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In seiner 500. Auktion bietet das Kölner Auktionshaus Van Ham im Juno Picassos „Buste de Femme“ von 1971, Öl auf Leinwand, zum Schätzpreis von 1,5 / 2,5 Mio. Euro an.

© Van Ham/VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Wie man sich Picasso leisten kann: Keramik und Grafik des Jahrhundertkünstlers sind immer noch bezahlbar

Auch im Kunstmarkt erreicht Picasso immer wieder ungeahnte Höhen. In seinem gewaltigen Gesamtwerk finden sich jedoch bis heute auch erschwingliche Stücke.

Von Sebastian Strenger

Im Picasso-Jubiläumsjahr scheint die Position des Künstlers auch preislich im Olymp angekommen zu sein. Für die Arbeiten des Spaniers, dessen 50. Todestag die Kunstwelt an diesem Samstag feiert, werden immer höhere Preise erzielt. Die geopolitischen Herausforderungen geben dem Anlagemarkt einen zusätzlichen Schub: Auktionsergebnisse und Marktpreise für Picasso sind ein Zeichen dafür, dass die Rallye noch lange nicht zu Ende ist.  

Highlights bleiben bedeutende Werke des Künstlers, die im deutschen Auktionshandel seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr auftauchen, da New York, London und Paris der stärkere Magnet für Einlieferer sind. Eine Ausnahme: Zur 500. Auktion des Kölner Auktionshauses Van Ham ruft man hier am 5. Juni das Gemälde „Buste de Femme“ von 1971 zu einem Schätzpreis von 1.5-2.5 Millionen Euro auf. Das Werk kommt aus einer internationalen Privatsammlung und verspricht ein heftiges Bietgefecht, nachdem bereits im ersten Quartal 2023 sieben große Gemälde Picassos rund 47 Millionen Euro an Zuschlägen erbrachten.  

Bei Picassos gewaltigen Oeuvre haben vermögende Sammler:innen die Wahl: zwischen Bildern aus der Phase des Kubismus (1907/1908), den berühmten und teuersten Werken der blauen Periode (1901 – 1905) oder denen aus dem preislich moderateren Spätwerk.

Der Teller „Corrida“ (1953) existiert in einer Auflage von 50 Exemplaren und wird derzeit im Berliner Kunsthandel Gronert für 28.000 Euro angeboten.
Der Teller „Corrida“ (1953) existiert in einer Auflage von 50 Exemplaren und wird derzeit im Berliner Kunsthandel Gronert für 28.000 Euro angeboten.

© Kunsthandel Gronert/VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Doch es gibt auch noch die Zeichnungen, Collagen, Grafiken, Plastiken und Keramiken, Glasobjekte, Postkarten, signierte Fotos und Teppiche, deren Gesamtzahl auf 50.000 geschätzt wird. Kaum ein Künstler prägte durch eine solch große Vielfalt von Ausdrucksformen und Techniken die Kunstgeschichte – und den Markt gleich mit.

Längst sind auch die tradierten Vorstellungen überwunden, nach denen Kunsthandwerk in Sammlungen nicht zu suchen hat. Picassos Keramik und Teppiche sind deshalb ebenfalls begehrt. Was das Angebot enorm erweitert, schließlich schuf er allein über 3200 Keramiken. Zu den Motiven gehören Stierkampfszenen, Eulen, Ziegen, Fische und Porträts seiner zweiten Ehefrau Jacqueline Roque. Picasso entwarf von 1947 bis 1971 insgesamt 633 verschiedene Keramik-Editionen überwiegend in der Werkstatt Madoura, Varianten und Unikate. Auch hier haben die Preise sich in den vergangenen zehn Jahren teils verzehnfacht.

Anfangs entstanden schlichte Teller und Schalen, später kamen komplexere Formen wie Krüge und Vasen hinzu, deren Henkel gelegentlich zu Gesichtszügen oder anatomischen Teilen geformt sind, wenn die Gefäße Tiere darstellten. Beliebte Stücke sind vor allem Picassos Eulen-Krüge (zwischen 20.000 und 40.000 Euro) und Objekte mit Stierkampf-Motiven. Hier hängt der Preis von der Auflagenhöhe ab: Niedrige Auflagen mit 50 Exemplaren wie der 1953 gestaltete reliefartige „Corrida“-Teller kosten um die 30.000 Euro, bei Unikaten können es auch ein paar Hunderttausend Euro sein. Dennoch gibt es auch hier die Chance, kleinere Plaketten, Schalen oder Teller zu erwerben, deren Preise bei etwa 1000 Euro beginnen. 

Der Kubismus prägt häufig die Teppichentwürfe. Bereits zu seinen Lebzeiten ließ Pablo Picasso Wandteppiche und Tapisserien von seinen Bildern anfertigen. Bis heute hat die 1878 gegründete Weberei Jules Pansu in Paris das exklusive Recht, Teppiche nach seinen Entwürfen zu produzieren, etwa  „Le Peintre et son modèle” (1928). Als sammlungswürdig werden nur solche betrachtet, die zu Lebzeiten des Künstlers umgesetzt wurden. Hierbei bemisst sich der Wert nach der Auflage, aber auch nach dem Zustand des Teppichs und nach der Frage, ob das Entwurfsjahr dem Produktionsjahr entspricht.

Dies ist bei dem Wandteppich „La Serrure“ von 1955 der Fall. Auf der Art Paris wurde er am Stand der französischen Galerie EAST für 26.000 Euro angeboten. Er stammt aus der Produktion von Marie Cuttoli (1879-1973), Freundin, Sammlerin und Gesellschafterin vieler bedeutender Künstler:innen, etwa Fernand Léger, Joan Miró, Le Corbusier, Man Ray oder Marcel Duchamp. Den frühen Picasso-Teppich ließ sie in einer Kooperative im algerischen Sétif knüpfen, danach hing er unter anderem in der Sammlung Beyeler, aber auch in zahlreichen US-Museen.

Bei den Teppichen des Jahrhundertkünstlers gibt es preislich noch Luft nach oben, wie auch beim Knüpfteppich aus farbiger Wolle, gewebt zwischen 1927 und 1929 nach dem Gemälde „Verre et pipe“ von 1917 (144 x 200 cm) ebenfalls von Cuttoli. Zuschlagspreis: 409.600 Euro. 

Wer im niedrigeren Preissegment fischen will, dem bietet sich der schier grenzenlose Picasso-Grafikmarkt. Neben 1885 Gemälden, 7089 Zeichnungen, 175 Skizzenbüchern mit rund 7000 Zeichnungen existieren gut 19.000 Grafiken – Christian Zervos hat das gesamte grafische Werk von 1932 bis 1978 in einem 33-bändigen Werkverzeichnis zusammengefasst. Einige Arbeiten sind zu Ikonen geworden, wie jene mit Stierkampf-Motiv, das der Künstler 1935 in Form von Radierungen aufgriff und später auch als Lithografie oder Linolschnitt umsetzte.

Signierte Exemplare innerhalb der Auflage ermöglichen ab 5000 Euro den Einstieg bei den Radierungen, lithografische Entwürfe als Ausstellungsplakate gibt es ab 1000 Euro. Wer sich für einen seiner schmalen Werkblöcke interessiert, nämlich seine in Kooperation mit dem venezianischen Glasbläsermeister Egidio Costantini aus Muranoglas entstandenen Entwürfe der 50er- und 60er-Jahre, kann mit Preisen ab 10.000 Euro rechnen.

Alles in allem ist ein Picasso auch bei der Grafik und der Keramik eine sichere Investition. In Anbetracht aktueller Preisentwicklungen können sie durchaus als krisenfest gelten.

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