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 Es war die etwas andere WM. Nun ist es geschafft.

© imago/Uwe Kraft / imago/Uwe Kraft

Bilanz der Fußball-WM: Erst der große Aufschrei – und dann verlief es sich in Desinteresse

Dem Protest folgte ein aus deutscher Sicht unbefriedigendes Turnier - in mehrfacher Hinsicht. Bei der Fifa wird unterdessen weiter geschummelt und gekungelt.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Für manche war es eine Fußball-Weltmeisterschaft, für andere die größte Mistveranstaltung des Jahres und die meisten Menschen hierzulande haben wohl in der Zone dazwischen laviert.

Es war ein bisschen so, wie bei allen schnell aufploppenden Krisen in jüngster Vergangenheit. Den Aufschreien der Entrüstung und Betroffenheit folgten Maßnahmen, der Aufruf bei den Spielen nicht hinzuschauen und nach ein paar Wochen verlief sich die gesamte Chose im Meer des Desinteresses.

Es gab, auf hohem Niveau, einen Einbruch der Fernsehquoten. Nur halb so viele Menschen wie sonst bei so einem Turnier haben zugeschaut.  Aus deutscher Sicht war es nicht nur das meist kritisierte sondern auch das am wenigsten beachtete Fußballturnier aller jüngeren Zeiten.   

Nun ist es geschafft. Sportlich mit einer wenig überraschenden Finalpaarung, zwar durfte Außenseiter Marokko am Finaleinzug schnuppern, mehr aber auch nicht. Und sonst hat sich trotz aller Kritik bei den Mächtigen des Fußballs wohl in den Köpfen auch eher wenig bewegt, da passt die jüngste Nachricht, dass Gianni Infantino nun bis 2031 Fifa-Präsident bleiben in darf, ins Bild.

Beim Weltverband wird weiter gekungelt und geschummelt

Beim Weltverband wird weiter gekungelt und geschummelt – der Fifa-Rat hat entschieden, dass die ersten drei Amtsjahre des Schweizers als Präsident nicht gewertet werden. Eigentlich sind laut Fifa-Statuten nur zwei Amtszeiten erlaubt, das heißt, Infantino hätte spätestens im Jahr 2027 gehen müssen.  

Dass mitten im WM-Turnier der deutsche Gas-Deal mit Katar perfekt gemacht wurde, hat uns gezeigt, dass sich unser Wohlstand zu Teilen eben auch auf Abhängigkeiten von Unrechtsstaaten stützt. Katar hat uns auch den Spiegel vorgehalten.

Sicher hat das Turnier der Wahrnehmung des männlichen Profifußballs in Deutschland geschadet. Doch das wird mehr eine Welle als alles andere sein, bei der Europameisterschaft im eigenen Lande in zwei Jahren könnte das wieder anders aussehen.

Zumal wenn die deutsche Mannschaft dann erfolgreicher sein sollte als zuletzt, dann sind viele Menschen eben auch bereit, die Widersprüche eines immer seelenloser werdenden Geschäftes zu akzeptieren. Wer weiß, wie viele letztlich doch noch hingeschaut hätten, wenn Deutschland am Sonntag im Finale gestanden hätte.  

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