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Bis 2007 liefen die Berlin Thunder in der NFL Europe auf. Jetzt sind sie zurück.

© imago/Oliver Schneider

Verwirrung um die Berlin Thunder: Ein Donnerschlag

Zum Start der neuen Football-Liga EFL kehren die Berlin Thunder zurück. Bis zum Kick-Off am 20. Juni gibt es noch viele Baustellen.

„Wir sind stolz, dass die Thunder zurück nach Berlin kommen“, sagt Zeljko Karajica, CEO der European League of Football (ELF). Das Team ist eines von acht Mannschaften aus drei Ländern, die in der neu gegründeten Liga antreten. Zwischen 1999 und 2007 spielten die Thunder schon mal Football in Berlin, damals in der NFL Europe. Berlin sei eine Stadt „mit langer Football-Historie“ und Fans, „die auf diesen Moment 14 Jahre gewartet haben“, teilte der Liga-Commissioner Patrick Esume am Montag mit.

Bis zum Start der neuen Liga müssen noch einige offene Fragen geklärt werden. Und auch bei der Berliner Mannschaft gibt es derzeit noch Fragezeichen. In Berlin wird gerätselt, wer hinter den Thunder steckt. Roman Motzkus mit der Berliner Football Betriebsgesellschaft (BFB) ist es jedenfalls nicht.

Motzkus wurde am Montag selbst von der Meldung überrascht. Dabei galt die BFB als erster Ansprechpartner für die ELF in Berlin. Die BFB wurde vergangenen Oktober gegründet, um ein Berliner ELF-Team zu finanzieren. Zuletzt ging Motzkus allerdings davon aus, dass die Liga ohne Berliner Beteiligung stattfinden werde, die Verhandlungen waren ins Stocken geraten. „Uns wurde nicht zugetraut, das Projekt zu stemmen“, sagte die Berliner Football-Größe dem Tagesspiegel.

Auch er weiß nicht, wer hinter den reaktivierten Berlin Thunder steht. „Berlin ist eine verdammt große Stadt. Es wäre geradezu fahrlässig, nicht parallel an Alternativen zu arbeiten“, kommentiert Karajica. Wer hinter den Thunder steht, werde in den nächsten Tagen oder Wochen bekannt gegeben.

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Monatelang hatten BFB und ELF über einen Franchisevertrag verhandelt. Wie bei der nordamerikanischen Profi-Liga NFL will die ELF alle Teams zentral vermarkten. Der Vertrag ist „der kleinste gemeinsame Nenner“, so Karajica. „Wir sind uns schlicht und ergreifend nicht einig geworden. Das ist doch normal“, erklärte er zu den gescheiterten Verhandlungen mit der BFB.

Die BFB, sagt Motzkus, werde jetzt schnellstmöglich „glatt gezogen und liquidiert“. Mit 50 von 60 Spielern für den Kader sei man sich bereits einig gewesen, habe allerdings mit der Vertragsunterschrift gewartet, bis Klarheit in Sachen Franchisevertrag herrsche. Im Nachhinein eine glückliche Entscheidung.

Viele Fragezeichen zum Ligastart

Am 1. Mai beginnt das Ligajahr. Acht Teams, sechs davon aus Deutschland, treten gegeneinander an. „Wir gehen davon aus, dass wir spielen“, sagt Karajica. Dabei brauchen selbst in der NFL die Spieler mindestens sechs Wochen Vorlauf, um Spielzüge, Läufe und Blöcke einzustudieren. Eine kürzere Vorbereitung sei auch körperlich ein großes Risiko für die Spieler, findet Motzkus.

Ein weiteres Problem: Trainings- und Spielstätten sind selten in Berlin. Eine geplante Kooperation mit den Berliner Adlern, die Motzkus’ Team eine Trainingsstätte gesichert hätte, hat sich durch die gescheiterten Verhandlungen zerschlagen.

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Das größte Fragezeichen aber betrifft den Spielbetrieb an sich. Aktuell ist die ELF noch nicht als Profi-Liga anerkannt; die Spieler dürften unter den momentanen Corona-Regeln weder trainieren noch spielen. Zumal der American Football Verband Deutschland (AFVD) der neuen Liga nicht gerade positiv gegenübersteht. „Wir haben noch drei Monate, wollen unsere Hausaufgaben machen und den Beweis antreten, dass eine Liga möglich ist“, sagt Karajica, der auch beim FC Viktoria 89 mitmischt.

Bis auf den Namen haben das alte und neue Team der Thunder wenig gemeinsam. Und auch die neue Liga versucht, sich vom Vorgänger abzugrenzen. Die NFL Europe wurde aus New York geführt, es spielten fast nur Amerikaner. In der ELF gibt es dagegen eine Ausländer-Regel – um deutschen Spieler die Chance auf Spielzeit und den Fans auf Identifikation zu geben.

Luca Füllgraf

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