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Godzilla und King Kong des Tennis - Arm in Arm.

© dpa

Nadal gegen Djokovic: Viel Stoff fürs Drehbuch

Rafael Nadal könnte Novak Djokovic mit einem Sieg bei den US Open als Nummer eins der Welt ablösen. "Unsere Matches sind immer besonders aufregend", schwärmt Nadal.

Es liegt wohl an der illustren Ansammlung von Hollywoodsuperstars, Leinwandsternchen und Musikerlegenden, die in der zweiten Woche der US Open nun täglich die Ränge des Arthur-Ashe-Stadiums bevölkern. Von der meterhohen Videowand winken sie der berauschten Menge derart nonchalant zu, dass sich die internationale Presse zu allerlei filmischen Superlativen hinreißen lässt, wenn es um das Endspiel der Männer zwischen den beiden Besten Novak Djokovic und Rafael Nadal am Montag (live bei Eurosport, 23 Uhr MESZ) geht. Da wird vom „Blockbusterfinale“ geschwärmt, vom „Showdown in der Abenddämmerung“ und dass „Godzilla und King Kong“ um die Vorherrschaft in New York kämpfen.

„Unsere Matches sind immer besonders aufregend“, schwärmte Nadal, „sie sind so speziell, weil wir uns beide ans absolute Limit treiben.“ Ganz großes Kino ist das, hätte der Mallorquiner auch sagen können.

Doch es hätte nicht viel gefehlt, und aus dem Gigantenduell von Flushing Meadows wäre nichts geworden. Nadal hatte seinen Teil der Verabredung recht ordentlich gegen den Franzosen Richard Gasquet in drei Sätzen eingehalten, ohne Glanz, allerdings auch ohne jegliches Zittern. Anders jedoch Djokovic. Denn wenn der Verlierer einer Partie am Ende von 24 000 Zuschauern minutenlang mit stehenden Ovationen gefeiert wird, hat dieser offensichtlich ziemlich viel richtig gemacht. Und Stanislas Wawrinka hatte im Halbfinale eigentlich alles richtig gemacht, den Serben über weite Strecken wie einen Laien aussehen lassen. Und vielleicht sorgte das Flair der James-Bond-Verkörperung Sean Connery auf der Tribüne dafür, dass es wohl niemanden überrascht hätte, wenn Wawrinka schließlich seine Tarnmaske abgenommen hätte und Roger Federer darunter zum Vorschein gekommen wäre. Denn er spielte teilweise so gut wie sein Schweizer Landsmann in dessen Glanzzeiten. „Ich habe viel besser gespielt als Novak“, stellte Wawrinka nach seiner Fünfsatzniederlage in seinem ersten Grand-Slam-Halbfinale ernüchtert fest, „aber er ist ja nicht umsonst die Nummer eins.“

Die Nebenrolle hatte dem großen Djokovic beinahe die Show gestohlen, und es war alles geboten, was ein gutes Hollywooddrama ausmacht: Spannungswechsel, zertrümmerte Schläger und ein Aufschlagspiel Wawrinkas im fünften Satz, das zwölfmal über Einstand ging und 21 Minuten dauerte. Da war der Schweizer bereits am Ende seiner Kräfte. Djokovic nutzte das aus.

Genau deshalb ist der Serbe seit zwei Jahren fast durchgehend Führender der Weltrangliste. Doch von Platz eins könnte ihn sein Erzrivale Nadal bis zum Saisonende vertreiben. Schon deshalb liegt im heutigen Finale noch eine zusätzliche Dramatik. „Rafa ist im Moment in der besseren Position“, sagte Djokovic, „aber ich will meinen Platz um jeden Preis verteidigen.“ Zum 37. Mal treffen die beiden aufeinander, Geheimnisse gibt es nicht mehr zwischen ihnen. Nadal liegt im direkten Vergleich mit 21:15-Siegen vorne, davon mit 7:3 bei Grand Slams. Dafür hatte Djokovic auf Hartplatz bisher mit 11:6 die Nase vorne. Bei ihren beiden Begegnungen in den Endspielen der US Open gewann 2010 Nadal, im Jahr darauf der Serbe.

„Wenn ich ehrlich bin, würde ich lieber gegen jemand anderen spielen“, witzelte Nadal, doch zu verstecken braucht sich der zwölfmalige Grand-Slam-Champion sicher nicht. Denn nicht nur sein Comeback in dieser Saison – bei seinen zwölf Turnieren stand der Spanier in elf Endspielen und gewann neun Titel – schreit nach Superlativen. Noch beeindruckender ist dabei Nadals makellose Bilanz von nun 21 Siegen auf Hartplatz, denn das war nie sein Lieblingsbelag. Doch während seiner siebenmonatigen Zwangspause hat der 27-Jährige akribisch an seinen Schwächen gefeilt. Ein Vergleich seiner Werte bei den US Open von 2010 und diesem Jahr belegt, dass sich Nadal in fast allen Bereichen deutlich verbessert hat.

„Er spielt derzeit auf Hartplatz so gut wie nie zuvor“, sagt Djokovic. Der Showdown im Duell um die Nummer eins ist also eingeläutet, mit reichlich Stoff für ein gutes Drehbuch.

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