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Die Mauer steht wieder. Der 1. FC Union blieb im eigenen Stadion zum dritten Mal nacheinander ohne Gegentor.

© imago/O.Behrendt

Wichtiger Sieg im Abstiegskampf: Der 1. FC Union findet wieder zu sich selbst – zumindest zu Hause

Der 1. FC Union Berlin atmet nach dem vierten Heimsieg in Folge etwas auf. Die spielerischen Probleme bleiben, doch die Reaktivierung alter Stärken macht Hoffnung.

Nenad Bjelica tigerte durch seine Coaching Zone und gestikulierte wild. Der Trainer des 1. FC Union Berlin überkreuzte die Arme, zeigte auf seine Uhr, winkte abwechselnd in Richtung Schiedsrichter und Viertem Offiziellen. Bjelica war die Anspannung im ersten Spiel nach abgesessener Sperre schon aus der Entfernung anzusehen und als dann endlich der Abpfiff ertönte, brach die Erleichterung aus dem Kroaten heraus.

Er umarmte sein Trainerteam und ballte die Fäuste. „Das war sehr emotional für uns, und es ist großartig, nach so einem Kampf drei Punkte zu holen“, sagte Bjelica nach dem glücklichen 1:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg am Samstag. Auf der Tribüne habe er sich machtlos gefühlt, hatte der Trainer kürzlich über seine Sperre gesagt. „Heute war ich wieder auf meinem Arbeitsplatz, wo ich mich wohlfühle. An der Seitenlinie kannst du was beitragen“, sagte Bjelica.

Trainer Nenad Bjelica war die Erleichterung nach dem Sieg bei seiner Rückkehr an die Seitenlinie anzusehen.

© imago/O.Behrendt

Auf den Tribünen, in der Öffentlichkeit und in den Medien stand zwar eindeutig der lange Protest mit Tennisbällen im Mittelpunkt, der beinahe zu einem Spielabbruch geführt hatte, doch beim 1. FC Union wollten sie dieses Thema am liebsten so weit wie möglich von sich schieben. Keine Äußerung, kein Kommentar, dafür volle Freude über einen womöglich richtungsweisenden Schritt im Abstiegskampf. „Die Saison ist noch lang, aber der Sieg war enorm wichtig“, sagte Robin Knoche nach seinem 300. Bundesligaspiel.

Mit 21 Punkten hat Union mittlerweile den Anschluss an das untere Mittelfeld geschafft und das Sicherheitspolster auf die Abstiegsränge peu à peu vergrößert. Seitdem Bjelica vor dem 14. Spieltag das Traineramt übernommen hat, waren nur sechs Mannschaften erfolgreicher als die Berliner – und die vermeintlichen Topteams Bayern München und Borussia Dortmund stehen in dieser speziellen Tabelle nur jeweils einen Punkt vor Union. Entwarnung im Abstiegskampf will Bjelica dennoch nicht geben. „Wenn wir am Ende über der Linie stehen, werden wir entspannter sein, dann werde ich wieder lachen“, sagte der Trainer.

Wenn wir am Ende über der Linie stehen, werden wir entspannter sein, dann werde ich wieder lachen.

Nenad Bjelica, Trainer des 1. FC Union über die Situation im Abstiegskampf

Dass Union den miserablen Herbst mit zwölf Niederlagen in Folge und dem Verlust jeglicher Gewissheiten hinter sich gelassen hat, hängt vor allem mit dem Wiederfinden von drei alten Stärken zusammen: der Heimstärke, der defensiven Stabilität und den Toren nach Standards. „Wir stehen hinten wieder stabil und haben wieder zu null gespielt. Wenn wir so agieren, mit Herz und Leidenschaft, sind wir zu Hause schwer zu bespielen und auf einem guten Weg“, sagte Knoche.

Beim vierten Heimsieg nacheinander, dem dritten ohne Gegentor, war allerdings auch viel Glück dabei. Die Wolfsburger waren nach den langen Unterbrechungen wegen der Fanproteste die dominante Mannschaft und hatten auch die klareren Chancen. Unions Offensive bleibt eine Baustelle und schön anzusehen ist das Spiel der Berliner nur sehr selten, doch in puncto defensive Stabilität ist der Trend insgesamt positiv. Die Rückkehr zur Dreierkette vor einigen Wochen hat dem Team Sicherheit zurückgegeben, mit Rani Khedira und Andras Schäfer sind zwei wichtige Spieler für die Balance sowie das Pressing wieder fit.

Das gilt auch für Danilho Doekhi, der nach zweieinhalb Monaten Verletzungspause zum dritten Mal nacheinander in der Startelf stand und mit seinem Siegtor an erfolgreichere Zeiten erinnerte. In der vergangenen Saison hatte der Niederländer mit seiner Kopfballstärke nach Standards einige Spiele in Unions Richtung gedreht, nun traf er nach einer Ecke von Kevin Volland.

„Dass wir das Spiel mit einer Standardsituation entscheiden, ist ein wichtiger Faktor bei uns“, sagte Knoche, und Bjelica war voll des Lobes für Doekhi: „Er war lange verletzt und hat jetzt in sechs Tagen dreimal 90 Minuten gespielt. Es ist unglaublich, was er geleistet hat.“

Zur Belohnung für eine kämpferisch und läuferisch starke Leistung in der Englischen Woche gab der Trainer seiner Mannschaft zwei Tage frei. Dann gilt es für Union, die jüngsten Fortschritte im eigenen Stadion auch mal in ein Auswärtsspiel zu transportieren. Den letzten Sieg in der Fremde gab es im August.

„Wenn du auswärts nicht so viele Punkte holst, musst du zumindest zu Hause stabil sein“, sagte Knoche. „Das gelingt uns wieder, aber natürlich wollen wir uns jetzt auch auswärts belohnen.“ Am besten schon am Samstag in Hoffenheim.

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