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Da die Fitnessstudios nach wie vor geschlossen haben, weichen viele Menschen auf den nächsten Park aus.

© Paul Zinken/dpa

Sportliche Neujahrsvorsätze: Zeit, das Tempo zu drosseln

Die derzeitige Situation stellt viele Menschen vor eine echte Motivationskrise. Nicht alle haben überhaupt die Möglichkeit, Sport zu treiben. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Es ist die erste Januarwoche. Die Zeit für Neujahrsvorsätze und sportliche Ziele; die Zeit, in der die umliegenden Fitnessstudios zumeist hoffnungslos überlaufen sind und mit den Neuanmeldungen kaum hinterherkommen; die Zeit, in der die meisten Menschen ihre Vorsätze direkt in die Tat umsetzen und sich die Weihnachtskalorien von den Hüften joggen wollen. Zumindest war das in den letzten Jahren so, als Fitnessstudios noch geöffnet hatten und Sportvereine sich zum Training treffen konnten.

In diesem Jahr ist das anders: Der Lockdown hat den Sportbetrieb voll im Griff und bis die Fitnessstudios wieder geöffnet haben und die Vereine trainieren dürfen, könnte es noch eine ganze Weile dauern. All jene, die sich im Anschluss an die Feiertage aufs Laufband oder den Crosstrainer schwingen wollten, müssen in diesem Jahr mit Onlineworkouts oder einer kleinen Joggingrunde durch den nächstgelegenen Park Vorlieb nehmen. Gerade in der aktuellen Zeit, in der viele Menschen unter Rückenschmerzen von der falschen Haltung im Homeoffice leiden oder sich ohnehin deutlich weniger bewegen als vor der Coronakrise, erscheint tägliche Bewegung essenziell. Sport ist gut fürs Immunsystem und setzt im besten Fall noch Endorphine frei, die wir wohl alle im Moment gut gebrauchen können.

Aber das mag einfacher klingen als es ist, denn die aktuelle Krise stellt viele Menschen vor eine echte Motivationskrise. Man kann sich nur begrenzt zum gemeinsamen Sporttreiben treffen und ist stattdessen größtenteils auf sich allein gestellt. Der gesellschaftliche Druck, Sport zu treiben und Kalorien zu verbrennen, und die eigenen – zumeist hochgesteckten- sportlichen Neujahrsvorsätze vereinfachen die ganze Situation nicht gerade.

Dabei haben nicht alle Menschen die Möglichkeit, zuhause Sport zu treiben, etwa weil ihre Wohnung zu klein ist, sie sich um ihre Kinder kümmern müssen oder nicht über die technische Ausstattung verfügen, um an einem Onlineworkout teilzunehmen. In einer Zeit, in der die Anzahl psychischer Erkrankungen massiv zugenommen hat, verfügen viele Menschen außerdem nicht über die Kraft, sich zum Sporttreiben aufzuraffen.

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Vielleicht ist es deshalb an der Zeit, mal einen Gang runterzuschalten, das Tempo zu drosseln. Nach über einem Jahr Coronakrise keine Lust mehr auf Spaziergänge zu haben, sollte okay sein. Und es sollte auch okay sein, sich das Workout fest vorgenommen, aber dann doch nicht bis zum Ende durchgehalten zu haben. Und stolz darauf zu sein, eine kleine Runde um den Block gelaufen zu sein, sollte ebenfalls in Ordnung sein. Jeder kämpft sich in seinem eigenen Tempo durch die aktuelle Krise, es ist kein Wettbewerb. Und es kommen auch wieder bessere und sportlichere Zeiten, versprochen.

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