deutsche Bank mag ein extremer Fall sein, aber seit Jahresbeginn ist der Bankensektor in Europa und in den USA durchgehend deutlich stärker gefallen als der Gesamtmarkt. Commerzbank, Santander, Morgan Stanley – die Kurse fallen überall. Da fragen sich manche Anleger: Ist das ein guter Zeitpunkt, um diese Werte zu kaufen? Ingo Frommen, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) rät zur Vorsicht: „Deutsche Bankaktien sind sehr günstig, es gibt eine starke Unterbewertung. Aber die Risiken sind zu hoch für einen Privatanleger, der nur schwer mit Verlusten umgehen kann.“ Das Risiko, dass es zu weiteren Verlusten kommen kann, sei zu hoch. „Bei der Deutschen Bank ist unklar, wie hoch weitere Strafzahlungen in den USA sein werden. Da ist keinerlei Planungssicherheit vorhanden.“ Frommen lobt zwar die operative Entwicklung bei der Deutschen Bank und der Commerzbank, „aber es gibt das Risiko, dass bei einer möglichen Abschwächung der Konjunktur auch die Banken betroffen sein könnten“.

Bankenaktien reagieren sensibler auf Konjunkturveränderungen

Bankenwerte sind sensibel. Sie reagieren zusammen mit Transportwerten in der Regel früher als der Gesamtmarkt auf erste Konjunkturveränderungen. So lassen sich die überdurchschnittlichen Kursverluste der beiden Branchen als Hinweis darauf deuten, dass sich die Weltkonjunktur stärker abschwächen wird als gedacht. Oder handelt es sich doch nur um eine Überreaktion der Börsen? Der Nobelpreisträger Myron Scholes und Ashwin Alankar von Janus Capital sind Spezialisten für Optionsmärkte. Sie wollen laut „Financial Times“ mit ihren Preismodellen herausgefunden haben, dass die Optionsmärkte bereits jetzt einen Rückgang der Bankenkurse um 28 Prozent in den kommenden drei Monaten eingepreist haben.

Anleger sollten Chancen und Risiken sind abzuwägen

Mutige Anleger, die dennoch von den niedrigen Kursen profitieren wollen, können zum Beispiel einen Indexfonds (ETF) für den Bankensektor kaufen, in dem europäische Banken aus dem Euro Stoxx versammelt sind, etwa von iShares (WKN 628930). Bei Einzelwerten gilt es besonders, Chancen und Risiken abzuwägen. Die Deutsche Bank schneidet bei Analysten erwartungsgemäß schlecht ab, was sie für solche Käufer aber reizvoll macht, die erwarten, dass die Bank unter ihrem neuen Chef John Cryan die Wende schafft. Die NordLB stuft sie schon seit Längerem auf „Verkaufen“ ein. Wegen der aktuell geringen Transparenz beim zukünftigen Ertragspotenzial überwögen die Risiken, heißt es. Viele Analysten wie die der Landesbank Baden-Württemberg sehen zwar überwiegend die Risiken, raten aber bei diesen niedrigen Kursen nicht mehr zum Verkauf.

Die Commerzbank kommt bei Analysten gut weg

Sehr viel besser weg kommt die Commerzbank. Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe stuft die Aktie auf „Kaufen“ ein. Die Erträge werden zwar wohl sinken, aber dies dürfte durch die Sparmaßnahmen und die geringen Wertberichtigungen ausgeglichen werden, hieß es. Relativ positiv kommt auch die Aareal Bank weg. Das Bankhaus Lampe hat die Bank wie viele andere Analysten von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft. Der europäische Bankensektor sehe schweren Zeiten entgegen, hieß es. Attraktiv sei aber die Dividendenrendite der Aareal Bank. Vorbehalte haben Analysten gegenüber der Santander Bank. Morgan Stanley hat das Kursziel gesenkt, aber nicht zum Verkauf geraten. Die Aktie der spanischen Bank sei zwar nicht teuer. Doch angesichts der niedrigen Vorhersehbarkeit des Brasiliengeschäfts sowie wegen des fehlenden Wachstums der Nettozinserträge in Großbritannien und Spanien fehlten Impulse. Relativ gut schneidet die britische Barclays Bank ab. HSBC und Goldman Sachs stufen die Aktie des Instituts auf „Kaufen“ ein.

Bei US-Instituten gibt es gemischte Kaufempfehlungen

Sehr unterschiedlich sind die Beurteilungen bei der französischen Bank BNP Paribas. JPMorgan empfiehlt „Untergewichten“, Morgan Stanley „Übergewichten“. Auch bei den US-Instituten gibt es ein sehr gemischtes Bild. Eher negativ sind die Einschätzungen bei Goldman Sachs. RBC Capital Markets und UBS haben das Kursziel gesenkt. Ähnlich ist es bei Morgan Stanley. Société Générale empfiehlt weiterhin „Verkaufen“. Die US-Bank habe die Erwartungen der meisten Analysten zwar übertroffen, doch das Geschäftsmodell bleibe anfällig. Barclays Capital hat das Kursziel gesenkt, rät aber nicht zum Verkauf.

Positive Bewertungen für JP Morgan

Eindeutig positiv äußern sich Analysten zu JPMorgan. Zuvorderst Martin Peter von der LBBW: „Von den US-Banken empfehlen wir JPMorgan zum Kauf. Damit verbunden ist die Zuversicht, dass die wirtschaftliche Belebung in den USA anhält und weiter zunimmt und die Probleme im Ölsektor nicht dauerhaft anhalten.“ Independent Research hat JPMorgan ebenfalls auf „Kaufen“ hochgestuft. Die Frage, die sich Anleger selbst beantworten müssen, lautet: Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Einstieg? Bankenwerte reagieren früh, bevor es mit der Weltwirtschaft bergauf geht. Zu lange sollten die Mutigen also nicht warten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false