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Schachfans müssen sich ab Freitag mit dem WM-Match Carlsen, 30, gegen Jan Nepomnjaschtschi, 31, zufrieden geben.

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Zum Start der Schach-WM: Warum Carlsen gegen Nepomnjaschtschi kein Spektakel wird

Die Schach-WM zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi ist vor allem eine verpasste Chance. Sportlich interessant wird es dennoch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Markus Ehrenberg

Es hätte ein mediales Schach-Spektakel werden können, vergleichbar mit dem WM-Kampf des Herausforderers Bobby Fischer gegen Boris Spasski 1972 in Reykjavik. Die Nummer eins gegen die Nummer zwei der Welt: Magnus Carlsen gegen Alireza Firouzja, gegen den gebürtigen Iraner und Wahlfranzosen, der gerade im Alter von 18 Jahren die magische Grenze von 2800 Elo-Punkten überschritten hat. Das hätte nicht mal König Magnus geschafft. Firouzjas Leistung erinnert an legendäre Spieler.

Hätte, hätte...Schachfans müssen sich ab Freitag mit dem WM-Match Carlsen, 30, gegen Jan Nepomnjaschtschi, 31, zufrieden geben. Letzterer hatte sich in einem langmütigen Kandidatenturnier qualifiziert. Jan, wer, werden manche fragen? Dabei hat der immer etwas langweilig und schweigsam daher kommende Russe als einziger Spieler der Weltelite im klassischen Format einen positiven Score gegen den unbezwingbar erscheinenden norwegischen Weltmeister.

Und: Nepomnjaschtschi (in Schachkreisen „Nepo“ genannt) hat in Sachen Fitness aufgeholt. Im Sommer hat er nicht nur zehn Kilo abgespeckt, sondern sich in München einer sportärztlichen Untersuchung unterzogen und vom FC-Bayern-Athletikcoach Marcus Lindner beraten lassen.

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Carlsen wird also auf der Hut sein müssen. Selbstbewusst genug ist Nepo. 14 Partien werde in Dubai gespielt. Jeder wartet auf einen Ausrutscher des anderen, reine Nervensache bei beider Spielstärke. Nepomnjaschtschi hat Weiß in der ersten Partie. Ein kleiner psychologischer Anzugs-Vorteil.

Aber egal, wer gewinnt – vermutlich am Ende doch wieder Carlsen, wie schon seit acht Jahren –, der nächste WM-Gegner dürfte fest stehen: Alireza Firouzja, der Frankreich zuletzt fast im Alleingang zur Silbermedaille bei der Mannschafts-EM führte. Er muss 2022 nur noch das nächste Kandidatenturnier gewinnen. Der König gegen den Shootingstar. Vielleicht gibt es dann sogar noch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit für das Schachspiel.

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