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Seltener Anblick. Experten wissen sehr wenig über das soziale Zusammenleben der Hyänen.

© Getty Images/iStockphoto/Getty Images/iStockphoto

Berliner Schnauzen: Summer of Love bei den Streifenhyänen

Jasmin und Aladdin benehmen sich ein bisschen daneben. Die Zuschauer im Tierpark sind angeekelt, der Kurator ist begeistert.

Im Frühling spielen die Gefühle verrückt. Da ist Aladdin kein Einzelfall. Er ist eben verliebt, Hals über Kopf. Schüchtern schleicht er um seine Jasmin, bloß auffallen, bloß in der Nähe, im Gedächtnis bleiben.

Dass Aladdins Frühlingsgefühle mitten in diesem brennenden Berliner Sommer auftauen, kann man der Streifenhyäne nicht vorwerfen. In ihrer Heimat, im riesigen und ständig heißen Gebiet zwischen Westafrika und Indien, sind 35 Grad ja schon fast Weihnachtswetter.

Auch Jasmin feiert den Summer of Love. Sie reibt sich mit ihrem braunen Fell und den schwarzen Streifen, denen sie ihren Namen zu verdanken hat, munter an Aladdin, beißt ihm in die tellergroßen Ohren, stupst ihn an mit der schäferhundartigen Nase.

Das Geflirte im Hyänengehege freut nicht nur die Verliebten, sondern auch Kurator Florian Sicks. Schließlich sind die Hyänen, die entfernt zur Familie der Katzen gehören, nicht besonders ausführlich erforscht. Wie bei vielen nachtaktiven Tieren wissen selbst die Experten sehr wenig über das soziale Zusammenleben der Einzelgänger. Hält sich in freier Wildbahn ein Männchen mehrere Geliebte, oder ist es vielleicht genau umgekehrt?

Sie wälzt sich durch seinen Duft

Jasmin und Aladdin, beide erst anderthalb Jahre alt und inmitten der aufregenden Pubertät, kümmert solch wissenschaftliches Geschwätz gerade überhaupt nicht. Aladdin hat zu einem kleinen Date im Teich eingeladen, mit einer kräftigen Markierung – eine Einladung, auf die Jasmin positiv reagiert. Sie wälzt sich durch Aladdins Duft.

Und markiert ihrerseits netterweise zurück, indem sie ihren Analbeutel mehrere Zentimeter herausstülpt und die Drüsen spielen lässt. Bei den Zuschauern gehen die Reaktionen von Ekel über Verwunderung bis hin zum neugierigen zweiten Blick. Der Kurator dagegen ist einfach nur begeistert.

Ungeachtet dessen schleppen sich die Frischverliebten Richtung Wasserbecken. Mit ihrem markanten Buckel sieht der Gang immer etwas angestrengt aus. Daran sind die langen Vorderbeine schuld, die in freier Wildbahn allerdings gelegen kommen.

Wehe, jemand kommt ihr in den Weg

Die Streifenhyänen sind keine guten – eher sogar ausgesprochen schlechte – Jäger. In den afrikanischen Wüsten und afghanischen Bergen fressen sie nur, was Löwe und Leopard übrig lassen: Aas. Weil das Buffet selten geöffnet hat, schleppen sie das Futter bei Gelegenheit gleich kiloweise in Sicherheit. Dank ihres Buckels müssen sie sich dabei nicht vornüberbeugen und laufen mit Fleisch in der Schnauze genauso schnell wie ohne.

Wehe, jemand kommt der Streifenhyäne dabei in den Weg. Wehe, jemand versucht, sich ein Stückchen von dem feinen Schmaus abzuzwacken. Dann macht sie sich noch größer als ihre 75 Zentimeter Schulterhöhe, stellt die Mähne auf und wirkt fast doppelt so hoch.

Jasmin und Aladdin kennen diese Probleme nicht. Eine Futtermaschine spuckt alle paar Minuten kleine Snacks ins Gehege, daneben werden sie mit Meerschweinchen und Hasen verwöhnt. Allerdings nicht zu festen Zeiten – die Raubtiere würden auf Dauer verhaltensgestört.

Aber im Summer of Love benehmen sich die beiden Streifenhyänen ja schon von alleine ein bisschen daneben.

Streifenhyäne im Tierpark

Lebenserwartung:  20–25 Jahre

Interessanter Nachbar: Elefant

Matthias Kirsch

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