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Neil Robertson feiert sein Maximum Break, verlor wenig später sein WM-Achtelfinale aber dennoch.

© dpa

Liebeserklärung an einen Sport: Warum Snooker so faszinierend ist

Bei der WM beginnt am Sonntag das Finale zwischen Ronnie O'Sullivan und Judd Trump. Unabhängig davon, wer es gewinnt, hat dieses Turnier wieder begeistert.

Snooker ist wie fast jede Sportart: Man findet sie spannend oder langweilig. Es ist ein Spiel, das auf den ersten Blick relativ eintönig daherkommt und aus ständigen Wiederholungen zu bestehen scheint. Rot in die Ecktasche links, Schwarz in die Ecktasche rechts – wer Snooker nicht regelmäßig verfolgt, für den sieht das relativ öde aus.

Und doch ist jeder einzelne Frame anders. Es gibt immer wieder ähnliche Positionen der Kugeln auf dem Tisch, aber doch fast keine, die exakt einer anderen gleicht. Und das macht bei einem Spiel, in dem höchste Präzision gefordert ist, eine Menge aus. Dazu bietet Snooker verschiedene Spannungsbögen. Es gibt scheinbar endlose Safety-Duelle, die einen Frame schon mal über eine Stunde lang werden lassen können.

Und dann sind da die schnellen Entscheidungen, in denen ein langer Einsteiger reicht, um das Bild auf dem Tisch zu öffnen. Unvergessen ist das Maximum Break von Ronnie O’Sullivan bei der WM vor 25 Jahren, in dem der Engländer in nur 5:08 Minuten zu jeder roten Kugel die schwarze versenkte und am Ende auch noch alle farbigen. 147 Punkte am Stück – es ist der Traum jedes Snookerprofis.

Bei der diesjährigen WM in Sheffield, wo am Sonntag und Montag das Finale im legendären Crucible Theatre ausgetragen wird, schaffte Neil Robertson das Maximum. Als er die letzte Kugel versenkt hatte, riss der Australier die Arme hoch und jubelte wie ein Fußballspieler nach einem besonders wichtigen Tor. Es sind Momente, in denen Snooker vom Denksport zum emotionalen Spiel wird. Und die doch so flüchtig sein können, Robertson verlor später das Match gegen Jack Lisowski.

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Insgesamt trifft es der Vergleich mit dem Schach sehr gut. Beim Snooker ist das Versenken gar nicht einmal die ganz große Kunst. Es geht darum, die Stellung zu halten – das heißt den Spielball so zu kontrollieren, dass die nächste Kugel gut spielbar bleibt. Mitunter müssen die Profis mehrere Stöße im Voraus durchdenken, so wie Schachspieler ihre Züge auf dem Brett.

Wer selbst einmal ein Queue in der Hand gehalten und die Dimensionen eines Snookertischs erfasst hat, weiß, wie herausfordernd dieses so leicht aussehende Spiel tatsächlich ist (und dass die Taschen in Wirklichkeit viel kleiner sind, als sie im Fernsehen erscheinen). Es lässt die Hochachtung vor den Profis steigen und erhebt ihren Sport in gewisser Weise sogar zur Kunstform.

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Und dann sind da natürlich die Protagonisten. Dass die besten Spieler fast alle aus Großbritannien stammen – im WM-Halbfinale standen zwei Engländer, ein Waliser und ein Schotte, spielt beim Publikum fast keine Rolle. Snookerprofis sind eine eigene Marke, wer es zu etwas bringen will, legt sich beizeiten einen Spitznamen zu, damit er bei den Turnieren wie die Boxer beim Einmarsch mit Kampfnamen angekündigt werden kann.

Das entbehrt durchaus nicht einer gewisser Komik, was bei diesem sonst eher ernsten und vornehmen Spiel eine nette Abwechslung ist. Denn oberstes Prinzip beim Snooker ist die Fairness – zumindest während eines Spiels. Wer ein Foul begeht, meldet dies von sich aus dem Schiedsrichter, der Umgang untereinander ist respektvoll und passt zum Outfit der Profis – schwarze Schuhe, feine Hose, Weste und die obligatorische Fliege.

All das zusammen macht Snooker einzigartig. Wer sich darauf einlässt – egal, ob als stiller Beobachter vor dem Fernseher oder live bei einem Turnier, wird es ganz sicher nicht bereuen.

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