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Gute Laune vor dem Start: Unser Kolumnist Arne Bensiek am Langener Waldsee, wo die Schwimmstrecke von 3,8 Kilometern absolviert wird.

© Arne Bensiek

Ironman: Selbstversuch: Zur Belohnung ging es in die Eistonne

Ein halbes Jahr hat sich unser Autor auf seinen ersten Ironman vorbereitet, die Königsdisziplin im Triathlon. Wie er dabei fast zwölf Stunden geschwommen, geradelt und gelaufen ist, hat er an dieser Stelle noch einmal zusammengefasst.

Wenn man in einer normalen Nacht um vier Uhr wach wird, dreht man sich noch einmal um. Aber am Sonntag nicht. Mein Ironman in Frankfurt am Main stand an, mein erster großer Triathlon, und ich hatte mich ein halbes Jahr lang darauf vorbereitet. Weil ich wusste, um wie viel Uhr der Wecker klingeln wird, bin ich am Tag zuvor schon um halb zehn ins Bett gegangen und im Nachhinein war vier Uhr fast zu spät. Ich rührte meinen Brei mit Haferflocken, einer zerdrückten Banane, Ingwer, Zimt und etwas Salz an, füllte meine Drinks für die Radetappe in zwei Flaschen und verließ das Haus. Auf der Straße zum Langener Waldsee gab es aber zum Glück keinen Stau. Wir sind gut durchgekommen, haben das Auto geparkt und sind zur Wechselzone gegangen.

Zuerst habe ich dort die Plastikhülle von meinem Rad genommen. Der Schutz ist dazu da, dass der Sattel in der Nacht zum Beispiel nicht aufweicht, wenn es regnet. Während auch andere Teilnehmer um mich herum ihre Räder vorbereiteten, benutzte ein Mann neben mir seine Pumpe einmal zu oft und ein Reifen platzte. Eine Stunde vor dem Start noch einen Reifen flicken? Fürchterlich. Gleichzeitig schwammen sich ein paar Athleten schon etwas ein – während die Sonne über dem See langsam aufging.

2000 Menschen plötzlich im Wasser

Nervös war ich vor dem Start gar nicht. Wahrscheinlich, weil ich so vieles durchdenken musste. Das einzige, was mir Sorgen bereitete, waren die ersten Minuten im See. 2000 Menschen im Wasser, überall Ellenbogen, Arme, Beine. Im letzten Jahr habe ich mal an einer Mitteldistanz im Müggelsee teilgenommen und nach ein paar hundert Metern Wasser eingeatmet. Ich bekam keine Luft mehr, wurde panisch, dachte, dass ich untergehe, dass ich sterbe. Seitdem hatte ich ein kleines Trauma.

Aber in den letzten Monaten habe ich regelmäßig im Freiwasser trainiert und fand nach einer Viertelstunde gut in meinen Rhythmus. Nach einer guten Stunde kletterte ich aus dem Wasser, zog meinen Neoprenanzug aus und machte meine Füße gründlich sauber. Ein paar Sandkörner reichen nämlich, um beim Radfahren und Laufen Blasen zu bekommen und sich die Haut aufzuscheuern. Jetzt lagen 180 Kilometer Radstrecke vor mir.

In der ersten Runde bin ich im Schnitt 32 Stundenkilometer gefahren, in der zweiten Runde wurde ich etwas langsamer. Nicht, dass ich eingebrochen wäre, aber ich wollte das Tempo so halten, dass es mir dabei auch gut ging. Nach etwas unter sechs Stunden stellte ich das Rad ab und zog die Laufschuhe an. Für eine Strecke von rund 42 Kilometern. Um nicht das Gefühl zu bekommen, ich kann, ich will nicht mehr, nahm ich das Tempo mit der Zeit auch hier etwas zurück und konzentrierte mich darauf, genug Cola und Wasser zu trinken und Salz zu mir zu nehmen.

Laufen mit Aussicht. Die Triathlon-Teilnehmer dürften aber wenig Zeit für Blicke auf Frankfurts Skyline am Main gehabt haben. Foto: dpa

© dpa

Keine Krämpfe, keine mentalen Probleme

Während des gesamten Laufs hatte ich keine Krämpfe und mental keine Probleme. Viele wollen bei einem Ironman alles rausholen und alles geben, um ins Ziel zu kommen. Für mich war aber wichtig, den Weg dahin zu genießen und nicht über mein Limit hinaus zu gehen. Ich wollte nicht, dass der Mann mit dem Hammer ein paar Kilometer vor dem Ende neben mir steht und mir einen überzieht – und das ist auch nicht passiert.

Stattdessen bin ich um kurz nach halb sieben mit einem Lächeln im Gesicht durchs Ziel gelaufen. 11 Stunden und 39 Minuten, nachdem ich gestartet bin. Im ersten Moment war ich erleichtert, dass es vorbei war. Nicht nur die Beine sind am Ende völlig schlapp, sondern der ganze Körper. Durch und durch. Es ist von der Anstrengung einfach so krass und du musst nebenbei noch darauf achten, deinen Körper richtig zu versorgen. Natürlich war ich aber auch glücklich, diese Erfahrung gemacht zu haben und dass ich es bis zum Schluss durchgezogen habe. Ohne danach zusammenzuklappen.

Was ich mir danach gegönnt habe, stand im Zielbereich, wo die Athleten essen und trinken konnten. Und zwar wurden dort ein paar Pflanzenkübel mit Eiswasser hingestellt. So wie Per Mertesacker stellte ich mich in einen davon hinein und kühlte meine Beine bis zur Hüfte ab. Da war alles gut. Mehr brauchte ich in dem Moment nicht.

Alle Kolumnen über die intensiven Vorbereitungen auf den Ironman können Sie hier noch einmal nachlesen. Am kommenden Donnerstag (10.7.) wird Arne Bensiek alles, was er in den vergangenen Monaten erlebt hat, noch einmal Revue passieren lassen.

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