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Wilde 15. Wenn Kyle Russell zur Hochform aufläuft, freut das auch Trainer Cedric Enard.

© Andreas Gora/dpa

Wie wichtig Kyle Russell für die BR Volleys ist: Der extrovertierte Anführer

Der Diagonalangreifer steuert im zweiten Finalspiel gegen den VfB Friedrichshafen 26 Punkte bei – und lässt die Berliner weiter vom Titel träumen.

Von Johannes Nedo

Noch lange nach Spielende war Kyle Russell äußerst begehrt. Zahlreiche Fans der BR Volleys baten den Diagonalangreifer um gemeinsame Fotos – und ein Teenager hauchte Russell dabei bewundernd auf Englisch zu: "You were the man of the match for me." Du warst für mich der Spieler des Spiels.

Mit dieser Einschätzung war der jugendliche Volleys-Fan nicht allein. Russell hatte schließlich mit 26 Punkten, enormer Wucht und großer Leidenschaft die Berliner am Donnerstagabend zum 3:2-Sieg gegen den VfB Friedrichshafen im zweiten Play-off-Finalspiel geführt. Damit steht es in der Best-of-Five-Serie nun 1:1, vor dem dritten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft am Sonntag am Bodensee (14.30 Uhr/live auf SWR.de) ist wieder alles ausgeglichen zwischen den beiden Rivalen.

"Ich habe nie daran gezweifelt, dass wir gewinnen", sagte Russell. Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus für die Berliner. Sie verloren den ersten Satz klar und waren früh stark unter Druck. In dieser schwierigen Situation kam Russell aufs Feld, denn der etatmäßige Diagonalangreifer Benjamin Patch war, wie öfter zuletzt in den Play-offs, völlig von der Rolle. Doch Russell konnte der Mannschaft schnell helfen. Wie er das schaffte? "Nun, es geht darum, seine Rolle voll anzunehmen", sagte der US-Amerikaner. "Ich weiß, dass Ben ein grandioser Spieler ist. Aber wenn ich gebraucht werde, bin ich sofort da. Ich gebe immer 110 Prozent und ich liebe es, in den großen Momenten zu spielen."

Sein Plan für das Spiel war dann eher simpel, aber äußerst effektiv. "Ich wollte den Ball hart, hoch und ins Feld feuern", betonte der 25-Jährige. Das klappte zwar nicht immer, aber sehr oft. Außerdem überzeugte Russell mit seinen krachenden Aufschlägen – und einmal gelang ihm sogar ein einhändiger Block. Vor allem aber trieb der 2,05 Meter große Kalifornier mit den breiten Schultern und den Muskelbergen seine Mannschaft pausenlos an. Russell ist mehr als ein Hau-drauf, er ist ein extrovertierter Anführer, der auf dem Feld all seine Emotionen rauslässt. Darum ist er auch so beliebt bei den Berliner Fans. "Er hat einen unglaublichen Wettkampfgeist", sagte Volleys-Trainer Cedric Enard. "Auf ihn kann man sich immer verlassen."

Mit seiner positiven Einstellung zog sich Russell am Donnerstag auch aus eigenen Schwächephasen heraus. Denn einige Male konnte er aus aussichtsreichen Situationen nicht punkten. "Er trifft mit seinen Schlägen nicht immer die perfekten Entscheidungen", sagte Enard. Damit war im vierten Satz zwischenzeitlich auch Berlins Zuspieler Sergej Grankin unzufrieden. "Sergej wollte, dass er weiter voll draufhaut, statt andere Trickschläge zu versuchen", schilderte Enard. "Denn wenn Kyle voll draufhaut, ist er ein Monster."

Russell brilliert, Patch wackelt

Doch Russell ließ sich von seinen Patzern nicht verunsichern und steuerte schließlich die entscheidenden Punkte bei, etwa den Matchball. "Er hadert eben nicht. Er braucht den Druck und bringt ganz viel Energie aufs Feld", sagte Manager Kaweh Niroomand. Ganz im Gegensatz zu Patch. "Bei ihm läuft derzeit bei den kleinsten Fehlern ein Kopfkino ab", sagte Niroomand. Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der US-Nationalspieler die hohen Erwartungen nicht erfüllen kann. Auch im Dezember und Januar tat sich Patch schwer. Auch da sprang Russell erfolgreich ein.

Wer nun im dritten Duell mit Friedrichshafen von Beginn an spielen wird, hat Enard noch nicht entschieden. "Darüber muss ich noch nachdenken", sagte der Franzose. Russell hat ihm jedenfalls bewiesen, dass er den Unterschied ausmachen kann. Und damit gibt es einige Parallelen zur Finalserie der vergangenen Saison gegen Friedrichshafen. Auch da war Russell zunächst der Ersatz des Australiers Paul Carroll, spielte sich dann in den Vordergrund und gewann mit den Volleys den Meistertitel. "Jetzt hoffe ich natürlich, dass sich das wiederholt", sagte er – und erfüllte weitere Fotowünsche der Fans.

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