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Bayern stoppen. Jonathan Malu (r.) und Alba Berlin gelang das im Play-off-Viertelfinale 2017 nicht. München, hier mit Anton Gavel, siegte 3:1.

© Andreas Gebert/dpa

Basketball Play-offs: Was im Finale gegen Bayern München für Alba Berlin spricht

In der Finalserie gegen Bayern München wollen Berlins Basketballer nach zehn Jahren wieder den Titel holen. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht.

Bayern München und Alba Berlin duellieren sich ab Sonntag, 15 Uhr, um die deutsche Basketball-Meisterschaft. In den Play-offs, die im Modus „Best-of-Five“ ausgespielt werden, darf der Hauptrundenerste aus München das erste Spiel in der heimischen Sedlmayer-Halle austragen, am Donnerstag, 19 Uhr, kommt die Serie dann nach Berlin. Viermal spielte Alba gegen Bayerns Werfer in den Play-offs, viermal siegten die Roten, zuletzt im Viertelfinale 2017. Ein Ausblick, warum es diesmal anders laufen könnte.

Ausgangslage

Mal wieder hieß es bei Alba Berlin: Umbruch. Vor der Saison kamen ein neuer Trainer und neue Spieler. Oft schon klammerten sich die Alba-Anhänger in den vergangenen Jahren an den Umbruch, weil das Alte nicht klappte und das Neue – so dachten sie – schlimmer nicht sein würde. Doch allzu oft brachte der Umbruch eben nichts Neues in der Hinsicht, dass Alba mal wieder ein Kandidat für die Meisterschaft sein würde. Diese Saison aber ist alles aufgegangen.

Mit dem hoch renommierten Trainer Aito Garcia Reneses spielt Alba so schön und so erfolgreich wie lange nicht. Und das – wie Albas Manager Baldi immer betont –, obwohl der Etat der Münchner jenen von Alba um ein Mehrfaches übersteigt. Eben weil der Etat von Bayern München im Vergleich zur Konkurrenz mit Ausnahme von Bamberg exorbitant hoch ist, ist der Druck auf die Basketballabteilung beim Fußball-Rekordmeister enorm hoch. Zumal der FC Bayern durch seine Fußballabteilung für Erfolg steht – in der Sportwelt ist gar vom Bayern-Gen die Rede, das für die Siege ursächlich ist. Doch im Basketball sprangen in den jüngeren Vergangenheit gerade einmal zwei Titel heraus. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Jahr 2014 sowie der Pokalsieg in diesem Jahr – beide Male gegen Alba Berlin. Das dürfte den Münchnern Hoffnung machen.

Mannschaft

Die Teams aus Berlin und München könnten unterschiedlicher kaum sein. Alba setzt auf eine junge Mannschaft, in der mit Joshiko Saibou, Niels Giffey und dem aktuell verletzten Tim Schneider drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der engeren Rotation stehen. Die größten Stärken der Berliner sind ihr extrem hohes Tempo, die gute Dreierquote und die Ausgeglichenheit. Das Team ist nicht von einem Star abhängig, sondern kann sich auf viele Spieler verlassen, die angeführt von MVP Luke Sikma abwechselnd Verantwortung übernehmen. Die Münchner spielen zwar einen deutlich langsameren, physischeren Basketball, sind aber auch sehr vielseitig. Wie bei Alba haben fünf Spieler einen zweistelligen Punkteschnitt. Mit dem NBA-erfahrenen Jared Cunningham verfügen die Münchner allerdings über einen Ausnahmekönner, dem die Konstanz fehlt, der Spiele aber fast im Alleingang entscheiden kann – wie im Pokalfinale gegen Alba, als er 28 Punkten machte.

Trainer

Die Berliner und auch bundesweit viele Basketballinteressierten haben sich ein wenig verliebt in Aito Garcia Reneses. Der Spanier ist 71 Jahre alt und strahlt eine unglaubliche Gelassenheit aus. Selten ist er erregt, und wenn seine Mannschaft – was nicht oft vorkommt – mal ein Spiel noch aus der Hand gibt, sagt er meist das Gleiche: Dass er trotzdem zufrieden sei, sein Team halt noch lernen müsse. Aber im Grunde alles okay sei. Reneses ist ein akribischer Basketballlehrer, der auf Kleinigkeiten, technische Feinheiten, großen Wert legt. Im Spiel lässt er seiner Mannschaft Freiräume. Aber sein Motto ist ganz klar: Je schneller wir spielen, desto besser.

In München übernahm Dejan Radonjic im März für Außenstehende sehr überraschend den Trainerposten von Aleksandar Djordjevic. Die Bayern sind für Radonjic die erste Trainerstation außerhalb Serbiens respektive Montenegros. Ein kleines Problem könnte daher die Verständigung sein. Radonjic spricht offenbar kein besonders gutes Englisch geschweige denn Deutsch. Der Montenegriner gilt aber als großer Basketballfachmann. Im Gegensatz zu Reneses setzt er weniger auf Freiheiten als vielmehr auf eine klare Struktur. Radonjic bevorzugt dabei in der Offensive das klassische Pick-and-Roll. In Serbien feierte der 48-Jährige mit seiner strikten Basketballphilosophie große Erfolge und schaffte unter anderem mit Roter Stern Belgrad zweimal das Triple.

Form

Die Formkurve zeigte zuletzt bei beiden Teams in eine ähnliche Richtung. Im Viertelfinale hatten Alba und Bayern mehr Probleme als erwartet, beide Serien gingen über die volle Distanz. Die Münchner lagen gegen Frankfurt sogar 1:2 in Rückstand, steigerten sich dann aber. Im Halbfinale benötigten die Bayern zwar ein Spiel mehr als Alba, sie hatten mit Serienmeister Bamberg aber auch den deutlich schwereren Gegner. Besonders in der heimischen Halle überzeugte der Pokalsieger. In den beiden Halbfinal-Heimspielen erzielte München insgesamt 55 Punkte mehr als Bamberg. Auch Alba gewann gegen das unangenehme Team aus Ludwigsburg zweimal sehr souverän und knackte dabei jeweils die 100-Punkte-Marke. „Gegen Ludwigsburg haben wir unseren Rhythmus wiedergefunden, nachdem es gegen Oldenburg sehr schwer war“, sagte Albas Sportdirektor Himar Ojeda.

Prognose

Für Alba spricht, dass die Berliner zuletzt mehr Euphorie und Spaß am Basketball vermitteln konnten als Gegner Bayern. Wenn die junge Berliner Mannschaft mal ins Rollen kommt, ist sie kaum zu bremsen. Für München spricht, dass die Bayern einen wesentlich erfahreneren Kader haben, der – wie im Pokalfinale dieses Jahr – in engen Situation Vorteile hat. Zudem haben die Münchner Heimvorteil. Dennoch: Alba Berlin macht den frischeren und lebendigeren Eindruck in dieser Saison. Der Meistertitel geht nach zehn Jahren mal wieder nach Berlin.

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