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Gute Laune: Krzysztof Piatek ist Herthas Hoffnungsträger.

© Annegret Hilse/REUTERS

Vor dem Pokalspiel gegen Schalke 04: Krzysztof Piatek soll Herthas Sehnsüchte stillen

Einmal Pokalfinale im Olympiastadion – Zugang Krzysztof Piatek lässt Hertha BSC träumen. Im Achtelfinale gegen Schalke 04 dürfte er in der Startelf stehen.

Als alles gesagt war, schlenderten Krzysztof Piatek und Jürgen Klinsmann Seit an Seit hinüber zum Kabinentrakt. Der 24 Jahre alte Pole ist vielleicht Herthas wertvollste Zugang unter all den teuren Zugängen, die der Berliner Bundesligist zuletzt vermeldete. Nur wenige Stunden nach seiner Ankunft hatte er am Freitagabend eine halbe Stunde gegen Schalke 04 sein Können andeuten können.

Wichtiger noch: Als Klinsmann den Neuen ins Spiel warf, animierte dessen Tordrang die gesamte Mannschaft. Am Ende blieb es bei einem 0:0, mit dem die Berliner besser leben können als der Tabellensechste aus Gelsenkirchen. Genau dort aber werden beide Teams sich am Dienstagabend wiedersehen. Es geht dann im DFB-Pokal um den Einzug ins Viertelfinale.

Für Hertha BSC soll der Pokalsieg her

„Wir wollen das Ding gewinnen“, schmetterte Klinsmann vom Podium des Medienraums herab. Dieses Mal aber mit Krzysztof Piatek in der Startformation. Ganz so explizit sagte der Trainer von Hertha BSC es nicht, aber ja, man könne schon davon ausgehen. Spricht ja auch alles für den Burschen, den sie vom AC Mailand geholt haben.

Drei Stürmer saßen Montagmittag auf dem Podium aufgereiht. Weltmeister Klinsmann, Herthas Toptorjäger Michael Preetz und eben Piatek, von dem die anderen beiden Ehemaligen inständig hoffen, dass er mal so gut wird wie sein Landsmann Robert Lewandowski.

„Robert ist der Beste in Deutschland und einer der besten Torjäger der Welt“, sagte Piatek. Er kenne ihn gut aus dem Nationalteam, er schaue sehr genau auf den inzwischen 31-Jährigen vom FC Bayern. Nun aber sei er erst einmal „froh, hier zu sein. Ich hoffe, bald in der Champions League zu spielen, das ist der Plan“, sagte der 24-Jährige. Wenn er so unbekümmert auch auf dem Rasen drauflosspielt, wie er am Montag auf Englisch erzählte, könnte es wirklich was werden.

Schritt nach vorne: Mit Krzysztof Piatek soll auch der zuletzt dürftige Fußball der Berliner endlich besser werden.
Schritt nach vorne: Mit Krzysztof Piatek soll auch der zuletzt dürftige Fußball der Berliner endlich besser werden.

© Odd Andersen/AFP

Das war nicht immer so, wenn man an jene Erfahrungen zurückdenkt, die Hertha in der nicht allzu fernen Vergangenheit mit polnischen Stürmern gemacht hat. Erinnert sei hier an Artur Wichniarek und Piotr Reis, die beide keinerlei Spuren in Berlin hinterließen. Selbst wenn sie wie Wichniarek gleich zweimal (2003 bis 2006 und 2009 bis 2010) die Gelegenheit dazu hatten.

Bei Piatek, so Michael Preetz, sei alles anders, „er ist ein klassischer Torjäger. Er ist ein Spieler, der dafür lebt, Tore zu schießen“, sagte der 51-Jährige. Sein Nachnachnachfolger sei körperlich robust, zeige ein gutes Anlaufverhalten, könne sowohl mit dem linken als auch rechten Fuß sowie mit dem Kopf abschließen. „Er ist ein kompletter Stürmer“, warf Klinsmann ein, er würde es allen Verteidigern schwer machen. Für ihn als Trainer sei es aufregend, mit einem wie Piatek arbeiten zu dürfen.

„Im Pokal geht es um Siegen oder Fliegen“

Während Manager Preetz sich sicher ist, dass der neue Stürmer „unser Spiel beleben“ wird, muss Piatek genau das nun zeigen. Vielleicht kann er den Unterschied ausmachen beim Spiel in Gelsenkirchen. So oder so wird es am Dienstag einen Sieger geben. „Im Pokal geht es um Siegen oder Fliegen“, wie es Michael Preetz ausdrückte. „Wir werden alles investieren, um in die nächste Runde einzuziehen.“

Zuletzt stand Hertha aufgrund der schlechten Tabellenplatzierung in der Liga unter dem Druck, Punkte zu sammeln – egal wie. Klinsmann, der Ende November als Trainer angetreten ist, wählte dafür einen sehr defensiv orientierten Ansatz. Das war bisher selten schön, aber durchaus erfolgreich. Zwölf Punkte aus acht Spielen können sich eher sehen lassen als das, was seine Mannschaft insbesondere in der Offensive zeigt.

Gut gemacht: Trainer Jürgen Klinsmann (links) hält viel von seinem neuen Stürmer.
Gut gemacht: Trainer Jürgen Klinsmann (links) hält viel von seinem neuen Stürmer.

© Odd Andersen/AFP

Vielleicht ist der Pokalwettbewerb dazu geeignet, mit Mut, Elan und Draufgängertum ein Spiel zu führen. Das aber würde vermutlich nicht nur die Schalker irritieren, sondern vielleicht auch die eigenen Reihen. Klinsmann will aus dem jüngsten Spiel gegen die Mannschaft von David Wagner seine Schlüsse gezogen haben. Schalkes Trainer hatte nach dem 0:0 in Berlin den Gastgebern eine „eklige Spielweise“ unterstellt. Klinsmann hatte das charmant weggelächelt.

„Wir sind hoch motiviert“, sagte er am Montag, bevor er seine Spieler noch Elfmeterschießen trainieren ließ. Vielleicht braucht man das auch nicht, sondern die Entscheidung fällt vorher. „Chris“, wie Klinsmann Krzysztof Piatek nennt, spiele eine zentrale Rolle. Mit seiner Art, „wie er Bälle vorn festmacht, wie er den Gegner richtig in Unruhe bringt“, sagte Klinsmann. Deshalb sei es wichtig, ihn zu bringen, um mehr Druck auf des Gegners Tor entwickeln zu können.

Herthas Trainer weiß dabei um die Sehnsucht der Hertha-Fans, die sie mit dem Pokalwettbewerb verbinden: Einmal im Finale stehen, das seit 1985 alljährlich im Berliner Olympiastadion ausgetragen wird. „Das ist eine Wertschätzung für Berlin, die Hauptstadt zu sein“, sagte Klinsmann. Das englische Pendant zum DFB-Pokal, der FA-Cup, trage sein Finale im Wembley aus, der Mutter aller Stadien.

„Ein Finale in Berlin, das wünscht sich jeder hier in Berlin“, sagte Herthas Trainer. Deswegen möchte er beim FC Schalke einen „großen Schritt“ machen. Seine Mannschaft und er würden jedenfalls alles unternehmen, um erfolgreich zu sein und auf dem Weg nach Berlin weiterzumarschieren, um im Idealfall das Finale am 23. Mai im heimischen Olympiastadion zu erreichen und endlich nach dem so ersehnten Titel zu greifen. Dafür könne es in Gelsenkirchen am Dienstagabend „gern auch ein bisschen eklig“ zugehen, wie Klinsmann sagte. Mehr gab es nicht zu sagen.

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