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Heinrich Popow holte sich mit 6,72 Metern den Weltrekord.

© p-a/dpa

Integratives Sportfest in Leverkusen: Vier Weltrekorde und eine Olympia-Norm

Beim Integrativen Sportfest in Leverkusen starteten olympische und paralympische Athleten zusammen in teils hochklassigen Leichtathletik-Wettkämpfen.

Es war eine ganz besondere Veranstaltung am Freitag in Leverkusen. „In diesem Jahr nehmen sogar erstmals Gehörlose von der DJK Rheinkraft Neuss teil“, sagte Jörg Frischmann, Geschäftsführer der Behindertensportabteilung: „So integrativ war das Sportfest noch nie.“

Nicht nur deutsche Spitzenathleten zählten zu den Startern beim Integrativen Sportfest des TSV Bayer 04 Leverkusen. In der Italienerin Martina Caironi, den Südafrikanern Ilse Hayes, Fanie van der Merwe und Arnu Fourie sowie dem Briten Richard Whitehead waren auch internationale Paralympics-Sieger ins Manforter Stadion gekommen. Das erste spannende Duell lieferten sich Heinrich Popow und Whitehead, der in London 2012 wegen seines einzigartigen Laufstils für Aufsehen gesorgt hatte. Nur ein unzulässiger Rückenwind verhinderte, dass der Brite den Weltrekord des Leverkuseners mitnehmen konnte.

Kober gelingt ein Weltrekord

Popow hatte sowieso andere Pläne: Nachdem er erst eine Woche zuvor den Deutschen Rekord auf 6,53 Meter verbessert hatte, holte er sich im heimischen Stadion mit 6,72 Metern den Weltrekord. „Im Training hat alles darauf hingedeutet. Da geht noch mehr“, sagte er im Hinblick auf die Paralympics im September in Rio. Der Deutsche Meister im Weitsprung, Alyn Camara, versuchte sich nur zwei Tage nach dem Qualifikations-Aus bei den Europameisterschaften in Amsterdam an der Olympia-Norm, schaffte es mit 7,87 Meter aber nicht.

Die zweifache Paralympics-Siegerin Birgit Kober, die nach Rio von Leverkusen zur neuen Behindertensportabteilung von 1860 München wechselt und daher offiziell verabschiedet wurde, gab ein Warnsignal an ihre internationale Konkurrenz: In ihrer neuen F36-Klasse stieß sie die Kugel auf 11,52 Meter – Weltrekord. „Ich habe viel trainiert und bin so darauf fixiert, elf Meter zu stoßen, um bei den Paralympics auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Heute hat es gut geklappt“, sagte sie.

Przybylko schafft die Olympia-Norm

Für den dritten Weltrekord der Gastgeber übersprang der 21-jährige Timor Huseni die alte Bestmarke gleich doppelt, sodass er nun 1,73 Meter vorweisen kann. Für die Paralympics reicht das aber nicht, weil seine Startklasse zu wenige Teilnehmer hat. Huseni hat eine Dysmelie an beiden Armen und müsste bei den einseitig armamputierten Hochspringern mitmachen, wo die Norm höher liegt. „Der Weltrekordhalter sollte eigentlich zu den Paralympics dürfen. Aber jetzt probiere ich eben 1,80 Meter zu springen, dann wäre ich in der nächsthöheren Klasse dabei.“

Riesenjubel gab es zum Ende des Hochsprung-Wettkampfs: Der wiedergenesene Mateusz Przybylko flog zwei Tage vor Nominierungsschluss über die geforderte Olympia-Norm von 2,29 Metern und hofft nun, vom Deutschen Olympischen Sportbund für Rio nominiert zu werden. „Das ist so geil – ausgerechnet im ersten Wettkampf nach meiner Verletzung“, sagte er.

Konstanze Klosterhalfen, Deutschlands größte Nachwuchshoffnung im Laufbereich, lieferte sich mit Tanja Spill vom LAV Bayer Dormagen ein packendes 800-Meter-Rennen, in dem beide ihre Bestzeit unterbieten konnten, die Olympia-Norm aber um fünf beziehungsweise 13 Sekunden verpassten. Während Klosterhalfen aber in Rio dabei sein wird, verbesserte sich Spill um über zwei Sekunden, sodass ihr Jubel auch ohne Norm groß ausfiel. Den Schlusspunkt setzte dann wieder Whitehead – über 200 Meter holte sich der Brite den Weltrekord in 23,46 Sekunden, obwohl er sich den ausnahmslos nichtbehinderten Gegnern knapp geschlagen geben musste.

Weltmeisterin Low verletzt sich

Kleine Schockmomente gab es allerdings auch: Weitsprung-Weltmeisterin Vanessa Low musste den Wettbewerb verletzt abbrechen, die deutsche 4x100-Meter-Weltmeister-Staffel mit Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors kam in einem Einlagelauf nur bis zum dritten Wechsel und somit nicht ins Ziel. „Bis dahin lief es gut. Aber lieber das passiert jetzt als in Rio“, sagte Behre, während es für seine Teamkollegen Rehm und Streng nach dem Ende des Wettkampfs inklusiv weiter ging. Wie einige andere Athleten fuhren sie noch am Abend nach Amsterdam, wo sie am Samstagmittag bei einem in die EM der Nichtbehinderten integrierten Para-Event starteten, um mehr Menschen mit dem paralympischen Sport in Kontakt zu bringen. 

Nico Feißt

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