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Fit genug für 5000 Meter? Konstanze Klosterhalfen wird es in Eugene schwer haben, wie 2019 in die Medaillenränge zu laufen. Eine Corona-Infektion warf die Läuferin zurück.

© dpa/Oliver Weiken

Wenige Medaillenchancen bei der Leichtathletik-WM: Die Deutschen haben das Pech an den Spikes

Große Verletzungssorgen trüben die Stimmung bei den deutschen Leichtathleten. Ein paar Hoffnungsträgerinnen aber könnten die WM für das Team retten.

Auf ihrem Instagram-Account ist eine überglückliche Konstanze Klosterhalfen zu sehen. Die deutsche Langstreckenläuferin bildet mit ihren Händen ein Herz und hält es ins Stadionrund. Ob man die Ausnahmeläuferin auch bei den derzeit stattfindenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften in den USA strahlen sehen wird, ist ungewiss, eher sogar: unwahrscheinlich. Klosterhalfen war im Juni positiv auf Corona getestet worden. In Eugene werde sie über 5000 Meter an der Start gehen, lässt ihr Management ausrichten. „Sie fühlt sich gut, jedoch kam die Corona-Infektion nicht gerade günstig.“

Mit ungünstig ist überhaupt der Zeitpunkt der WM für das deutsche Team in Eugene im US-Bundesstaat Oregon gut beschrieben. Noch bevor eine Entscheidung bei der WM fiel, hatte es etliche Rückschläge für den ohnehin gebeutelten Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gegeben. Eine der wenigen Hoffnungen auf eine Goldmedaille, der Speerwerfer Johannes Vetter, musste bereits vor Wochen seine WM-Teilnahme wegen Schulterproblemen absagen. „Es ist schwer zu sagen, wann ich wieder Wettkämpfe bestreiten werden kann.“

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Verletzungen vor großen Events treffen in der Regel jede Nation. Doch Deutschland hat in diesem Jahr besonderes Pech. So werden der DLV-Auswahl um Cheftrainerin Annett Stein etliche Medaillenkandidatinnen und -kandidaten fehlen. Deutschlands beste Speerwerferin Christin Hussong wird in Eugene ebenso nicht dabei sein wie die Ex-Vizeweltmeisterin im Siebenkampf, Carolin Schäfer, und der Olympiazweite im Gehen, Jonathan Hilbert. Am Freitag meldete der DLV noch das WM-Aus für die Kugelstoßerin Sara Gambetta (Virusinfektion) sowie die Sprinterin Yasmin Kwadwo (muskuläre Probleme).

Als wäre das nicht ärgerlich genug, treten noch etliche Athletinnen und Athleten geschwächt an. Neben Konstanze Klosterhalfen betrifft das die Hindernisläuferin Gesa Krause. Die WM-Dritte von 2015 und 2019 spürt immer noch die Nachwirkungen einer Erkältung. Bei ihrem Saisonstart vor zwei Wochen in Stockholm lief sie in 9:44,44 Minuten eine enttäuschende Zeit (ihre Bestzeit: 9:03,30 Minuten). Die folgenden Finals in Berlin ließ sie aus.

Weltmeister Niklas Kaul hatte zuletzt Verletzungspech

Von seiner Bestform noch ein Stück entfernt ist auch Niklas Kaul. Der Zehnkämpfer, der vor drei Jahren in Doha sensationell Weltmeister geworden war, hatte in den vergangenen Jahren großes Verletzungspech. Immerhin schaffte er jüngst in Götzis die EM-Norm für München. Doch auch in Götzis hatte er mit seinem Körper zu kämpfen, wegen Schmerzen im Sprungfuß musste er den Hochsprung abbrechen.

Die Meldungen aus dem DLV-Lager lassen nichts Gutes für Eugene erhoffen. Cheftrainerin Stein will deshalb keine großen Erwartungen aufkommen lassen. Natürlich sei man geschwächt, sagte sie. Sie hofft, dass die wenigen verbliebenen Anwärter ihre Chance nutzen – und es ein paar Überraschungen gibt.

Die aussichtsreichste Athletin ist Malaika Mihambo. Die Weitspringerin hatte in den vergangenen Monaten Verletzungspech, doch zuletzt fand die Olympiasiegerin fast zurück zu alter Form. Mit einer Weite von 7,09 Metern führt sie derzeit die Jahresweltbestleistung an. Eine Medaille könnte auch für die Potsdamerin Kristin Pudenz herausspringen. Die Diskuswerferin besticht durch Konstanz. Sollte die US-Amerikanerin Valarie Allman ihre Bestform erreichen, dürfte der Sieg für Pudenz kaum in Frage kommen, aber ein Platz auf dem Treppchen ist erwartbar.

Zu den Überraschungskandidat:innen zählen die Staffel über 100 Meter der Frauen mit einer wiedererstarkten Gina Lückenkemper sowie der Stabhochspringer Bo Kanda Lita Bahre, der bei den Finals in Berlin 5,90 Meter übersprang.

Ein paar Funken Hoffnung gibt es also durchaus, mehr aber auch nicht. Dies dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass schon am 15. August, drei Wochen nach der WM in Eugene, die Leichtathletik-Europameisterschaften in München anstehen. Für fast alle deutschen Athletinnen und Athleten bilden die Wettkämpfe in der bayrischen Landeshauptstadt den Höhepunkt im diesjährigen Wettkampfkalender.

In München dürfte die öffentliche Aufmerksamkeit hierzulande um ein Vielfaches höher sein als bei den Wettkämpfen mitten in der Nacht in Eugene. Außerdem sind die Chancen auf Edelmetall wesentlich höher, weil in den meisten Disziplinen die besten Athletinnen und Athleten nicht aus Europa kommen. Insofern: Eine magere WM-Bilanz wäre für die Deutschen wohl verschmerzbar.

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