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Schumacher

© dpa

Motorsport: Zwei Räder, ein Deckname

Michael Schumacher fährt jetzt Motorradrennen. Er ist der Stargast – und wäre am liebsten anonym.

Berlin/Oschersleben - Zunächst einmal tat Michael Schumacher etwas, was man sonst nicht kennt vom Mann der hohen Geschwindigkeit. Er wartete. Zwei Trainingsrunden ließ der ehemalige Formel-1-Fahrer am verregneten Freitag Morgen in der Motorsport Arena Oschersleben nahe Magdeburg verstreichen. Dort testeten die Motorradfahrer, die dieses Wochenende in den Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaften (IDM) antreten, ihre Maschinen. Erst in der dritten Runde dann bestieg auch Schumacher seine Honda. „Er wollte warten, bis der starke Regen vorbei ist“, sagte Jens Holzhauer, für dessen Racing Team Schumacher fährt.

Bis Freitag hatte es anders geklungen, wenn man Holzhauer auf eine Teilnahme Schumachers ansprach: „Ich darf dazu nichts sagen, einfach abwarten“, hatte er stetig wiederholt, als die Gerüchte aufkamen, Schumacher habe sich unter dem Decknamen Marcel Niederhausen zum Rennen angemeldet. Nun ist er offener: „Schumacher wollte möglichst lange unerkannt bleiben. Er will keinen Rummel.“

Mit der Leistung seines neuen Teammitglieds am Freitag Morgen war Holzhauer ganz zufrieden. „Die Bedingungen waren natürlich nicht optimal“, sagte er. Als Schumacher um 11 Uhr 40 in weißer Kluft mit der Startnummer 77 auf sein Motorrad stieg, nieselte es immer noch leicht. Insgesamt drehte Schumacher drei Runden. Seine Honda hat 190 PS.

Die Fahrten am Freitag dienen als Test- und Einstellungsfahrten, am Samstag findet die Qualifikation und am Sonntag dann das Rennen um die Meisterschaftspunkte statt. Schumacher tritt in der Superbike-Klasse an, darin starten die Maschinen mit Hubräumen von etwa 1000 Kubikzentimetern. Das Holzhauer Team gilt als Favorit seiner Klasse, angeführt wird es vom Champion Martin Bauer. Ihm zufolge lag Schumachers Leistung bei geheimen Testfahrten des Teams nur 2,5 Sekunden unterhalb der Bestzeit. Holzhauer sagte, Schumacher trainiere schon einige Monate mit ihnen. „Zunächst zum Spaß.“ Die Entscheidung, dass er nun in Oschersleben mitmache, seit kurzfristig gefallen.

Seit Freitag steht nun auch nicht mehr der Deckname, sondern der richtige Name in der Starterliste des Rennens. Veranstaltet wird es vom ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. Dort ist man froh: „Jemand wie Michael Schumacher ist natürlich ein Segen für uns“, sagt Karola Waterstraat vom ADAC. „So einen berühmten Teilnehmer hatten wir noch nie dabei.“ Sie hofft, dass sich das auch auf die Zuschauerzahlen auswirken wird. „Das könnte uns einen Riesenaufwind geben.“ Genau darauf hat Michael Schumacher aber wenig Lust, so scheint es. Sein Manager Willi Weber sagte: „Er will einfach ein bisschen in Ruhegelassen werden und etwas Neues ausprobieren.“

16 Jahren lang fuhr Schumacher Formel 1, sieben Mal wurde er Weltmeister. Er habe noch nie wirklich mit etwas aufgehört, hat er einmal gesagt, sondern stets nur das Vergangene gegen etwas Neues getauscht, als Kind zum Beispiel Judo gegen Kartfahren. Den neuen Wechsel wollte er vermutlich am liebsten mit ähnlich wenig öffentlichem Interesse wie damals noch vollziehen. Mit seiner Rolle als Star hatte er sich in seiner Karriere nämlich immer ein wenig schwer getan. Nach seinem Abschied von der Formel 1 im Jahr 2006 sagte er: „Ich hoffe, relativ schnell nicht mehr so bekannt zu sein.“ Und fügte hinzu: „Je schneller, desto besser.“ Aber das war schon damals lediglich ein Wunsch, und das wird er auch erst einmal bleiben.

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