zum Hauptinhalt

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Zu Gast in der Hitparade der italienischen Küche

Das Restaurant "a Mano" am Strausberger Platz ist gefragt, einen Tisch zu bekommen schwer. Dabei ist die Küche alles andere als außergewöhnlich.

Beim ersten Reservierungsanlauf schlug uns ein mitleidloses "Nichts mehr frei" entgegen. Beim zweiten Versuch wurde die Bitte um einen Tisch für zwei um 19.30 Uhr mit folgender Ansage beschieden: "Ich hätte was von 19 bis 21 Uhr. Wenn jemand nicht kommt, können sie eventuell länger bleiben." Das Internet ist neben vielem anderen offensichtlich auch zum Guide Michelin des kleinen Feinschmeckers geworden. Das Ristorante am Strausberger Platz bekommt in einschlägigen Portalen Höchstnoten, Hitparadenplätze und enthusiastische Dankeselogen. Warum?

Wir waren sehr zeitig da an einem dieser wintergrauen Sonntagabende, an denen man anderswo schon mal in leere Räume starrt. Nicht hier. Das Lokal war voll, und hinter uns formierte sich gleich eine kleine Schlange von weiteren Gästen. Die Wartezeit wurde uns mit einem Schluck Prosecco versüßt. In dem vergleichsweise kleinen Lokal mit gemütlich wirkenden Flaschenregalen und aufwändigen Lampengebilden wuselten mehrere Kellner unermüdlich umher.

Die Küche ist schnell, Vorspeisen werden pronto serviert

Wir saßen noch nicht ganz, da standen schon ein Korb mit frischem Bauernbrot, ein Teller mit sehr gutem Schinken und ein Schüsselchen mit Knoblaucholiven auf dem Tisch. Auch der Prosecco-Nachschub (5,50 Euro) kam gewissermaßen postwendend. Die Karte setzt sich zusammen aus den üblichen Hitparaden-Gerichten der italienischen Küche. Gourmets auf der Suche nach der neuen kulinarischen Erfahrung müssen anderswo hin.

Am Vitello Tonnato fiel vor allem die Verzierung auf. Zu den Kapern, schlappe vier insgesamt, kamen noch geviertelte Gürkchen, Cherrytomaten und Rucolablätter. Das Fleisch war eher durchschnittlich, die Sauce auch (11,80 Euro). Thunfischtatar war in vergleichsweise große Würfel geschnitten, verziert mit dünnen Streifen von der roten Zwiebel und Dill, schmeckte aber ganz gut (14,50 Euro). Und schon kamen die Hauptgerichte, dazu zwei identische Gemüseteller mit Kartoffeln, Spinat, Paprika, Pilzen und Karotten, schön bunt und gut gegart, auf keinen Fall aber aufregend gewürzt. Die Schweineschnitzel mit Steinpilzen wirkten vielleicht ein bisschen mächtig, waren aber auf Wunsch sogar ohne die eigentlich vorgesehene Rahmsauce angerichtet worden (19,50 Euro). Die Senfsauce zum Lachsfilet hätte auch hausgemacht sein können, gut und ganz traditionell. Da wirkte die scharfe Senfkruste auf dem Fisch schon fast vorwitzig (18,50 Euro).

Hier reservieren Stammgäste beim Abschied gleich fürs nächste Mal

Bei den Desserts stach Mango-Pannacotta hervor. Schmeckte einwandfrei, eine Himbeere links, ein Zweiglein Johannisbeeren rechts, orange Mangosauce malerisch verteilt (6,80 Euro). Davor gab es als Überraschung noch einen Teller mit ein paar dunklen Weintrauben, um die drumherum einige Bröckchen Parmesankäse arrangiert waren. Die Weinpreise halten sich im Rahmen. Auch auf dieser Karte vor allem Bewährtes wie der Grillo, der sich als unaufdringlicher Begleiter zum Essen erwies (24,50 Euro). Die Rechnung wurde mit einem Grappa aufs Haus abgefedert.

Hier wird uns ein Spiegel vorgehalten, in dem wir sehen, was die Leute so gerne essen, dass sie, wie wiederholt beobachtet, beim Abschied schon gleich wieder fürs nächste Mal reservieren. Eineinviertel Stunden für ein Abendessen, das ist rekordverdächtig. Die Karte wirkte zwar ein bisschen langweilig, aber die meisten Menschen sind ja Gewohnheitstiere und wollen am liebsten ihr Leibgericht essen.

Sie wollen schnell bedient werden, das Gefühl haben, dass man sie umsorgt, sie wollen sich gern wie beim Edelitaliener fühlen, aber möglichst nicht mehr als 20 Euro für das Hauptgericht bezahlen. Und sie wollen irgendwas umsonst bekommen. Insofern machen sie hier alles richtig. Netzerfolge lügen nicht.

a Mano. Strausberger Platz 2, Mitte, Tel. 95 59 82 43, täglich 12 – 24 Uhr, Reservierung empfohlen.

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false