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Auf den Sekt beim nächsten Empfang will unser Kolumnist verzichten.

© dpa

Kolumne: So läuft es: Wenn Alkohol zur Qual wird

Unser Kolumnist verzichtet auf Alkohol. Das hilft ihm auch beim Laufen - darin bestärken ihn nun auch Forschungsergebnisse.

Vielleicht eines vorab: Der Alkohol und ich, wir waren nie Freunde. Mir ging es nie besonders gut am Morgen danach. Und das bereits nach einem oder zwei Gläsern Wein. Als ich vor sieben Jahren beschloss abzunehmen, die Ernährung umzustellen, wieder mit dem Laufen zu beginnen, war der Verzicht auf Alkohol eher eine logische Nebenerscheinung. Mit fatalen Folgen, die ich damals gar nicht auf dem Radar hatte.

Nach ungefähr zwei Jahren komplett ohne Alkohol, trank ich auf einer Party zum Anstoßen ein Glas Sekt mit. Ich schaffte nur ein Drittel, und war leicht angetrunken. Ich trank das Glas später trotzdem leer. Und am nächsten Morgen fühlte ich mich schlechter denn je. Der Morgenlauf war die reinste Qual, ich fühlte mich vergiftet. Warum nur? Wegen eines gesellschaftlichen Zwangs? Und hier ist der Punkt: Versuchen Sie mal auf eine Party, einen Empfang oder Ähnliches zu gehen, und lehnen Sie den Welcome-Drink ab. Verlangen Sie ein Wasser. Sie können sicher sein: Sie werden direkt in die Schublade der anonymen Alkoholiker gesteckt. Wer heute nichts trinkt, hat entweder ein Problem – oder hatte eines. Sie ernten Blicke, Wahnsinn! Ein Mix aus Mitleid und Belächeln.

Schon wenig Alkohol kann die Muskelkraft schwinden lassen

Alleine wegen der Blicke könnte man sich sinnlos besaufen. Jeder Satz wie: „Ich vertrage es einfach nicht. Ich bin Sportler. Ich achte auf meine Ernährung“, klingt automatisch wie eine Ausrede und man fragt sich: Ernsthaft jetzt? Muss ich mich wirklich rechtfertigen? Für etwas, das wissenschaftlich doch mehrfach erwiesen ist?

Forscher kamen zum Ergebnis, das bereits kleine Mengen die Muskelkraft schwinden lassen können. Für diese Studie tranken Männer nach einer Belastung ein Gramm Wodka mit Orangensaft pro Kilogramm Körpergewicht, was für einen durchschnittlich schweren Mann etwa sechs Schnapsgläser Wodka entspricht. 36 und 60 Stunden später wurden erneut Kraftmessungen durchgeführt, die mit einer Kontrollgruppe verglichen wurden. Das ernüchternde Ergebnis: Die Kraftwerte der Alkoholgruppe waren deutlich schlechter, obwohl beide Gruppen gleichviel Zeit zur Regeneration hatten. Gerade in Zeiten von intensivem Training oder auch vor Wettkämpfen, raten Forscher unbedingt davon ab, zuvor Alkohol zu konsumieren. Und seien es auch nur geringe Mengen.

Alkohol wird unter Medizinern zudem immer wieder im Zusammenhang mit Krämpfen diskutiert, das Verletzungsrisiko sei höher. Bestehende Verletzungen sollen laut Medizin schlechter verheilen. Es gibt bei all dem aber auch eine gute Nachricht: Das im Rotwein enthaltene Resveratrol. Es senkt den Blutdruck und schützt so das Herzkreislaufsystem. Allerdings können Sie diesen Effekt auch durch gesunde Ernährung erzielen, indem Sie viel Obst und Gemüse essen. Beim nächsten Empfang, bei der nächsten Party können Sie also ganz entspannt sagen: Sorry, ich brauche meine Muskelkraft. Ein Wasser bitte. Und auf Nachfrage haben Sie eine adäquate Erklärung im Gepäck.

Ich wünsche Ihnen einige nüchterne Läufe durch die kalten Wintertage. Möglichst verletzungsfrei und mit viel Kraft. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier jede Woche übers Laufen.

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