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Uli Hoeneß: Wie gehen die Bayern mit den Vorwürfen um?

Ein FC Bayern München ohne den Präsidenten Uli Hoeneß ist kaum vorstellbar. Doch nun steht er im Verdacht, massiv Steuern hinterzogen zu haben.

Der Übertragungswagen eines News- Senders hat sich direkt neben dem großen Zufahrtstor beim FC Bayern München postiert. Der Reporter telefoniert hektisch, kann aber nicht viel sehen. Auch ein paar andere Neugierige versuchen vergeblich, einen Blick auf den Trainingsplatz dahinter zu erhaschen. Allzu viele Fans sind aber nicht gekommen an diesem Sonntagmittag, kaum mehr als hundert. Denn der FC Bayern München hatte weit im Voraus angekündigt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu trainieren. Nur weil gleichzeitig ein Spiel der B-Junioren-Mannschaft auf einem Nebenplatz stattfindet, ist das Gelände nicht – wie sonst bei geheimen Übungseinheiten der Profis üblich – vollständig abgeriegelt.

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass rund um das Gelände des erfolgreichsten deutschen Fußballklubs im Münchner Stadtteil Harlaching ein paar Tage vor einem wichtigen Spiel gesteigerte Betriebsamkeit und ein größeres Medienaufkommen herrscht. Am Dienstag tritt der neue deutsche Fußball-Meister gegen den FC Barcelona in der Champions League an. Doch heute ist die Stimmung trotzdem gedrückt, der sportliche Höhepunkt der bisherigen Saison ist angesichts der am Samstag publik gewordenen Ermittlungen gegen den Präsidenten Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung nur Nebensache.

Die Fans allerdings bleiben – ebenso wie der Verein – zumindest nach außen demonstrativ gelassen. Ein paar kritische Stimmen gibt es an diesem Morgen vor den geschlossenen Toren, manch ein Fan ist bitter enttäuscht davon, dass Hoeneß mithilfe eines Schweizer Bankkontos Geld am Fiskus vorbeigeschleust haben soll. Aber die Mehrheit nimmt den Präsidenten und früheren Manager in Schutz. Er ist für die Bayern-Anhänger eben das Herzstück des Klubs und deshalb genießt er zwar nicht direkt Immunität, aber sein Vergehen wird in München erst einmal als kleine Sünde gewertet.

„Ich kann Uli nur die Daumen drücken, dass es gut ausgeht“, ließ Franz Beckenbauer via „Bild am Sonntag“ wissen. Der Vorgänger von Hoeneß auf dem Präsidentenposten von Bayern München lebt wegen des günstigeren Steuersatzes seit 30 Jahren in Österreich. Außerdem war sein Wechsel in den 70er Jahren von München zu Cosmos New York einst auf eine Steuerschuld zurückgeführt worden.

Die Mannschaft absolvierte am Sonntag unterdessen das übliche reduzierte Programm am Tag nach einem Spiel. Der Fokus liegt auf Barcelona, die Ereignisse um Hoeneß werden ausgeblendet. Trainer Jupp Heynckes hatte bereits nach dem 6:1-Sieg in Hannover zu verstehen gegeben, dass das Thema Hoeneß keine Rolle spielt: „Die Mannschaft lässt sich von überhaupt nichts beeindrucken.“

Sportvorstand Matthias Sammer ist am Sonntagmittag zu Gast bei einer Fußball-Talkshow des Fernsehsenders Sport1. Sein Besuch dort war schon lange geplant. An der Diskussion über Hoeneß beteiligt er sich jedoch nicht. Er sagt lediglich: „Das in irgendeine Verbindung mit Barcelona zu setzen, ist völliger Quatsch.“ Die Bayern versuchen in diesen Tagen trotzdem einen sportlichen Alltag zu schaffen.

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