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Jubel beim VfL Wolfsburg: Maximilian Arnold, Bruno Henrique und Vieirinha freuen sich über den Sieg gegen die Königlichen.

© Peter Steffen/dpa

Update

VfL Wolfsburg gewinnt 2:0 in der Champions League: "Wir sind in der Lage, Real Madrid aus dem Wettbewerb zu werfen“

Große Überraschung im Champions-League-Viertelfinale. Der kleine VfL Wolfsburg gewinnt 2:0 und lässt das große Real Madrid um Trainer Zinedine Zidane ratlos zurück.

Von Christian Otto

All die bösen Witze, die gerne über den VfL Wolfsburg gerissen werden, dürften in den nächsten Tagen einen schweren Stand haben. Nach diesem rauschenden Fußballfest und dem 2:0 (2:0)-Heimsieg gegen Real Madrid am Mittwoch sind die Niedersachsen eine bestaunte und große Nummer. Ihr Stadion war mit 26.400 Zuschauern restlos ausverkauft. Und richtig: Die Wolfsburger haben dem übermächtigen Gegner aus Spanien einen unangenehmen Abend bereitet. Ein von Ricardo Rodriguez verwandelter Foulelfmeter hatte das kleine Wunder in diesem Viertelfinale der Champions League eingeläutet. Und das 2:0 durch Maximilian Arnold nach Vorlage des starken Debütanten Henrique machte klar: Madrid hat sogar gute Chancen, in der kommenden Woche von einem Verein namens VfL Wolfsburg aus dem Wettbewerb gekickt zu werden. Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking war naturgemäß hochzufrieden: „Das war eine Klasse-Vorstellung“, lobte Hecking, „es haben uns wenige zugetraut, dass es so offen ist“. Der Vfl-Coach warnte aber auch vor Euphorie. „Wir wissen, was uns in Madrid erwartet.“ Seine Mannschaft sei jedoch in der Lage, ein Tor zu machen. "Wir sind in der Lage, Real Madrid aus dem Wettbewerb zu werfen“, sagte Hecking.

Das von den Wolfsburgern erhoffte Spektakel ließ nicht lange auf sich warten. Die Gastgeber waren frech in die Partie gestartet, hatten mutig agiert und kamen auch ohne Angreifer Max Kruse, der auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, gut zurecht. Sie wehrten sich sogar so gut, dass selbst in der hart umkämpften Schlussphase keine Hektik aufkam oder jemand im VfL-Dress den Überblick verlor. „Das ist toll. Das kann uns keiner nehmen. Wir haben gezeigt, dass wir es können“, sagte Manager Klaus Allofs.

Wann immer der VfL Wolfsburg in seinem Alltag mal einen Rückschlag zu beklagen hat oder auf der Stelle tritt, ertappen sich seine Fans bei diesem einen Gedanken. Wären ihre Lieblinge mit Kevin De Bruyne, diesem außergewöhnlichen Mittelfeldspieler, vielleicht schon eine ganz große Nummer im europäischen Fußball? Seit dem Verkauf des Belgiers an Manchester City im Sommer 2015 fehlt es dem Spiel des VfL an der nötigen Magie und Durchschlagskraft. Julian Draxler und André Schürrle sind prominente Vertreter ihrer Zunft, denen es aber an der nötigen Konstanz fehlt. Es musste offenbar eine besondere Gelegenheit her, um alle Kritiker ruhig zu stellen. Was Draxler, Schürrle und ihre Mitspieler nach einem ersten Abtasten zeigten, war äußerst mutig und ansehnlich noch dazu.

Naldo gab der Abwehr bei seinem Comeback die nötige Sicherheit

Die Sicherheit, die der klare Außenseiter in diesem Hinspiel geschöpft hatte, dürfte auch mit einer bemerkenswerten Rückkehr im Zusammenhang gestanden haben. Mit Naldo, der sich vor fünf Wochen eine sehr schmerzhafte Schulterverletzung zugezogen hatte, konnte ein wichtiger Rückhalt sein überraschendes Comeback geben. Der Routinier zeigte schnell, wie man eine Abwehr unter höchstem Druck zusammenhält. Als Innenverteidiger führte er nach wenigen Spielminuten vor, wie man sich Respekt verschafft. Ein Tritt gegen Real-Stürmer Karim Benzema war das sichtbare Signal für die Teamkollegen, sich nichts gefallen zu lassen. So traten sie dann auch gemeinsam auf. Und Benzema musste nach nur 40 Minuten verletzt ausgetauscht werden.

Weißes Ballett? Klar, aber aus Wolfsburg.

© dpa

Es geht also doch. Man kann Real Madrid durchaus schocken und beeindrucken. Es sah fast ein wenig putzig aus, wie Zinedine Zidane an der Außenlinie stand und immer wieder als Muntermacher mit applaudierenden Gesten in Erscheinung trat. Der Trainer der Spanier hatte vor dem Spiel am Ufer des Mittellandkanals Warnungen vor einem gefährlichen Gegner ausgesprochen. Sie waren offenbar nur bedingt gehört worden. „Wir sind nicht richtig ins Spiel gekommen“, beklagte Zidane nach Abpfiff: „Wolfsburg hat gut begonnen. Mit diesem Spiel können wir nicht zufrieden sein.“ Der ehemalige Weltklasse-Spieler wirkte als Coach ratlos. „Wir müssen das analysieren“, wiederholte Zidane immer wieder nach dem verlorenen Spiel.

Reals Offensive um Cristiano Ronaldo war in der ersten Halbzeit nur selten in Erscheinung getreten. Madrid spielte überlegen, kam aber nicht ans Ziel. Wolfsburg glänzte mit beherztem Einsatz und schnellem Konterfußball. Der Sieg war am Ende verdient, weil frech herausgespielt. Die Wolfsburger hatten sich in der hitzigen Schlussphase auch von so mancher Provokation einfach nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen. (mit dpa)

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