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Alles im Griff. Claudio Pizarro brachte Schwung ins Spiel der Bremer.

© Reuters

TSG Hoffenheim - Werder Bremen 1:3: Vom Gag zum Märchen

Claudio Pizarro wird spät eingewechselt und führt Werder Bremen zum 3:1-Sieg bei der TSG Hoffenheim.

Unterschiedlicher hätten die Stimmungsbilder kaum ausfallen können. Kevin Kuranyi schlich mit frustriertem Gesicht aus der Rhein-Neckar-Arena und wirkte wie ein Ersatzspieler, der keine besondere Rolle spielt. Dabei sollte der 33-Jährige nach seiner Rückkehr aus Russland eine Art Führungsspieler bei den Hoffenheimern werden. Nach dem 1:3 (0:1) der TSG gegen Werder Bremen, der dritten Saisonniederlage, wachsen Zweifel, ob der ehemalige Nationalspieler nach fünf Jahren in Moskau noch die Dynamik entwickeln kann, um den Erwartungen gerecht zu werden. Zur Pause musste der wirkungslose Kuranyi auf die Bank.

Ganz anders verhält sich die Sache bei Claudio Pizarro. Märchenhafter hätte das erste Spiel des 36-Jährigen für Werder Bremen kaum ausfallen können. Was bisher wie ein PR-Gag wirkte, hat sich in einen zählbaren Erfolg verwandelt.

„Es war wie ein Signal, dass wir auf Sieg spielen“

Als Pizarro knapp zehn Minuten vor Schluss eingewechselt wurde, setzte das bei den Bremern Kräfte frei. „Es war wie ein Signal, dass wir auf Sieg spielen“, sagte Zlatko Junuzovic, der nach der Werder-Führung kurz vor der Pause auch das 3:1 in der Nachspielzeit erzielte. Viel entscheidender aber war Pizarro, der kürzlich zum dritten Mal in seiner Karriere bei Werder angeheuert hatte. Pizarro passte in der Nachspielzeit zu Anthony Ujah, der zum 2:1 traf. Werder – oder besser Pizarro – drehten innerhalb von drei Minuten ein Spiel, in dem Hoffenheim nach einer erschreckend schwachen ersten Hälfte kurz vor einem Remis stand.

Als habe man mit dem Peruaner einen Zauberer mit besonderen Fähigkeiten verpflichtet, hatte sich in den Tagen vor seinem ersten Einsatz in Bremen eine Pizarro-Hysterie entwickelt. Im Verein sorgte man sich bereits um die Erwartungs-Last, die Pizarro tragen musste.

Schon vor der Partie feierten die Werder-Fans den 36-Jährigen mit Gesängen. Und nach dem zweiten Saisonsieg schwollen die aufmunternden Rufe zu einem beeindruckenden Chor an. „Claudio Pizarro“ hallte es durch die TSG-Arena. Der Held ließ sich von der Euphorie zu mutigen Aussagen tragen. „Vielleicht schaffen wir es in den Uefa-Cup“, sagte Pizarro. Soweit wollte Skripnik nicht gehen, aber „Pizza ist genau der Mann, den wir in der Kabine brauchen. Mit diesem berühmten Mann hat es geklappt.“ An der Seite von Ailton war Pizarro einst zu einer Art Kultfigur geworden. „Was früher Tony und Pizza war, ist jetzt Anthony und Pizza“, scherzte der Rückkehrer über seine Zusammenarbeit mit Anthony Ujah vor dem Treffer zum 2:1.

In der ersten Hälfte sah es noch so aus, als bräuchten die Bremer Pizarro nur als Motivationsfigur. Hoffenheim verlor viele Bälle und Zweikämpfe, Bremen war das bessere Team. Erst nach dem Rückstand und der Auswechslung des schwachen Kuranyi gelang Eduardo Vargas der Ausgleich, bis zu Pizarro Einwechslung stand es 1:1.

„Ich wusste, er zieht zumindest Aufmerksamkeit auf sich“, sagte Skripnik. Als Pizarro in der entscheidenden Szene am Ball war, stürzten sich die TSG-Verteidiger auf ihn. Anthony Ujah stand zwei Meter daneben und traf nach dem überlegten Querpass des Peruaners.

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