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Auf Anhieb Spitzenreiter: Am ersten Spieltag der Saison 2013/14 sprang Hertha BSC dank eines 6:1 gegen Eintracht Frankfurt nach ganz oben.

© Imago

Hertha BSC als Tabellenführer?: Wie ein One-Night-Stand

Wenn Hertha BSC auch Werder Bremen schlagen sollte, wären die Berliner Spitzenreiter - für eine Nacht. Ein Kommentar über den zerstückelten Spieltag.

Hertha BSC an der Tabellenspitze – 16-mal gab es das bereits in der Bundesliga, zuletzt am ersten Spieltag der Saison 2013/14. Und vielleicht heute Abend wieder, falls Werder Bremen geschlagen würde. Und ganz vielleicht auch noch am Sonntagabend, falls alle anderen Gewinner des ersten Spieltags patzen sollten. „Wenn wir gewinnen, dann schneiden wir den Artikel aus, packen ihn in den Gefrierschrank und holen ihn Weihnachten wieder raus“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai dazu. „Wenn wir dann immer noch Erster sind, heißt das Jackpot.“ Es war Dardais ironische Reaktion auf die Frage nach der Bedeutung dieses kleinstmöglichen tabellarischen Superlativs – Spitzenreiter für eine Nacht, sozusagen der One-Night-Stand der Bundesliga.

Was feststeht: Tabellenführer ist erst, wer auch am Sonntagabend noch ganz oben steht – und nicht am Freitag- oder Samstagabend. Dieses Gerede vom Spitzenreiter für eine Nacht ist eine Folge des bis zur Unerträglichkeit zerstückelten Spieltags und einer Berichterstattung, die jede tabellarische Wasserstandsmeldung in Live- und Blitztabellen protokolliert. Wer war noch gleich erster Freitagsspitzenreiter der Saison? Bayern München. Selbst in der flüchtigsten aller Tabellen lagen die Münchner vorn – von wegen spannende Saison.

Am zweiten Spieltag Erster zu sein, das hat so gut wie keine Aussagekraft, egal ob nun am Freitag-, Samstag- oder Sonntagabend. Denn eine Binsenweisheit und Faustformel besagt, dass man vor dem fünften Spieltag gar nicht auf die Tabelle zu schauen braucht. Und erst nach dem zehnten weiß man, wohin die Reise ungefähr gehen wird. Im zweiten Saisondrittel kann ein Blick auf die Tabelle Aufschluss darüber geben, welche Favoriten das Meisterschaftsrennen bereits abgebrochen haben, aber auch erst am Sonntagabend. Erst zum Saisonende hin erhält eine Über-Nacht-Führung ein wenig Bedeutung, weil es ein psychologischer Vorteil sein kann, wenn eine Mannschaft vorlegt und die Konkurrenten nachziehen müssen. Alles, was vorher abends mal oben stand, gehört nicht einmal mehr in den Gefrierschrank.

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