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Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (Archivbild)

© imago/photothek/Janine Schmitz

„Arbeiten ist kein Ponyhof“: Nahles kritisiert die Lebensphilosophie vieler junger Menschen

Die Wünsche der Arbeitnehmer stünden verstärkt im Zentrum des Arbeitsmarktes, so die Chefin der Agentur für Arbeit. Dabei müssten Fragen der Work-Life-Balance neu ausgehandelt werden.

Der Fachkräftemangel wird deutsche Unternehmen nach Ansicht der Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, härter treffen als internationale Wettbewerber.

„Der Arbeitsmarkt verändert sich in Deutschland stärker als in anderen Ländern, weil wir ein massives demografisches Problem haben“, sagte Nahles der Zeitung „Augsburger Allgemeinen“ vom Montag.

Der deutsche Arbeitsmarkt verändere sich von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt.

„Fragen der Work-Life-Balance müssen neu ausgehandelt werden, wie meine Generation die Verteilung der Arbeit zwischen Frau und Mann in Familien neu ausgehandelt hat“, sagte Nahles. „Aushandeln heißt aber auch an die jüngere Generation gerichtet: Arbeit ist kein Ponyhof.“

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Berufseinstieg nach der Schule: Nahles appelliert an Eltern

Bei einer Diskussionsveranstaltung zum Fachkräftemangel in Deutschland äußerte sich die SPD-Politikerin am Montag auch zum Thema Berufseinstieg. Dabei forderte Nahles die Eltern von Schulabgängern zu mehr Flexibilität bei der Beratung ihrer Kinder auf.

„Wir haben eine riesige Unsicherheit bei der Berufswahlkompetenz“, so die Politikerin. Die Elternhäuser seien die wichtigsten Orientierungsgeber im Berufswahlprozess. 

Umpacken im Kopf, liebe Eltern.

Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit

Die Favoritenliste der Top 20 bei der Berufswahl habe sich seit Jahrzehnten nicht verändert. Gleichzeitig sei die Arbeitswelt aber eine komplett andere geworden, sagte Nahles. Junge Leute müssten über neue Möglichkeiten - auch hinsichtlich der Durchlässigkeit des Bildungssystems - gut und umfassend informiert werden. 

„Umpacken im Kopf, liebe Eltern“, sagte Nahles. Es brauche gute Akademiker in Deutschland. Aber mit Blick auf die Quote von Studienabbrechern müsse auch die duale Ausbildung aufgewertet werden. 

Deutschland verliere jedes Jahr 46.000 junge Menschen, die ohne abgeschlossene Ausbildung ins Arbeitsleben gingen. Dabei sei es im Vergleich zu früheren Jahren relativ einfach geworden, von einem Bildungsweg auf einen anderen zu wechseln. 

„Eine Ausbildung ist dabei weiß Gott kein Hindernis“, sagte Nahles bei der Veranstaltung des Münchner Ifo-Institutes, der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern und der „Süddeutschen Zeitung“.

Es gelte neue Möglichkeiten für junge Leute zum Kennenlernen von Berufen zu schaffen. Ein Modell aus Baden-Württemberg, das Schülern in fünf Tagen die Berührung mit fünf verschiedenen Berufen ermöglicht, beschrieb sie als vielversprechend.

Nahles sieht Nachholbedarf für den „Einwanderungs-Anfänger“ Deutschland

Ein Problem für die deutsche Wirtschaft seien zudem die vielen Hürden bei der Zuwanderung: „Wir sind Einwanderungs-Anfänger“, sagte Nahles der „Augsburger Allgemeinen“.

Mein Appell an die Arbeitgeber lautet: Gebt auch nicht so idealen Bewerbern eine Chance.

Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit

Deutschland sei oft noch zu kompliziert, etwa was die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse betreffe. Für viele Zuwanderer sei zudem die deutsche Sprache ein Hindernis.

Nahles forderte die Unternehmen zudem auf, Jugendlichen auch bei schwierigen Startbedingungen mehr Chancen auf Ausbildung und Arbeit zu geben.

„Mein Appell an die Arbeitgeber lautet: Gebt auch nicht so idealen Bewerbern eine Chance“, sagte sie unter Verweis auf entsprechende Förderprogramme der BA. (Reuters, dpa, Tsp.)

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