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Da steht das Tor. Klaus Fischer ist für seine akrobatischen Fallrückzieher-Einlagen bekannt.

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Zum Geburtstag von Klaus Fischer: Der ewige Kunstschütze wird 70

Klaus Fischer kann auf eine ungewöhnliche Laufbahn zurückblicken. Vor allem seine Fallrückzieher sind unvergessen. Am Freitag wird der er 70 Jahre alt.

Sein Markenzeichner waren Fallrückzieher. Hunderte Male hat Klaus Fischer sie im Training geübt und in Spielen für spektakuläre Momente gesorgt. Verletzt hat er sich dabei nie. Da musste der Vize-Weltmeister von 1982 schon fast 70 Jahre alt werden, um sich in einem Spiel der Traditionsmannschaft des FC Schalke 04 Ende August die Schulter anzuknacksen.

Seitdem macht der dreifache Großvater keine Fallrückzieher mehr und hält sich auch sonst mit körperlicher Belastung zurück. Auf seinen 70. Geburtstag am 27. Dezember freut er sich dennoch. „Wir feiern in meiner Heimat. Die ganze Familie und ein paar Freunde sind da, dann gehen wir in ein Restaurant in Zwiesel.“

Klaus Fischers Heimat ist in Bayern

Statt gepflegte Kurzpässe mit Altinternationalen wie Olaf Thon, Matthias Herget und anderen früheren Nationalspielern bei den Schalker Oldies zu spielen, stehen neuerdings Krankengymnastik im Rehazentrum auf Schalke unweit der Arena, Jogging im Buerschen Wald und gelegentliche Einheiten auf dem Laufband an.

Die Heimat, das ist nach wie vor Bayern – obwohl der frühere Weltklasse-Stürmer schon seit seinem 20. Lebensjahr im Ruhrpott lebt. In Kreuzstraßl im bayerischen Wald geboren, entdecken die Münchner „Löwen“ zuerst das Talent. Nach zwei Jahren bei 1860 und dem Abstieg in die 2. Liga holt Schalke den gelernten Glasbläser, der nicht nur Tore schießen kann, sondern auch im Eisstockschießen erfolgreich ist und in der Wintersportart sogar Europameister wird.

In Gelsenkirchen verstärkt Fischer eine aufblühende Schalker Mannschaft um Keeper Norbert Nigbur und Dribbelkünstler Stan Libuda, später kommen unter anderem „Flankengott“ Rüdiger Abramczik sowie die Kremers-Zwillinge hinzu. Seine vielversprechende Karriere aber wird erst einmal vom Bundesligaskandal überschattet, bei dem die Schalker mit ihrer gekauften Niederlage am 17. April 1971 gegen Arminia Bielefeld eine ganz unrühmliche Rolle einnehmen.

Typisch Fischer. Das Tor sah er oft mit dem Rücken.
Typisch Fischer. Das Tor sah er oft mit dem Rücken.

© dpa

Statt lebenslang, wie zunächst vom DFB angedroht, wird Fischer nur ein Jahr gesperrt, dann kann er als Fußballer endlich so richtig durchstarten. Nur „der Bomber der Nation“, Gerd Müller, verhindert wohl eine noch größere Karriere, an dessen Ende zwar 268 Tore in 535 Bundesligaspielen für 1860 München, Schalke 04, den 1. FC Köln und den VfL Bochum stehen, aber nur 45 Länderspiele. Nach dem schwarzen Kapitel namens Bundesligaskandal lässt Bundestrainer Helmut Schön den Torjäger lange schmoren, ehe er Fischer zum ersten Mal in die Nationalelf beruft.

Unter den 32 Treffern für Deutschland bleiben dann vor allem zwei unvergessen: eben Fallrückzieher. Es ist der 16. November 1977, als die DFB-Auswahl gegen die Schweiz 4:1 gewinnt. Fischers Treffer zum Endstand - Flanke „Abi“, Fallrückzieher Fischer - wird zunächst zum „Tor des Jahres“ gewählt, danach zum „Tor des Jahrzehnts“ und schließlich zum „Tor des Jahrhunderts“. Die Szene können Besucher des deutschen Fußballmuseums in Dortmund fast original nachstellen.

Klaus Fischer ist mit Schalke 04 zufrieden

„Der Abi und ich haben das im Training oft geübt“, erinnert sich Fischer. Fast noch spektakulärer ist sein Tor zum 3:3 im WM-Halbfinale 1982 gegen Frankreich. In der sogenannten „Nacht von Sevilla“ bringt Fischer mit seinem Fallrückzieher das Team von Bundestrainer Jupp Derwall in der Verlängerung ins Elfmeterschießen, das Deutschland schließlich mit 5:4 gewinnt.

Lang ist es her, doch Fischer bleibt dem Fußball bis heute eng verbunden. Auf Schalke ist er nach wie vor als Repräsentant tätig und muss bei etwa 30 Terminen im Jahr oft und gerne von seinen berühmten Fallrückziehern erzählen.

Die aktuelle Schalker Stürmergeneration wird sich kaum noch an dessen akrobatische Kunststücke erinnern. Mit den Leistungen von Benito Raman und Co. ist Fischer aber in der laufenden Bundesligasaison trotzdem einverstanden. „Die Entwicklung ist gut. Ich hoffe, es bleibt so“, sagt Fischer. Etwas vormachen muss er den heutigen Profis ja nicht mehr - schon gar nicht mit einer lädierten Schulter.

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