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Der Wiederaufbau wird Milliarden kosten. Hier ein zerstörter Wohnkomplex in Kiew kurz nach Kriegsbeginn.

© Imago/Luis Alves

Wiederaufbau nach dem Krieg: Hoffnung für die Ukraine

Bei einer Tagung in Kopenhagen zeigten sich ukrainische Architekten optimistisch: Ihr Land werde siegen und seine Städte besser gestalten, als sie waren.

Ein Kommentar von Nikolaus Bernau

Mykolaijv am Unteren Bug, benannt nach dem Heiligen der Schiffbauer und Schifffahrer, dem Heiligen Nikolaus, liegt grandios in einer breiten Flussschleife kurz vor der Mündung ins Schwarze Meer. Eine gefährliche Lage ist das aber auch, seitdem Russland 2014 wider alle internationalen und bilateralen Verträge mit der Ukraine die Krim besetzte und zum Kampfstern hoch rüstete.

Im Februar 2022 entging Mykolaijiv nur knapp der Besatzung. Der Vorsitzende des Stadtparlaments, Dimytro Falko berichtete darüber bei der gerade zu Ende gegangenen Tagung des Weltarchitektenverbands UIA in Kopenhagen.

Von der ersten Minute an seien nicht nur die legendären Werften, die einst die ganze Sowjetunion belieferten, sondern auch zivile Wohnhäuser, Geschäftsviertel, Kulturanlagen und Fußgängerzonen das Ziel gewesen. Die Wasserleitungen, die von Cherson aus Frischwasser in die Stadt brachten, wurden genau so systematisch zerstört wie Gas- und Elektroanlagen oder Straßen.

Monatelang konnte die Stadt, die bis 2022 etwa 460.000 Einwohner zählte und heute noch etwa 200.000, nur mit Tankwagen versorgt werden, musste mit Kerzenlicht und Holzfeuer Widerstand leisten. Und jetzt seien durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und die darauf folgende Flutkatastrophe – die nur deswegen geschehen konnten, weil Russland Krieg gegen die Ukraine führt! – die gerade erst mühsam reparierten Wasserwerke weggespült worden.

Doch nicht nur Falko, sondern eigentlich alle Ukrainer, die auf dieser Konferenz sprachen und oft rauschenden Beifall erhielten – dass Russland immer noch frei in der UIA agieren kann, die Ukraine und andere Staaten Osteuropas von der UIA immer noch mit dem Aggressor in eine eigene Sektion gezwungen werden, ist ein ganz eigener Skandal – strahlten einen bemerkenswerten Optimismus aus: Wir werden a) siegen, b) unsere Demokratie verteidigen und c) die Städte und das Land nach dem Sieg das Land besser gestalten.

Sie nutzen diese Welttagung nämlich nicht nur, um die eigene Lage klarzumachen, sondern auch als Informationspool für die Möglichkeiten des nachhaltigen Bauens, planerische Reaktionen auf den Klimawandel, effiziente Wohnraumgestaltung und Energiesysteme, die nicht auf fossilen Rohstoffen beruhten. Vor allem aber informierten sie sich über die Einbindung der Bevölkerung in die Planung, wie sie in den nordischen Ländern seit Jahrzehnten fest etabliert ist.

Partizipation gilt in der Ukraine offenkundig, oder jedenfalls bei den Ukrainern, die nach Kopenhagen gekommen waren, gerade wegen ihrer vielen Debatten wegen als das Mittel schlechthin, um dem russischen Druck zu widerstehen, ein von Hoffnung gefülltes Gegenbild zum düsteren Putin-Staat entstehen zu lassen.

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