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Joseph Blatter steht weiter unter Druck.

© dpa

Fifa-Ermittlungen: Wucht braucht Zeit

US-Justizministerin Loretta Lynch äußerte sich zu den Fifa-Ermittlungen - und verriet kaum Neues. Dennoch dürfen Fußballfans hoffen. Ein Kommentar

Von Johannes Nedo

Loretta Lynch und Michael Lauber wiederholten sich am Montag in Zürich mit einer Äußerung wieder und wieder: „Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir noch keine spezifischen Informationen geben.“ Die US-Justizministerin und der Schweizer Generalbundesanwalt hatten zu einer Pressekonferenz geladen, um über die Ermittlungen gegen den Fußball-Weltverband Fifa und zahlreiche Funktionäre zu informieren.

Ende Mai hatten die amerikanischen und Schweizer Behörden mit Verhaftungen und Durchsuchungen in der Fifa-Zentrale den Weltverband in eine schwere Krise gestürzt. Der Druck wurde so groß, dass Fifa-Präsident Joseph Blatter seinen Rücktritt ankündigte – im Februar wird nun sein Nachfolger gewählt.

Die Erwartungen an Lynchs und Laubers Auftritt waren groß. Besonders, nachdem kurz zuvor ein Vertrag an die Öffentlichkeit gelangt war, der beweist, dass Blatter Fernsehrechte für WM-Turniere deutlich unter dem Marktwert an den Karibik-Verband und seinen ehemaligen Kumpel Jack Warner verkauft hat. Doch auch in diesem Fall entschuldigte sich Lauber, er könne dazu nicht ins Detail gehen.

Viele Fußballfans werden von dem Ergebnis der Pressekonferenz enttäuscht sein. Schließlich hoffen sie, dass wenigstens die US-Behörden endlich gegen die Fifa und ihre Funktionäre vorgehen, vor allem gegen Blatter. Doch die Veranstaltung in Zürich hat vor allem eines gezeigt: Die Ermittlungen werden noch lange dauern, höchstwahrscheinlich werden sie auch dann noch nicht abgeschlossen sein, wenn in fünf Monaten ein neuer Fifa-Präsident gewählt wird. Zum zeitlichen Rahmen sagte Lauber: „Ganz eindeutig sind wir nicht einmal nahe der Halbzeitpause.“ Und die Ermittlungen gingen so richtig erst vor vier Monaten los.

Eine gigantische Datenmenge wird ausgewertet

Dass sich die Behörden Zeit lassen, ist kein schlechtes Signal. Im Gegenteil. Es beweist: Die Ermittler wollen jedes Detail erfassen, um die Verdächtigen wirklich belangen zu können – und auch um die Verhafteten weiter unter Druck setzen zu können. Und es geht ja tatsächlich weiter, wenn auch nicht so spektakulär wie bisher. Es gab weitere Hausdurchsuchungen in der Schweiz.

Die gigantische Datenmenge von elf Terrabyte wird derzeit ausgewertet. Ebenfalls betonte Lynch, sie erwarte „eine nächste Runde von Festnahmen“. Das ist ein gutes Signal. Die Fußballfans können ernsthaft hoffen, dass die Fifa durchleuchtet wird. Langsam, aber mit voller Wucht.

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