zum Hauptinhalt
Höllentour. Die Fans aus Kaiserslautern gelten als reisefreudig. Schon beim Auswärtsspiel in Meppen machten sie sich zahlreich auf den Weg. Für das Spiel gegen Viktoria in Berlin waren die Karten für den Auswärtsblock rasch vergriffen.

© Marco Steinbrenner/Imago

Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern: Viktoria 89 ist fremd im eigenen Stadion

Aufsteiger Viktoria 89 Berlin ist nach zwei Siegen Spitzenreiter der Dritten Liga – trotzdem droht gegen den früheren Deutschen Meister eine Auswärtskulisse.

Mehr als 3000 Karten waren am Samstag bereits für das Drittliga-Spiel zwischen Viktoria 89 Berlin und dem 1. FC Kaiserslautern am Sonntagmittag (13 Uhr) verkauft. Wie viele es am Ende werden, steht noch nicht fest, denn Tickets sind am Spieltag auch noch an den Stadionkassen erhältlich. Bis zu 5000 Zuschauer sind dank einer Ausnahmegenehmigung des Berliner Senats möglich, nachdem schon Anfang der vergangenen Woche die ursprünglich verfügbaren 1800 Karten ausverkauft waren.

„Natürlich ist das ein Thema für uns“, sagt Viktorias Trainer Benedetto Muzzicato. „Man spielt dieses Spiel einfach am liebsten vor Zuschauern.“ Da sei es auch fast schon egal, ob die Stimmung für oder gegen einen sei. Etwa die Hälfte aller verkauften Karten dürfte an die Gästefans gehen. Der offizielle Gästeblock war schnell restlos ausverkauft.

Angst vor einer Auswärtskulisse hat Muzzicato trotzdem nicht. In Braunschweig (4:0) und beim Testspiel gegen RB Leipzig (0:1) am vergangenen Wochenende habe seine Mannschaft schon vor jeweils mehr als 6000 gegnerischen Fans bestanden. Jetzt freut er sich auch auf viele Zuschauer im heimischen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark: „Ich glaube, dass es einfach eine super Sache für Berlin an sich ist, dass hier Drittligafußball angeboten wird und da wirklich 5000 Leute zuschauen können.“

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]

Ob das die Berliner genauso sehen? Den Sieg zum Saisonauftakt gegen Viktoria Köln sahen gerade Mal etwas mehr als 1000 Zuschauer. Dass die neue Heimspielstätte in Prenzlauer Berg, vom eigentlichen Stammsitz in Lichterfelde aus gesehen, fast am anderen Ende der Stadt liegt, könnte ein Grund sein.

Sollte Viktoria tatsächlich alle Tickets verkaufen, wäre der Jahn-Sportpark zu etwa einem Viertel gefüllt. Im Berliner Vergleich ist das immer noch recht wenig. Der 1. FC Union durfte am Samstag 11.006 Zuschauer beim ersten Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen begrüßen. Damit war die halbausgelastete Alte Försterei ausverkauft. Hertha darf nächstes Wochenende beim Spiel gegen Wolfsburg sogar auf 25.000 Zuschauer hoffen, was im Olympiastadion etwa einer Auslastung von einem Drittel entspricht.

Sporthistorisch gesehen treffen am Sonntag im Jahn-Sportpark Gegensätze aufeinander. Während sich der Berliner Aufsteiger über seine erste Drittligasaison freut, hadert man beim viermaligen Deutschen Meister aus Kaiserslautern auch im vierten Jahr der Ligazugehörigkeit noch immer mit der Spielklasse. „Ich wäre jetzt auch ganz gerne schon an der Stelle von Viktoria Berlin“, sagte Kaiserslauterns Trainer Marco Antwerpen, dessen Mannschaft nach drei Pflichtspielen immer noch auf das erste Tor der Saison wartet.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Das Wort „schon“ zeigt, wie hoch der Anspruch am Betzenberg weiterhin ist, trotz Platz 14 im Vorjahr und eines Insolvenzverfahrens im Jahr davor. Lautern hat immer noch einen der teuersten Kader der Liga. Anfang der Woche unterlag der FCK im DFB-Pokal dem Bundesligisten Borussia Mönchengladbach nur knapp mit 0:1. Ein Drittel der Drittligatrainer tippte die Mannschaft vor der Saison als kommenden Aufsteiger – Benedetto Muzzicato gehörte nicht dazu: Er legte sich auf 1860 München, Saarbrücken und Eintracht Braunschweig fest.

Dass Viktoria aktuell – auch wenn erst zwei Spieltag vorüber sind – selbst an der Spitze der Liga steht, ist kein Zufall. „Wille, Einsatz, Engagement, Intensität“, diese Tugenden erwarte Muzzicato in jedem Spiel von seiner Mannschaft, egal wie der Gegner heißt. „Viktoria hat sehr kaltschnäuzig, sehr frech gespielt“, sagte Braunschweigs Trainer Michael Schiele nach der Niederlage gegen den Aufsteiger vor zwei Wochen. Muzzicatos Matchplan ging voll auf: „Jeder, der uns spielen sieht, sieht auch, dass wir Fußball spielen und mutig sein wollen.“

Luca Füllgraf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false