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Deutschland wird älter. Dadurch stehen immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentnern gegenüber.

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Altersvorsorge in der Krise: Ist die Rente noch zu retten?

Deutschland wird älter. Dadurch stehen immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentnern gegenüber. Ist die Rente in Gefahr? Drei Experten antworten.

Die Rentenpolitik steht vor einem Dilemma: Ist sie zu großzügig, untergräbt sie Zukunftsinvestitionen in Bildung, Infrastruktur und Klimaschutz. Ist sie zu sparsam, schadet sie den sozial und gesundheitlich Schwachen. Kluge Kompromisse sind gefragt:

Punkt 1: Die Haltelinie sollte nur denen zugutekommen, die geringe Einkommen hatten, während der Nachhaltigkeitsfaktor für alle anderen wieder gelten sollte.

Punkt 2: Das Renteneintrittsalter sollte für die, die gesund sind, an die Entwicklung der Lebenserwartung angepasst werden, während die abschlagsfreie Frührente nur denen zugutekommen sollte, denen aus Gesundheitsgründen kein längeres Arbeiten zugemutet werden kann.

Punkt 3: Langfristig sollte das Umlageverfahren durch eine Stärkung der Betriebsrenten entlastet werden, vor allem für mittlere und kleine Betriebe.


Die Frage ist weniger, wie die Rente zu sichern ist – sondern wie das auf lange Sicht in einer ausgewogenen Balance von Leistung und Beitrag realisiert wird. Die Vorausberechnungen, wonach wegen des demografischen Wandels der Beitragssatz deutlich ansteigen wird, basieren noch auf früheren Bevölkerungsprognosen.

Die jetzt vorgelegte aktuelle Prognose des Statistischen Bundesamtes geht von einem erheblich geringeren Anstieg der demografischen Belastung aus, vor allem wegen der Zuwanderung und einem geringeren Anstieg der Lebenserwartung. Der Beitragssatz dürfte deshalb tatsächlich erheblich weniger steigen als in der Vergangenheit berechnet.

Deshalb wird jetzt sorgfältig geprüft, welcher Umfang an demografischer Belastung zu erwarten ist und was davon durch eine Ausweitung der Erwerbsbeteiligung aufgrund von verbesserten Rahmenbedingungen ausgeglichen werden kann. Insgesamt gilt es, die Belastungen ausgewogen auf Rentner und Beitragszahler zu verteilen.


Ist die gesetzliche Rente noch zu retten? Aber selbstverständlich. Zuletzt ist das Vertrauen in die gesetzliche Rente deutlich gestiegen. Das belegt aktuell eine Untersuchung im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Mein Optimismus hat drei Gründe:

Erstens, die Finanzen der gesetzlichen Rentenversicherung sind aktuell nicht kritisch, sogar gut. Die über 100 Milliarden Euro Zuschüsse aus dem Steuersäckel sind weitgehend Ergebnis von Aufgaben, die die Politik der Rentenversicherung aufgegeben hat. Zum Beispiel die Mütterrente.

Zweitens hat die Rentenversicherung den demografischen Wandel in den vergangenen 30 Jahren besser verkraftet als vorher vermutet. Das liegt daran, dass mehr von uns länger arbeiten als früher und dass die Frauenerwerbsquote in der Zeit von 57 auf 72 Prozent gestiegen ist. 

Drittens ist Demografie nicht deutsch. Deutschland kann jährlich hunderttausende talentierte arbeitswillige junge Leute aufnehmen, z.B. den Pflegenotstand bekämpfen und die Rente weiter bezahlbar machen. Wir brauchen ohnehin Einwanderung auf dem Arbeitsmarkt.

Sichert die Rente damit den Lebensstandard? Das tut sie heute nicht. Zusätzliche eigene Altersvorsorge bleibt dafür nötig.

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